Star Wars Episode 9: Der Aufstieg Skywalkers
Fantasy-Kritik beim Sternenwanderer
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Rezension: Star Wars Episode 9 - Genial oder enttäuschend?
2019-12-19
In diesen Tagen geht nicht nur 2019 zu Ende, sondern auch die bereits dritte Trilogie an Kinofilmen im Universum von Star Wars. Dabei sind die Meinungen geteilt: Während die einen Zuschauer den Film mögen, halten andere ihn für einen Tiefpunkt im berühmten Franchise, ähnlich wie Episode 8. Welche Argumente für oder gegen eine Seite sprechen, und wie ich die Sache sehe, lest ihr jetzt.
Star Wars Episode 9 - Der Aufstieg Skywalkers
Regie: J. J. Abrams
Darsteller: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Adam Driver, Mark Hamill, Harrison Ford, Carrie Fisher u.a.
Länge: 142 Minuten
Optik
Star Wars war schon immer ein Effekt-Feuerwerk. In einer Zeit, in der Raumschiffmodelle ungelenk durch Kulissen gelenkt wurden, glänzte der erste Teil durch seine schnellen Kämpfe. Auch "Der Aufstieg Skywalkers" zeichnet sich durch zahlreiche Action-Sequenzen aus. Dabei wurde abermals der Ansatz verfolgt, so viele Tricks wie möglich nicht im Computer, sondern am Filmset zu realisieren. Das tut dem Film gut.
Schon kurz nach dem Start gibt es eine rasante Verfolgungsjagd zwischen TIE Fightern und dem Millennium Falken. Später folgen verschiedene Kämpfe zwischen Raumschiffen oder kleinen Kämpfergruppen. Die sind gewohnt kurzweilig, ohne banal zu wirken. Ein Lichtschwertduell ist wieder ein Kampf auf Leben und Tod und keine Alltäglichkeit wie in einigen früheren Episoden.
Die Schauplätze sind zumindest optisch abwechslungsreich. Überreste des zweiten Todessterns im Meer gehören ebenso dazu, wie eine Schmugglerstadt, ein Dschungelplanet oder eine Wüstenwelt, um Beispiele zu nennen. Damit erinnert auch Teil 9 wieder an die erste Trilogie (Episode vier bis sechs), weniger an Teil eins bis drei mit teils dichter besiedelten Planeten.
Allerdings sind die Orte wiedermal nur Stationen, die auf der Reise abgeklappert werden. Einige wirken imposant, andere dagegen wie der x-te Aufguss von Tatooine und Co.
Mit kleinen Abzügen ergeben sich 4 Sterne.
Akustik
Der bekannte Soundtrack von John Williams schallt von der ersten Minute wieder über die Lautsprecher. Dabei werden altbekannte Elemente mit neuen, aber klassischen Klängen vermischt. Das unterstreicht die (gewollte) Dramatik der Handlung manchmal mehr als die Geschichte (mehr dazu unten). Wer will, kann aber kritisieren, dass abermals neue Stücke wie wiederholte Variationen alter Tracks wirken.
Auch die Soundeffekte sind wieder erstklassig. Wenn in einem Lichtschwertduell die Klingen mit dem ikonischen Sound aufeinander treffen, wirkt das vertraut.
Der Gänsehautsoundtrack zieht noch immer und verdient sich 4 Sterne.
Geschichte
Weil ein altbekannter Schurke wieder von den Toten zurückkehrt und jetzt droht, die freien Welten der Galaxis zu zerstören oder zu unterjochen, müssen Rey, Po, Chewbacca und C3PO sich aufmachen, um dieses Schicksal abzuwenden. Wie bei einer Schnitzeljagd führt sie ihre Reise quer durch die Galaxis. Gleichzeitig versucht Kylo Ren, Rey in seine Finger zu kriegen. Und die - zumindest laut Film - letzte Jedi zur dunklen Seite zu bekehren. Weil sie vom Oberschurken für ein dunkles Ritual benötigt wird.
Dabei bleibt Star Wars seiner bekannten Erzähltradition treu. Viele Dinge passieren, weil sie die Handlung voran treiben. Dazu gehört die Gefangennahme eines Charakters, der eigentlich nicht leicht zu überwältigen sein sollte. Über einen anderen Charakter sagte ein Kinobesucher: "Der ist öfters gestorben als alle Jedi." Die Logik bleibt streckenweise auf der Stelle.
Zudem wechseln sich gerade im Finale fast minütlich Sieg und Niederlage samt neuer Rettung in letzter Sekunde ab. Das wirkt stellenweise etwas gekünstelt. Zudem werden einige bisher heiß diskutierte Fragen wie Snokes Herkunft zwar beantwortet, dies aber eher auf profane Weise. Dasselbe gilt für die Ritter von Ren, die aber immerhin in Erscheinung treten. Warum die aber auf Rey angesetzt werden, wenn sie im Finale gegen einen anderen Lichtschwertträger ähnlicher Macht keine Chance haben, ist wieder eine Entscheidung für die Dramatik. Dasselbe gilt für Augenblicke später, wenn zwei Machtnutzer gegen einen keine Chance haben, dafür einer davon später aber zumindest physisch allein.
Im Großen betrachtet orientiert sich Episode 9 an Episode 6. Immerhin sind die Wiederstandskämpfer diesmal nicht wieder Zielscheiben, die nur fliehen können, sondern auch Aktivposten im Kampf gegen die Bösen. Außerdem ist die Geschichte weniger unlogisch als jene der Episoden 1 bis 3. Zudem wird der Tod mehrerer Figuren sorgfältig vorbereitet, sodass ihr Ableben emotional berührt. So wird unter anderem Carrie Fishers Prinzession ein würdiger Abschied beschert.
Als schwächster Part des Films gibt die Geschichte nur 3 Sterne her.
Figuren
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Rey und Kylo. Sie treffen mehrfach aufeinander. Dabei ist interessant, dass Rey gegen ihre dunkle Seite ankämpft, die sich auch aus ihrer Herkunft ergibt. Weil ihre Herkunft als Niemand offenbar zu schlecht ankam, wurde ihr jetzt doch noch eine besondere Ahnenreihe zugedacht. Kylo hingegen vollzieht im Film eine entscheidende Wende. Beide Charakterentwicklungen werden auch mit ruhigen Szenen zwischen der Action unterfüttert, was den Figuren gut tut.
Die anderen Charaktere treten dagegen etwas zurück. Finn und Po sind meistens zusammen unterwegs. Finn hat dabei weniger Präsenz als in den früheren Filmen, während Po und seine Vergangenheit beleuchtet werden. C3PO hat diesmal ebenfalls einige emotionale Szenen, was gut funktioniert. Die Dynamik zwischen den Figuren funktioniert ebenfalls. So meckert Po, dass Rey seinen Droiden BB8 bei ihrem Jedi-Training beschädigt. Sie dagegen erwidert, dass er den Falken bei einer Flucht beschädigt habe.
Auch die anderen Figuren passen gut in den Film. Ein Droidenschmied wirkt trotz seiner Größe ebenso liebenswert wie der neue Befehlshaber der ersten Ordnung böse. Auch ein neuer Droide sorgte in der Vorstellung immer wieder für kleine Lacher. Rose Tico, im achten Film noch an der Seite Finns, ist nur in wenigen Szenen überhaupt zu sehen. Dafür erhält Finn Hilfe von einer neuen Verbündeten. Ob die jetzt unbedingt dieselbe Hautfarbe wie er haben muss, ist sicher Geschmackssache. Maz Kanata spielt keine große Rolle mehr. Dafür kehrt neben Luke, Leia und Lando Calrissian auch ein anderer, altbekannter Charakter zurück.
Die Schauspieler geben dabei ihr Bestes. Und erreichen damit - für das Franchise - eine ordentliche Leistung.
Die Figuren verdienen sich 4 Sterne.
Fazit
Ist Episode 9 jetzt ein würdiger Abschluss der aktuellen Trilogie? Das ist Geschmackssache. Auf der dunklen Seite steht die Geschichte, die wieder einfach gestrickt ist und viele Fäden der Vorgänger nicht oder nur in schlichter Weise aufgreift. Andererseits tragen gerade die Figuren den Film. Die Charakterentwicklung von Kylo und Rey funktioniert gut.
So bleibt am Ende wieder ein typischer Vertreter des Franchises.
Der Sternenkrieg holt sich 15 von 20 Sterne.
Eine Rezension von: Dennis 'Sternenwanderer' Rüter https://fantasykritik.wordpress.com/