Hunter Book: Defender
We know your kind.Surprise¸ surprise¸ wieder einmal liegt ein Dingsbumsbuch für Hunter: the Reckoning vor mir. Hat lange gedauert¸ Scimis Rezi der Avenger war ja nicht wirklich positiv ausgefallen¸ doch spätestens bei der großen 'The Devil Made Us Do This'-Aktion von White Wolf konnte ich nicht mehr 'nein' sagen und habe meinen Schrank mal gehörig aufgestockt¸ weshalb es nun unregelmäßig doch alphabetisch allen Creeds mehr oder minder an den Kragen gehen soll.
You stark and kill defenseless people for your own amusement.
Well¸ not any more.
Not on our watch.
vom Backcover von Defender
Den Anfang machen¸ nach den Avengern¸ die Defender¸ eine Creed¸ die meines Erachtens nach der Lektüre des Grundbuches noch recht dünn geblieben war. Komische Soldaten auf der dünnen Linie¸ die die Menschheit noch vom Untergang trennt¸ sollten sie sein. Nun¸ die Spielerfahrung zeigte¸ dass das nichts war¸ was wirklich zum spielen lockte und es gilt herauszufinden¸ ob das vorliegende Buch das eventuell ändern wird.
Optisch ist es ein gewohntes Hunter Book¸ mit hässlichem Cover (eine Frau mit waffengespicktem Trenchcoat trägt ein Kleinkind fort von einer riesigen Spinne und einer Art Vampir-Affen ... alles klar?) und durchschnittlichem bis gutem Innenartwork.
Es beginnt wie auch seine Artgenossen mit einigen Seiten aus dem Hunter-Net¸ welches somit mal wieder eine neue Unterrubrik bekommen hat. 'Vigil: the Thin Line' ist die Spielwiese der Defender¸ oder Verteidiger wie sie hierzulande heißen¸ ins Leben gerufen von Dole7¸ der uns im Folgenden auch durch das Buch begleiten soll. Alles sehr schön¸ aber auch nichts wirklich Neues oder umwerfendes.
Dann aber folgt die Kurzgeschichte zur Einleitung und plötzlich ist man im Bann des Buches. Sie erzählt von Lupe Droin (aka Cabbie22)¸ der Beschützerin eines Teils ihrer Stadt¸ die darauf stößt¸ das ein Vampir seinerseits Schutz im Austausch gegen 'Blutspenden' verkauft und stellt sich ihm¸ wissend¸ dass es ein ehemaliger Jugendschwarm von ihr ist.
Hier direkt spürt man gleich die Richtung¸ die das Buch einschlägt¸ weg von der brachialen paramilitärischen Verteidungsarmee aus den Grundregeln¸ hin zu einzelnen¸ menschlichen Beschützern wie Kyle Reese aus Terminator oder Gunn aus Angel¸ Leute¸ die sich dagegen wehren¸ dass ihre Heimat¸ ihre Freunde oder irgendetwas dergleichen von den Kreaturen der Nacht korrumpiert werden.
Dieser Stimmung widmen sich dann auch die ersten vier Kapitel¸ die sich¸ ganz im Stile der Reihe¸ wieder komplett In-Time aus einer Diskussionsfolge aus dem Hunter-Net zusammensetzen.
Nachdem die ersten beiden dieser Kapitel noch eher gewohnten Kram liefern¸ etwa die obligatorischen Diskussionen zum Ursprung der Hunter ('sind wir von Engeln erwählt oder doch der nächste Schritt der Evolution')¸ wird es danach richtig interessant.
Hannibal137¸ ein Defender seinerseits¸ schlägt über die Strenge und wird daher von Dole7 zur Diskussion gestellt¸ die Defender bannen ihn von ihrer Liste ... und schlagen richtig Wellen im gesamten Hunter-Net¸ denn diese Form von Maßnahmen gegen ihre eigenen Leute ist neu und nicht jeder ist begeistert von der 'Hauspolizei'.
Die Kapitel liefern eigentlich alles¸ was ich mir von einem Hunter-Buch wünsche. Sie lesen sich authentisch und vermitteln vor allem das Gefühl¸ dass es eben Leute wie 'du und ich' sind¸ die da plötzlich ihren Kampf führen müssen und zeigen erneut die große Unsicherheit¸ die dort um sich greift.
Sind die Hunter im Recht? Sind die Defender im Recht? Sind sie vielleicht sogar notwendig?
Spannend präsentierte Fragen die vor allem eines erreichen: die Defender werden richtig interessant und sind so etwas wie die typische Bürgerwehr: einerseits sind sie von guter Absicht geprägt¸ andererseits ist die Grenze zwischen 'Schutz' und 'Selbstjustiz' leider sehr fließend.
Diese Faszination reißt natürlich gewohnt zum fünften Kapitel etwas ab¸ denn es müssen ja wieder einmal neue Regeln her. Neue Archetypen¸ neue Traits¸ Knowledges¸ ein paar Regeln zur Conviction hier¸ neue Edges da¸ aber nichts¸ was man nun wirklich braucht.
Diesen Teil des Buches kann man guten Gewissens einfach überschlagen - so einfach ist das.
Abgerundet wird das Buch dann noch von dem obligatorischen Beispielcharakteren (Busybody¸ Bouncer¸ Doctor¸ Parent und Survivalist) sowie einigen prominenten Defendern.
Der Aufbau des Buches ist also von vorne bis hinten gewohnt¸ dennoch muss man klar sagen ist 'Defender' eine sehr positive Ausnahme. Normalerweise lese ich Character Books zu Klassen die mich interessieren sehr fasziniert¸ jene aber¸ die mich nicht interessieren¸ sind zumeist auch nur eine Routinelektüre.
Anders das vorliegende Buch¸ dass es seit langem erstmalig geschafft hat¸ mir eine bisher völlig interessante Creed sehr spielenswert zu machen ... eine reife Leistung und damit auch guten Gewissens ihre 14¸95 US-$ wert.
Beide Daumen hoch ... hoffen wir mal¸ dass die kommenden Bände von gleicher Qualität sein werden!!
Eine Rezension von: Thomas Michalski http://www.thomas-michalski.de/