CHALLENGE Magazine 77
EVIL OF THE CENTURIES
AUTOR
J. B. Hill
VERÖFFENTLICHUNG
CHALLENGE Magazine No. 77, 4 Seiten Game Designers' Workshop, 1995
SETTING
KLASSISCH 1920er - England oder Ägypten
PLOT EINSTIEG
Mord im Museum.
UNERKLÄRLICHES
Unterschiedliche Aspekte der Seele von Nephren-Ka.
ANPASSBARKEIT
Ein Museum mit einer grossen ägyptischen Sammlung.
ATMOSPHÄRE
Die Stimmung ist wenig gruselig und vom ewigen Kampf in den Hallen eines Museums geprägt.
AUSRICHTUNG
MYTHOS
KREATUREN
Ghul, Mumie, Geist, Schatten
HANDOUTS
KEINE
ORIGINALITÄT
HOCH Die Thematik hinter dem Plot ist hochinteressant - mit dem Glauben der Ägypter an die unterschiedlichen Aspekten der menschlichen Seele. Das geht manchem Spieler aber sicherlich zu weit. Geschmacksache.
PLOT ENTWICKLUNG
Der Plot ist eine Aneinanderreihung von Kämpfen.
SPIELER EINFLUSS
GERING Die Chars müssen sich einiger Kreaturen erwehren und haben für die Schiesserei nur ein einziges Messer dabei.
SPIELLEITER SKILL
NORMAL
NSCs
KEINE
KAMPAGNEN TAUGLICHKEIT
NORMAL
PREGENS
KEINE
STERBLICHKEITSRATE
HOCH
ACHTUNG SPOILER
In den Räumlichkeiten eines Museums trägt sich seltsames zu, nachdem eine Expedition zurückgekehrt war. Gerüchten zufolge wurde eine Mumie nachts im Museum lebendig. Niemand hat sie indes gesehen - nur ihre Schritte sollen zu hören und ein Moschus-artiger Geruch wahrzunehmen gewesen sein. Doch die Direktoren taten das Ganze nur als lächerliche Einbindungen ab. Eine Sekretärin nahm die Gerüchte ebenfalls nicht ernst, als sie beim Katalogisieren der Ausgrabungsgegenstände des Grabes von Nephren-Ka noch bis spät in die Nacht arbeitete. Sie wurde noch in der selben Nacht von den Wachhabenden tot aufgefunden. Die Wachen hatten ein dämonisches Lachen und die Schreie der Frau gehört. Beide Füsse der Frau waren oberhalb der Knöchel abgetrennt worden. Danach hatte sie sich noch einige Meter weit geschleppt, war dann jedoch ihrem Blutverlust erlegen. Am nächsten Tag wurden zwei andere Wachen gefunden. Der eine völlig verstört, der andere tot, ohne Arme und Beine - anscheinend von einer Hyäne mit immenser Kraft abgebissen. Die Wachen hatten ihre Waffen, ohne sichtlichen Erfolg, leer geschossen. Seitdem betrat niemand mehr das Museum bei Nacht. Jede Mumie wurde untersucht, doch wies keine Einschusslöcher auf. Und der Überlebende beschrieb eine anthropozoomorphe Kreatur mit dem Kopf eines Hundes.
WISSENSWERTES
In manchen ägyptischen Epochen wurde die Seele als nur aus fünf bzw. sieben Teilen bestehend angesehen - im Allgemeinen waren es jedoch neun. Und jeder Aspekt spielt eine eigene Rolle auf der Reise des Lebens und des Nachlebens. 1. Das CHAT bezeichnet den fleischlichen Teil eines Menschen, den Körper, in welchem alle Seelen zu Lebzeiten wohnen. Es ist die sterbliche Form, die Hülle, die mumifiziert überdauert und als Verbindung zw. der Seele und dem irdischen Leben fungiert. 2. Das KA ist der Lebensfunke, das lebendige Konzept in der Seele, das den Unterschied zw. dem lebenden und dem toten Menschen ausmacht. Es spendet sowohl im Diesseits als auch im Jenseits Lebenskraft und Nahrung. 3. Das BA ist die Macht oder wird auch als Seele des Ka bezeichnet; es ist die Persönlichkeit, die eine wiedergeborene Person einzigartig macht. Es wird durch einen Vogel mit menschlichem Kopf dargestellt, der den Verstorbenen bei Tag in dessen Grabstätte mit Luft und Nahrung versorgt und am Abend die Sonnenbarke des Re auf ihrer Tag- und Nachtreise zu begleitet. 4. Das SCHUT bezeichnet den Schatten des Menschen, der alles zusammen fasst, was einen Menschen ausmacht, existiert aber in einer anderen Sphäre. Es trennt sich vom Körper, kann sich aber nicht weit vom Ba entfernen. 5. Das ACH bezeichnet das unsterbliche Selbst des Menschen, das nach seiner Auferstehung zum transformierten, göttlichen Wesen. Es ist der Verklärter, der den Toten in einem glücklichen, beseelten Zustand verweilen lässt. Es ist eine magische Vereinigung zw. Ka und Ba. 6. Das SAHU bezeichnet die unbestechliche Geist-Form - den Richter. Es wird von den anderen Aspekten der Seele unterschieden, sobald der Mensch durch Gott Osiris gerechtfertigt und zur ewigen Existenz erhoben wurde. Es ist ein Aspekt des Ach, welcher der Mumie einsteigt und kann als Geist oder im Traum zu den Menschen kommen. 7. Als SECHEM bezeichnet man die essentielle Lebensenergie, die Kraft und das Licht des Menschen, welches die eigene Umgebung kontrolliert. Es ist ein Aspekt des Ach. 8. Das IB bezeichnet das Herz des Menschen und ist ein wichtiger Teil der Seele. Es ist der Sitz des Fühlens und Denkens, der Ursprung von allem Guten und Bösen und der Schlüssel zum Jenseits. Es wird nach dem Tod gewogen und ist als moralisches Bewusstsein zum Himmelsaufstieg befähigt oder muss den endgültigen Tod erleiden, wenn das Herz von Ammit verschlungen wird. 9. Das REN bezeichnet den geheimen, wahren Namen, mit dem ein Mensch im Himmel gerufen wird. Es ist die Essenz auf der Reise durch das Leben und das Leben nach dem Tode. Der wahre Name ist erforderlich damit Rituale wirksam sein können.
STIMMIGKEIT
Es stellt sich die Frage nach dem weshalb. Einerseits ist die Idee toll, die Teile der menschlichen Seele, die nach den spirituellen Glaubenssätzen im alten Ägypten en detail unterschieden werden, aufzugreifen. Andererseits ist die Umsetzung jedoch grottig. Schusswaffen verursachen keinerlei Schäden. Für jeden Aspekt hält das Museum auch gleich noch den passende Dolch bereit (1. Chat = jeder Dolch, 2. Ka = Silber, 3. Ba = Bronze, 4. Schut = Kupfer, 6. Sahu = Eisen, 7. Sechem = Gold). Abändern. Weshalb die Toten? Und weshalb die Verstümmelungen? Das macht keinen Sinn. Und das Szenario bleibt in dieser Hinsicht alle Antworten zum Hintergrund der Taten schuldig. Die Toten sind schlicht Effekthascherei, um Spannung zu erzeugen. Das Ganze ist recht durchsichtig; ein Dolch pro Aspekt. Aber auch überaus schwierig in seiner Umsetzung; welcher Dolch für welchen Aspekt? Nur diese Waffe verursacht wirklich Schaden. Anubis, der Gott der Totenriten und der Mumifizierung, hat nichts mit anthropozoomorphen Erscheinungen zu tun. Auch tritt der Gott erst im Neuen Reich - 18. bis 20. Dynastie (1550 - 1070 v. Chr.) - in Erscheinung. Ein eiserner Dolch, aus der Zeit des Alten Reiches wäre eine archäologische Sensation, denn Eisen wird erst seit 1200 v. Chr. verarbeitet und das Alte Reich dauerte von 2700 - 2200 v. Chr.
ÄNDERUNGSVORSCHLÄGE
Nephren-Ka versucht sein Ren zu finden; doch nicht um wieder aufzuerstehen, sondern vielmehr trachtet er danach, die Schriftrolle zu zerstören, um unangreifbar zu werden. Wenn Nephren-Ka seinen geheimen Namen nicht kennt, wer dann sonst? Unsinn. Nephren-Ka's Ba kann von Mumie zu Mumie springen, lebende Körper besetzen und sogar Zauber wirken, egal welche. Wenn sein Ba das Ren findet, wird Nephren-Ka aus all seinen Seelen-Aspekte einen neuen Körper formen. Sein Ka kann sich lykanthropisch von einem Ghul in einen Hyänenmenschen oder eine Hyäne verwandeln. Wird das Ka zerstört, bleibt der Geist körperlich, kann aber nach wie vor noch die Gestalt wechseln. Sein Sechem ist Geist-förmig und kann Zauber wirken. Sein Schut ist eine Geist-förmige Schatten-Gestalt; kalt und schwarz. Das Szenario legt zugrunde, dass sein Sahu vor Jahrtausenden in Ägypten zerstört wurde. Die Chars müssen sich quer durch alle Aspekte Nephren-Kas prügeln. Kürzen. Die Chars haben keinerlei Anhaltspunkte, worum es geht. Der Hintergrund um die zusammengesetzte Seele im ägyptischen Glauben bleibt im Dunkeln.
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Eine Rezension von: Der Läuterer https://www.tanelorn.net/index.php/topic,99353.0.html