Unter Hochdruck
Space: 1889: Der Ätherkalkulator
Autor: Dominic Hladek System: Space: 1889 (Ubiquity) Erschienen: 2013 Umfang: normal (8-10 Stunden)
Warum habe ich das AB gelesen?
Weil es thematisch zu meiner Steampunk-Runde "Abenteuer auf der Erde" passen könnte.
Plot
Die SC werden zur Einweihung des neuen, vielleicht schnellsten Ätherkalkulators eingeladen. Dort gilt es aber zunächst, einen Mordanschlag aufzuklären, bevor sie an Bord eines Ätherzeppelins die Einweihung des Rechners mit begehen dürfen. Aber natürlich geht auch auf dem Flug nicht alles glatt...
Eindruck
Auch hier bin ich hin- und hergerissen.
Zunächst einmal die Punkte, die mir gut gefallen haben: Das Abenteuer ist deutlich pulpiger, als ich bei dem manchmal etwas betulichen Space:1889 erwartet hätte. Das Abenteuer ist gespickt voll mit netten bis coolen Ideen, Anspielungen, 19.-Jahrhundert-Promis und Steampunk-Flair. Die meisten Passagen sind sehr frei gestaltet und erlauben den SC, ihre ganz eigenen Lösungswege zu gehen.
Trotzdem bin ich mir nicht sicher, dass ich es wirklich leiten werde. Das liegt zum einen daran, dass ich mich an verschiedenen Logikmängeln gestoßen habe. Nun beschäftige ich mich tatsächlich beruflich mit vielen der Dinge, die der Ätherkalkulator hier tun soll (z.B. Decodierung von Lochstreifenbefehlen, Kryptographie, Erkennung von Fingerabdrücken etc.) und weiß auch grob, wie Babbages Rechenmaschine funktioniert. Das ist mir in diesem Fall nicht gut bekommen. Klar, bei aller anderen Technik stoße ich mich auch nicht daran, dass z.B. ein Ätherzeppelin so nie funktionieren würde, aber hier geht es ja teilweise um Rätsel, die die Spieler lösen sollen und die für einen Informatiker einfach unlogisch sind (in meiner Gruppe wären das 3 von 5 Spielern). So hat der Täter einen Mordbefehl in einem Lochstreifen codiert und dabei Worte seiner Muttersprache verwendet, was ihn schließlich überführen kann. Die Idee mit den Lochstreifen (die man den Spielern auch vorlegen kann) ist große Klasse, aber Lochstreifenbefehle in natürlicher Sprache, und Rechner, die beliebige Sprachen erkennen und auswerten? Ähnliches gilt für die Idee, einen Fingerabdruckvergleich vom Ätherkalkulator durchführen zu lassen (mit 3000 Operationen pro Minute? Viel Spaß!) oder die Annahme, dass später immer mehr Zahnräder des Rechners kaputtgehen und dieser dadurch einfach nur ein bisschen langsamer wird.
Aber gut, damit hätte ich leben können. Kommen wir zum zweiten Kritikpunkt: Der Tätersuche nach dem Mordanschlag. Hier bietet das Abenteuer die Möglichkeit, dass der SpL selbst entscheidet, wer der Täter ist. Vier Verdächtige sind ausgearbeitet und haben jeweils auch ein Motiv. Der Haken: Jedes Motiv ist so lächerlich und hat so überhaupt nichts mit dem Ätherkalkulator zu tun, dass es überhaupt nicht überzeugend ist, dass sie deswegen töten würden. Und schon gar nicht, dass sie es tun, wenn die maximale Aufmerksamkeit gerade auf der Fabrikhalle ruht. Bei "innerer Logik in Krimis" bin ich eigen, und die hat mich hier nicht überzeugt.
Und auch der zweite Teil - der Ätherflug und der Kampf gegen die außerirdischen Käfer - liest sich zunächst einmal saucool. Aber bei näherem Draufsehen bleibt eigentlich gar nicht so viel übrig, was am Spieltisch funktioniert. Man sagt halt, wo man sucht, würfelt ob man was findet und versucht dann, es totzuschlagen. Und das Ganze mal 25 Käfer. Macht das wirklich ein paar Stunden lang Spaß? Ich bin etwas im Zweifel.
Wie gesagt - alles in allem stehen sich hier richtig, richtig tolle Ideen mit einigen Problemen gegenüber. Wahrscheinlich würde ich das Abenteuer zumindest gründlich überarbeiten wollen, bevor ich es verwende.
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Eine Rezension von: Weltengeist https://www.tanelorn.net/index.php/topic,116559.0.html