Charaktere für Meeros nach dem Fall (aus Abenteuer in Meeros)
Runequest: Meeros nach dem Fall
Autor: Lawrence Whitaker System: Runequest Erschienen: 2016 (deutsche Übersetzung) Umfang: kurz (ca. 5 Stunden)
Warum habe ich das AB gelesen?
Siehe oben bei #26.
Plot
Die SC werden gebeten, Beweise zu finden, die die unschuldig zum Tode verurteilte Anathaym (die Beispielheldin aus dem Grundregelwerk) entlasten. Praktischerweise weiß ihre Schwester schon genau, bei welchen Personen man dazu suchen muss. Da diese Personen aber im Fall der Überführung mit Folter und Tod rechnen müssen, sind sie natürlich nicht sonderlich kooperativ...
Eindruck
Auch hierbei handelt es sich eher um ein Szenario, das sich gut für eine Con o.ä. eignet. Im Gegensatz zu "Sariniyas Fluch" stehen hier Rollenspiel und kluges Vorgehen im Mittelpunkt; mit Gewalt kommt man hier kaum weiter.
Gefühlt ist das Abenteuer kaum zu schaffen, wenn der Spielleiter die NSC so wie beschrieben durchzieht. Das ist zwar realistisch, aber wenn die (einflussreichen) Gegenspieler beim ersten Verdacht nicht nur die Beweise, sondern auch gleich alle Mitwisser beseitigen lassen, dann dürfen sich die SC tatsächlich keinen einzigen Fehler erlauben, sonst ist alles weg, was sie vor Gericht verwenden könnten. Man zeige mir die Gruppe, die das hinkriegt.
Ansonsten ist das Abenteuer eine eigenartige Mischung aus "frei" und "trotzdem total verscriptet". Die Handlung sieht nämlich lediglich vor, dass die SC genau die drei vorgegebenen Verdächtigen besuchen. Keine Ermittlungen, keine Alternativen (doch, eine, aber die ist nicht ausgearbeitet und wirkt auf mich auch wenig überzeugend). Nur drei Stationen, die man anlaufen kann/muss und bei denen man dann relativ frei agieren kann.
Manche Szenen fand ich reizvoll (vor allem die mit Cnoethos in seiner zerstörten Villa), sowas macht ein Abenteuer für mich interessant. Aber vieles müsste ich auch überarbeiten, insbesondere finde ich die Grundprämisse des Abenteuers zweifelhaft: Als die Heldin der Stadt in einem Indizienprozess aufgrund gefälschter Beweise zum Tode verurteilt wird, wird die Stadt augenblicklich von einem Erdbeben verheert, und der Ankläger wird von der umstürzenden Statue des Stadtgottes erschlagen. Und trotzdem bleibt das Urteil bestehen? In einer Welt, in der Götter real sind und alle das wissen? Sowas finde ich lächerlich, ebenso lächerlich übrigens wie den gefälschten Brief, der angeblich ihre Schuld beweist. Als Spieler würde ich mir verarscht vorkommen.
Fazit: Das Abenteuer fühlt sich ähnlich an wie #26: Hart, realistisch, mit einigen netten Ideen zur Gestaltung der NSC, aber an vielen Stellen auch mit viel Improvisationsbedarf für den Spielleiter. Ist okay, könnte ich leiten, wenn ich gerade dringend was für eine Con o.ä. bräuchte, aber so richtig vom Stuhl gerissen hat es mich (in erster Linie wahrscheinlich wegen der Kürze) nicht.
Nachtrag: Nicht zum ersten Mal bei offiziellen Runequest-Abenteuern frage ich mich, wie man sich eigentlich vorstellt, dass die SC die angegebenen Proben schaffen. Da gibt es mal wieder ganze Aneinanderreihungen von "schweren" und "sehr schweren" Proben, während der beste vorgewürfelte SC in dem Bereich Werte von um die 50% hat. Die Erfolgschance liegt dann je nach verwendeter Regelvariante irgendwo zwischen 10 und 25%. Ach ja, und das Abenteuer scheitert fast unwiederruflich, wenn diese Proben nicht gelingen. Irgendwas habe ich da scheinbar nicht verstanden...
Diese und mehr Rezensionen findest Du auch im Tanelorn - Dem Großen Fantasy Forum
Eine Rezension von: Weltengeist https://www.tanelorn.net/index.php/topic,116559.0.html