Bekenntnisbuch: Rächer
Hunter brach vor einigen Jahren wie eine Horde Wickinger in die World of Darkness ein. Einmal mehr mußten sich die düsteren Kreaturen der World of Darkness mit einem neuen Gegenspieler arrangieren: den besselten Jägern¸ die zwar sterbliche Menschen sind¸ aber wie die Gypsies der Gefahr ins Auge blicken können und über sehr unmenschliche Gaben verfügen. Für die ersten Werwölfe¸ Magi¸ Vampire und Feen¸ die der neuen Gefahr zum Opfer fielen¸ müssen die Jäger wie Tollwütige vorgekommen sein. Und der Überraschungseffekt war vermutlich der Garant¸ daß ein völlig unerfahrener Jäger überhaupt überleben konnte. Das vorliegende Quellenbuch beschreibt die wohl effektivste Jäger-Fraktion¸ wenn es um die schnelle Beseitigung unnatürlicher Geschöpfe geht: die "Rächer" - im original "Revenger". Wie die meisten Namen der losen Jäger-Gemeinde¸ basieren auch die Namen der Fraktionen auf Erfahrungswerten - und da erscheint Rächer noch gnädig. Hemmungslose Killer wäre wahrscheinlich auch eine passene Bezeichnung gewesen...
Das Erwachen der Rächer hat stets eine gemeinsame Komponente: den raschen Tod der widernatürlichen Kreatur. Dabei setzen Rächer in der Regel unbewußt ihren Zorn ein¸ um ihre gerade in Händen gehaltene Waffe in eine Art heiliges Feuer einzutauchen. Spieltechnisch bedeutet das schweren Schaden¸ von den Händen eines normalen Sterblichen. Autsch. Diese Erkenntnis muß jeder übernatürlichen Kreatur besonders weh tun.
Der größte Teil des Bands ist wie ein Ausflug ins Hunter-Net (speziell Rächer-Mailingliste) gestaltet. Verschiedene Rächer - zumindest geben sie vor¸ welche zu sein - erzählen über eigene Taten und Vorgehensweisen oder die anderer Jäger¸ die nicht ins Hunter-Net schreiben wollen oder können. Diese Aufzeichnungen enthalten viele sinnvolle Tips und Erfahrungswerte für das Vorgehen bei der Vernichtung verschiedenster Monsterarten. Aber es findet sich auch zunehmende Kritik an den sturen¸ undifferentierten Vernichtungsfeldzügen einiger Rächer.
Die Position der meisten Rächer erlaubt wenig Spielraum¸ weil z.B. das Verständnis anderer Jäger-Fraktionen für die "Rettung von Monstern" kaum auf Verständnis stößt. Rächer kooperieren daher meist nur temporär mit Gruppen der anderen Fraktionen und erledigen ihre Arbeit sonst im Alleingang oder mit anderen Rächern. Andere Fraktionen sind für den Rächer ggf. sinnvoll bei der Ausspionierung des Feindes sein oder allgemein als Informationsquellen. Die Rächer dagegen¸ werden immer dann gerne herangezogen¸ wenn Gewalt die einzige Lösung darstellt oder der Schutz der Gruppe durch einen Rächer notwendig erscheint.
Neben zahlreichen Todesarten gibt es eine weitere Gefahr für die besonders charismatische Rächer anfällig erscheinen: die Gründung von Kulten¸ deren Anhänger als Privatarmee und Kanonenfutter verwendet werden.
So richtig gut haben mir die überraschenderweise die vorgestellten Rächer-Konzepte und die Beschreibung "berühmter" Rächer gefallen. Da sind ein paar interesannte Ideen dabei.
Technisches
Die Illustrationen sind okay. Beim Text ist mir aufgefallen¸ daß Feder & Schwert - vermutlich aus atmosphärischen Gründen !? - viele Rechtschreibfehler in die Texte eingebaut hat¸ was den Eindruck des "unüberlegt handelnden Rächers" sehr gut rüberbringt. Mal im Ernst: der Lektor hat schlecht gearbeitet. Entweder wurde hier noch "einen Tag vor Druck" rumgebastelt und dabei versehentlich Fehler eingebettet oder der Lektor hat gepennt. Viele Fehler hätte sogar eine automatische Rechtschreibkontrolle beseitigt¸ deren Einsatz man heutzutage als Minimum voraussetzen darf.
Fazit:
Der Quellenband Rächer ist eine sehr interessante Unterstützung¸ vor allem dann wenn es um die ausgeartbeiteten Rächer-Konzepte geht. Ansonsten gibt es ein paar hilfreiche Tips für die Jagd und den ein oder anderen Hinweis wie man seinen Charakter besser mit Leben füllen kann. Letzteres wird aber eigentlich auch schon ganz gut vom Grundregelwerk und Überlebenshandbuch geleistet¸ weshalb ich auch die Archetypen und NSC am interessantesten fand.
Werft ruhig im Laden mal einen Blick rein und entscheidet dann selbst.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de