Star Trek: Einzelschicksale
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Mitte des Jahres 2381 sin die Borg inzwischen geschlagen. Doch zu welchem Preis. Sie liessen eine Spur der Verwüstung und Vernichtung hinter sich. Ganze Welten müssen neu aufgebaut werden. Milliarden von Lebewesen benötigen Hilfe. Die Borginvasion hat gleichzeitig dafür gesorgt¸ dass in den betroffenen Quadranten Mächte und Machtgierige hoffen¸ gross und grösser zu werden. Einst mächtige Welten stehen vor der endgültigen Vernichtung¸ weil nicht genügen Lebewesen in der Lage sind¸ die Kultur aufrecht zu erhalten. Sie wurden an den Rand ihrer Existenz gedrängt. Diese Chance nutzen andere Kulturen um sich ungehemmt auszubreiten. Die Kinshaya etwa hoffen nun zu wachsen. Ihnen steht es zu¸ so deren Ansicht¸ Anspruch auf andere Planeten zu erheben. Ein Angriff auf den klingonischen Flüchtlingsplaneten Krios soll Tatsachen schaffen und ihren Anspruch untermauern. Dieser Ausbruch neuer Gewalt¸ das Eindringen in ein Machtvakuum¸ wird auch auf anderen Planeten deutlich. Das romulanische Imperium das von Tal'Aura geführt steht kurz vor einem Bürgerkrieg¸ weil die Föderation keine Hilfe leisten kann. Der von Donatra geführte imperiale romulanische Staat ist nicht bereit Hilfe zu leisten. Auf dem Planeten Zalda wird ein Flüchtlingsschiff abgewiesen. Auf Capella IV wird der Abbau des dringend benötigten Topalin sabotiert indem eine Raffinerie beschädigt wird. Auf Maxia Zeta IV wird eine Dilithium-Mine sabotiert. Die Zeldaner drohen gleichzeitig mit einem Austritt aus der Föderation. Währenddessen lecken sich Föderation und Klingonen nicht nur die Wunden sondern müssen versuchen¸ gleichzeitig sich selbst und den anderen Föderationsmitgliedern zu helfen. So versucht Präsidentin Nanietta Bacco Donatra zu überzeugen¸ der anderen Hälfte des ehemaligen romulanischen Imperiums Unterstützung zu leisten. Es bleibt der Föderation und ihren Nachbarreichen nichts anderes übrig¸ als zusammen zu arbeiten. Trotzdem versucht jede Welt stärker aus dem Desaster herauszukommen. Unter Umständen auf Kosten der anderen Welten. Etwa der Landwirtschaftsplanet Gault¸ der mit seinen Lebensmittellieferungen andere Welten unterstützen muss. Dies alles sind¸ bedauernswerte Einzelschicksale.
Die Klammer der Einzelschicksale ist der Geschichtsprofessor Sonek Pran. Er erhält sein altes Amt als politischer Berater zurück. Im Auftrag der Föderation soll er zwischen beiden Parteien der unterschiedlichen romulanischen Reiche vermitteln. Dabei drängt sich ihm der Verdacht auf¸ dass zwischen den jüngsten Zwischenfällen ein Zusammenhang besteht. Irgendwer hat von langer Hand vorbereitet¸ die Welten aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Nachdem in der Destiny -Trilogie jede Menge Charaktere und sogar Welten geopfert wurden¸ ist dies ein Roman¸ der wohl etwas Ruhe in das Universum bringen sollte. Neubeginn und ähnliches. Statt dessen wird aus dem Chaos heraus eine neue Gefahr geboren.
Keith R. A. DeCandido versteht es ausgezeichnet¸ auf nur wenigen Seiten viele Handlungsstränge und Vorgeschichten zzusammenzufügen. Er lässt den Leser sehr langsam an der Handlung teilhaben¸ klärt den Leser auf. Nachdem er praktisch mit einer Stunde Null alles aufgearbeitet hat¸ lässt er die Spannung kommen. Aus der Erzählung heraus entwickelt sich eine Verschwörungstheorie. Sonek Pran¸ der Historiker auf diplomatischer Mission¸ ist ein recht ungewöhnlicher Mann. Allerdings ist er der Einzige¸ der an diese Verschwörungstheorie glaubt. Niemand will sich mit seiner Theorie auseinander setzen. Und doch ist er es¸ der Recht hat.
Der mit viel Politik versehene Roman ist sicherlich nichts für die eingefleischten Star Trek Fans. Er ist¸ ähnlich wie Die Gesetze der Föderation aufgebaut. Und aus diesem Grund sicher nichts für alle. Verstehen wir uns also als eine kleine verschworene Gemeinschaft¸ die mehr versteht als ein normaler Trekkie und damit die Gesamtheit der Borg-Krise aus Destiny erkennt. Ein hochinteressanter Blick hinter die politischen Kulissen¸ die von Nanietta Bacco und dem Föderationsrates am Laufen gehalten werden. Neben der Präsidentin werden weitere Figuren aus den Star Trek Universen eingeführt¸ erwähnt bzw. übernommen. Ein weiterer wichtiger Teil ist sicherlich die Gründung des Typhon Paktes. Hinter diesem stecken Tholianer¸ Tzenkethi¸ Gorn aber vor allem die Kinshaya und Tal'Auras Sternenimperium. Damit entsteht ein neues Machtgefüge¸ dass für weitere Star Trek Romane der Grundstein sein wird. Die Haupthandlung wird durch als Intro getarnte Logbucheinträge¸ Zeitungsberichten¸ Mitschnitten politischer Talkshows¸ und einer Liste mit Todesopfern (B'Elenna Torres vorangetrieben.
Keith R. A. DeCandido schafft es ebenfalls¸ nicht nur seine Kollegen K. W. Jeter - Retej und andere in die Handlung einzubauen¸ auch mit anderen¸ zum Teil verballhornten Hinweisen fordert er die Leser heraus. Die vielen Querverweise machen das Star Trek Universum noch vielschichtiger als es bereits schon ist. -
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355