River of Cradles
Diese Rezension wurde entnommen aus "FreeINT" und ist © Copyright 1995, 2002 by Ingo Tschinke
Das Buch River of Cradles befasst sich mit dem Fluss Zola Fel¸ der die Ebene von Prax von den Wüsten trennt¸ und der Bevölkerung¸ die in und rund um dieses Flusstal lebt. Mit River of Cradles ist es gelungen¸ fast alle Informationen¸ die im "Cults of Prax"¸ "Pavis"¸ "Big Rubble" und "Borderlands" enthalten sind¸ zusammenzufassen und dem Leser in einer geordneteren und übersichtlicheren Form nahe zu bringen Man stellt beim Lesen von River of Cradles sehr schnell fest¸ dass die Hauptschauplätze der Kampagnenbücher der 2. Edition in der Neuauflage zu Nebenschauplätzen geworden sind¸ so dass man dort die alten Kampagnen durchaus noch spielen kann (sofern man sie besitzt) und sie sich nicht mit der neuen Kampagne überschneiden.
In River of Cradles sind alle Informationen enthalten¸ die man zur Spielleitung für eine Kampagne am Zola Fel benötigt. Dies reicht von Abhandlungen vom Handel in Prax¸ über Zahlungsmittel¸ bis hin zum Flussverkehr. Darauf folgt eine ausführliche Historie und eine Beschreibung der Geographie der Flußregion¸ als auch eine Klimatabelle. Besonders umfangreich ist die Beschreibung der menschlichen und nichtmenschlichen Bevölkerung des Flusstales. Diese Beschreibungen wurden größtenteils fast wortwörtlich dem "Borderlands" entnommen. Dabei sind die Beschreibungen der nichtmenschlichen Praxstämme der Agimori (Men-and-a-Half) und Morokanten besonders interessant¸ da sie an keiner anderen Stelle bisher in solch einer Ausführlichkeit behandelt wurden. In der Auflistung der verschiedenen Völker wird darauf Wert gelegt¸ zu vermerken¸ in welchen anderen RuneQuest-Ergänzungsbänden man noch Informationen über die jeweiligen Völker findet.
Darauf folgt die Schilderungen der Ã‐rtlichkeiten am Zola Fel-Fluss. Diese entstammen ebenfalls zum Großteil aus den alten RuneQuest-Ergänzungsbänden. Hierbei handelt es sich um die Hafenstadt Corflu¸ die "Grantlands" (ehemals Borderlands)¸ die Sonnengrafschaft¸ Neu-Pavis und den "Big Rubble". Die Beschreibungen haben teilweise unter der Zusammenfassung gelitten¸ da viele Information der alten Ausgaben unerwähnt bleiben. Besonders die Darstellung vom "Big Rubble" hat sehr gelitten¸ denn im River of Cradles sucht man z .B. vergebens nach der schönen und ausführlichen Beschreibungen des "Gartens". Aber es wurde die schöne Karte von Neu-Pavis des alten Pavis-Kampagnenbuches wieder beigelegt¸ ebenso wie eine neue (und bessere) Karte des "Big Rubble" und eine Ãbersichtskarte des gesamten Flusstales. Auf der letzteren Karte fällt allerdings auf¸ dass sich die Anzahl der verzeichneten Ã‐rtlichkeiten gegenüber der älteren verzehnfacht hat. Man ging scheinbar im River of Cradles von einer erhebliche höheren Bevölkerungsdichte der Siedler aus¸ als in dem Pavis der 2.Edition angenommene.
Der zweite Teil des Buches widmet sich einer ausführlichen Anfänger-Kampagne¸ bei der die Spielercharaktere einer Verseuchung des Flusses durch chaotische Gorps entgegentreten. Dabei wird von den Autoren besonders Wert darauf gelegt¸ den Spielern die Bedeutung eines Gottes im Kontext mit dem Alltag und den Mythen und deren Verbindungen zur Bewältigung großer Aufgaben nahezubringen In dieser Kampagne reisen die Spielercharaktere den Zola Fel flussaufwärts und werden durch die Bewältigung der sich ihnen stellenden Aufgaben zur Errettung des Flusses von der Gorpseuche zu Helden für das Flussvolk. Wobei sich das "Showdown" dieses Abenteuers etwas schwierig gestaltet und von den Autoren zu viele Dinge offen bleiben: Wie kämpft man unter Wasser? Wie ist Oll zu beseitigen? Wie wirkt das Gas eines Walktapi unter Wasser? Man kann durchaus behaupten¸ dass das Abenteuer bis zur 2/3 seines Verlaufs gut spielbar ist¸ das Ende konnte aber durchaus lösbarer und konkreter gestaltet sein könnte. Am Ende der Kampagne können erfolgreiche Charaktere durchaus aber eine solche Popularität erlangen¸ dass sie später durchaus beim Herzog Raus von Rone Anstellung finden oder leichteren Zugang in die Sonnengrafschaft bekommen können.
Im hinteren Teil befinden sich acht fertige Charaktere¸ die man jedem Anfänger auf Glorantha bestens empfehlen kann¸ da man neben deren Statistiken auch viel über ihre Motivationen¸ Kultur und ihren Glauben erfährt. Allerdings kann man bei diesen Charakteren auf keinen Fall davon sprechen¸ das es sich um Anfängercharatere handelt¸ den ihre Werte sind schon fast überdurchschnittlich und sie sind mit Magie vollbepackt. Alle diese Charaktere sind an andere Gottheiten gebunden¸ so dass es während des Abenteuers etwas schwierig sein dürfte den Spieler zu erklären¸ das z.B. ein Windkultist (Orlanthi) oder ein von einem Feuergott erschaffenes Wesen (Agimori) für eine Wassergottheit predigen sollen¸ ohne dabei in einen Glaubenskonflikt zu geraten. Man stelle sich z .B. vor¸ ein Anhänger der Roten Göttin wurde auf einmal und ohne ihre Zustimmung zu einem Orlanth-Kulthelden Dies erscheint mir etwas widersprüchlich.
Dem Abenteuer folgen ausführliche Kultbeschreibungen der wichtigsten Kulte aus "Cults of Prax": Daka Fal¸ Sturmbulle¸ Orlanth¸ Issaries¸ Lhankor Mhy¸ Chalana Arroy und (aus der Pavis-Box) Zola Fel.
Insgesamt kann man River of Cradles¸ trotz einiger Mängel¸ als einen gelungenen Ergänzungsband der "RuneQuest-Renaissance" bezeichnen Ein Leser von River of Cradles¸ der die alten RuneQuest-Supplements besitzt¸ bekommt einige neue Informationen und eine Abenteuer-Anfängerkampagne¸ die er gut vor den alten Kampagnen spielen kann Ein Leser¸ der keine alten Ausgaben der 2. Edition besitzt¸ bekommt mit dem River of Cradles neue und umfangreiche Informationen und Abenteuer¸ auf die sich die Abenteuer von "Sun County"¸ "Shadows on the Borderlands" und "Strangers in Prax" aufbauen (letztere sind noch bei AH in Bearbeitung). Leider hat Avalon Hill für River of Cradles nur teilweise dieselben Illustratoren verpflichtet¸ die auch an Sun County beteiligt waren. Das hervorragende Frontcover von Roger Raupp täuscht kaum über die etwas plumpen neuen Illustrationen im Inneren von River of Cradles nur schwerlich hinweg¸ die manchmal sogar einen Vergleich mit Kinderzeichnungen durchaus zulassen Die besseren Illustrationen stammen gänzlich aus den alten Chaosium-Puplikationen. Im weiteren muss man dem im River of Cradles zu findenden Abenteuer die bereits erwähnten Kritikpunkte und Unklarheiten vorhalten Zusammenfassend kam man aber trotz alledem behaupten¸ dass River of Cradles sein Geld wert ist¸ denn es dürfte kaum möglich sein¸ die gesamten alten Informationen mitsamt der dazugehörigen Abenteuer in einem neuen Band unterzubringen. Es kann sich als derjenige noch immer als glücklich einschätzen¸ der die alten Ergänzungsbände sein eigen nennt.
Eine Rezension von: Ingo Tschinke http://www.die-sns.de