Black Ops
So folgte letzte Woche ein Anruf in meinem liebsten Spieleladen in Bremen¸ ob das Buch da sei und am Nachmittag konnte ich es mir auch schon rausholen: Rolemaster: Black Ops!
Das Buch beschreibt auf 127 Seiten alles was man für das neue Genre braucht. Es gibt neue Berufe¸ neue Training Packages¸ Ausrüstung¸ Sonderregeln für den Feuerwaffen- und insbesondere den Granatenkampf und eine unglaubliche Menge an Informationen über die Geheimdienste unserer Welt.
Die Einleitung setzt sich aus den üblichen 'Wofür ist dieses Buch gut'¸ 'Was ist Black Ops' und den für die Rolemaster typischen Einleitungssituationen zusammen. Es wird also kurz erklärt¸ wann es sich lohnt das Buch zu benutzen - leider nicht zum Einsteigen in das System¸ sondern nur für Leute¸ die bereits Rolemaster kennen.
Es folgt die Charaktererschaffung¸ die sich mit nur einem Volk¸ den Modernen Menschen präsentiert. Zugegebenermaßen ist das nicht wirklich spektakulär¸ aber da es sich um ein Rolemaster Zusatzwerk handelt könnte man ohne Probleme die Fantasy oder Sci-Fi Völker einfügen¸ um vielleicht eine Art Shadowrun-Welt zu erschaffen. Die Menschen gliedern sich in ihrer Entwicklung während der Jugend nach der Herkunft¸ entweder aus einer Industrienation oder einem Dritte Welt Land¸ und nach ihrer Einkommensklasse¸ so dass es insgesamt zwölf unterschiedliche Entwicklungen für die Spielercharaktere zur Auswahl gibt.
Gegenüber nur einem Volk¸ bietet Black Ops acht neue bzw. veränderte Berufe:
Den Academic [Akademiker]¸ einen Spezialisten in allen Bereichen des Wissens¸ die die Naturwissenschaften nicht abdecken¸ der aber durchaus seine Nützlichkeit als Agent haben kann¸ denn ein Historiker beispielsweise¸ der im Ausland ist¸ um für sein nächstes Buch zu recherchieren¸ ist unauffälliger als jeder andere!
Den Fighter (modern) [Krieger]¸ der hier den modernen Anforderungen angeglichen wurde¸ aber genau das darstellt¸ was er im Fantasy-Bereich auch ist: DER Waffenexperte schlechthin!
Den Layman (modern) [Laie]¸ der den typischen Arbeitnehmer darstellt¸ jemand¸ der kein 'Abenteurer'¸ sondern zumeist ein NSC ist.
Den Rogue (modern) [Schurke]¸ der sich auch hier durch seine Flexibilität zwischen den Fähigkeiten eines Diebes und dem Waffenverständnis eines Kriegers auszeichnet. Dieser Beruf scheint genau der richtige für einen Spezialsoldaten zu sein.
Der Scientist [Naturwissenschaftler]¸ der sich auf die Naturwissenschaften spezialisiert hat und der nicht nur viele nützliche Informationen für Operationen der Geheimdienste mitbringen kann¸ sondern als Beruf auch eine hervorragende Tarnung für einen Agenten bietet.
Der Technician [Techniker]¸ der wie der Name schon sagt mit Technik auskennt und sowohl für die Entwicklung von spezieller Ausrüstung als auch für das Umgehen hochtechnisierter Sicherheitssysteme geeignet sein kann.
Der Thief (modern) [Dieb]¸ der den absoluten Einbrecherprofi und den leisesten Assassinen im Spiel darstellt.
Der Warrior Monk (modern) [Kriegermönch]¸ den waffenlosen Kampfspezialisten¸ der zwar auch Waffen nutzen kann¸ aber ohne sie wesentlich tödlicher ist.
Auch die Hintergrundoptionen sind auf die moderne Umgebung angepasst¸ so dass man sich besondere Besitztümer beispielsweise in Form von wertvollen Baseballkarten¸ Fahrzeugen¸ Hypotheken und seltenen Münzen (wahrscheinlich Euros aus dem Vatikan oder San Marino). Schön finde ich hierbei¸ dass sich I.C.E. nicht mit neuen Talenten und Makeln aufgehalten hat¸ sondern auf das Talent Law (RMSS) bzw. das Character Law (RMFRP) verweist¸ das sich ohne Umrechnungsnervereien und große Gedanken eins zu eins übernehmen und anwenden lässt - wenn man mal von den magischen Dingen absieht. Apropos Magie¸ es wird darauf hingewiesen¸ dass Magie in dieser Umgebung keine Rolle spielt¸ dennoch sind die Regeln so offen und so gut ausbalanciert¸ dass man auch Zauber mit hinein nehmen könnte¸ wenn man wollte.
Es folgen die seit der RMSS Edition so beliebten und wichtigen Training Packages¸ bei denen erst kurz darüber gesprochen wird¸ welche der Originalen sich auch in einem modernen Zusammenhang nutzen lassen¸ und dann folgen die 20 neuen. Hier zeigt Ironcrown mal wieder¸ dass man sich Gedanken gemacht hat¸ denn es finden sich nicht nur solche¸ wie man sie erwarten würde wie der Hacker¸ der Marinepilot¸ den Reiniger (Mr. Wolf lässt grüßen)¸ der Analytiker¸ der Special Forces Operative¸ der Terrorist und der Agent¸ sondern auch solche¸ die gut zur Tarnung dienen können: den Künstler¸ den Athleten¸ den Anwalt¸ den Musiker¸ den Feldforscher¸ den Journalist und den Politiker. Alle Training Packages sind gut durchdacht¸ wenn auch der Special Forces Operative vielleicht etwas sehr teuer und auch sehr stark ausgefallen ist - aber andererseits¸ hey¸ die müssen gut sein!
Die Fertigkeiten nehmen ein recht großes Kapitel ein¸ denn es gibt viele neue¸ die erklärt werden. Allerlei medizinische¸ pharmazeutische¸ elektronische¸ technische und taktische Fertigkeiten finden sich hier. Es empfiehlt sich ein genauer Blick¸ da man ansonsten bei üblichen Rolemasterproblem landet und nicht wei߸ was man erlernen soll. Man sollte also als Meister den Spieler schon einige Hinweise geben¸ was für Charaktere sie spielen sollten und was diese beherrschen müssen. Black Ops als Umgebung ist meiner Meinung nach sowieso ein Expertensystem¸ in dem man sehr genau schauen sollte¸ was man für einen Charakter entwickelt bzw. was für eine Gruppe entstehen soll.
Um Black Ops voll nutzen zu können¸ muss das Weapon Law: Firearms besitzen¸ da man ansonsten keine Angriffstabellen für Feuerwaffen zu Verfügung hat. BO bietet zwar auch ein paar¸ diese sind allerdings für Flammen- und Raketenwerfer¸ Granaten und Sprengsätze. Auch wenn sich das Weapon Law natürlich genauso wie das Arms Law verwenden lässt¸ bietet Black Ops ein kleines Kapitel über die Besonderheiten von Granaten¸ Flammen- und Raketenwerfern¸ sowie Sprengsätzen an Gebäuden und Fahrzeugen. Diese sind gut durchdacht und zeugen von soliden und gut ausbalancierten Ideen über den Einsatz solcher Mittel im Spiel. Der Spieler für Kriegercharaktere findet hier auch besondere Munition für seine herkömmlichen Waffen und Zusatzpanzerungen.
Es folgen Ausrüstungsgegenstände und Fahrzeuge¸ die auch Luft- und Wasserfortbewegungsmittel einschließen. Hier findet sich so ziemlich alles¸ was der Charakter so brauchen kann¸ von Schlafsäcken über Videokameras¸ Computerausrüstung¸ Drogen und Wahrheitsseren bis hin zu kleinen technischen Spielereien aus dem Spionagehandwerk.
Das nächste Kapitel ist wirklich gelungen¸ denn es geht um die Geheimdienste und Terrororganisationen dieser Welt! Es werden die großen westlichen Dienste und der chinesische Tewu behandelt. Zu jedem Dienst bekommt man neben Grundinformationen über den Namen¸ die Abkürzung¸ das Gründungsjahr¸ die geschätzte Zahl der Angestellten¸ das Hauptquartier¸ den generellen Einsatzraum und den Zielsetzungen¸ auch einen kleinen Text¸ der den Dienst ein wenig erläutert¸ sich über seine Stärken und Schwächen auslässt und schließlich einen Tipp zum Rollenspiel abgibt¸ also ob sich ein Dienst als Hintergrund bzw. als Arbeitgeber für die Charaktere eignet. Diese Hinweise sind gut durchdacht und bieten nicht nur schlüssige Begründungen sondern auch Ideen zur Art der angeschlossenen Kampagne mit diesem Dienst. Interessant fand ich hier besonders¸ dass selbst der BND genannt wird und sogar recht gut in der Bewertung abschneidet! Alles in allem sind die Informationen nicht nur für das Rollenspiel interessant sondern auch für das Allgemeinwissen förderlich¸ da es sich nicht um erdachte sondern wirkliche Fakten handelt. Alles in Allem schön recherchiert und gut zusammengefasst. Einige andere Dienste die sich hier neben dem BND finden¸ sind die CIA¸ das FBI¸ die NSA¸ MI5 und MI6 und der Mossad¸ aber auch Russland¸ Frankreich¸ China¸ Australien¸ Kanada und weitere Dienste der Herkunftsländer der genannten finden sich hier. Interessanterweise werden auch Dienste kleinerer bzw. unauffälligerer Staaten wie Japan¸ Polen (die wirklich gut sind) und Chiles betrachtet.
Es schließt sich eine äußerst interessante Spionagezeitlinie an¸ die Ereignisse in der internationalen Agentenszene von 1951 bis 1995 auflistet¸ kurz erläutert und so einen guten Einblick in das Wirken und die Ziele der einzelnen Dienste bietet.
In Kapitel sieben geht es schließlich um die Gegenseite¸ wenn es so was in der Agentenwelt gibt¸ den Terrorismus. Auch hier werden zuerst allgemeine Informationen zum Terrorismus in der Welt¸ sortiert nach Regionen wie zum Beispiel Lateinamerika¸ West Europa¸ Asien und den USA geliefert¸ und dann einzelne Organisationen vorgestellt. Zu den Grunddaten wie bei den Geheimdiensten kommen hier vermutete Sponsoren¸ weitere Namen und die Zielgruppe der Ideen genannt. Es finden sich die bekannten Gruppen aus dem nahen Osten wie Fatah¸ PLF¸ islamischer Jihad¸ aber auch die ETA¸ die IRA und die RAF hier. Die Texte über die Hintergründe zu den jeweiligen Gruppen sind etwas länger und ausführlicher als die der Dienste und bieten daher fast noch bessere Einsichten in das Denken und Wirken der Organisationen - wirklich gute Meisterinformation. Zum Abschluss dazu gibt es dann auch eine Terrorzeitleiste von 1968 bis 1995. Beide Zeitleisten bestechen durch kurze¸ aber detaillierte Informationen und Sortierung nicht nur nach Jahren sondern auch nach Monaten¸ so dass man Entwicklungen bzw. Reaktionen erkennen kann.
Vor dem zweiseitigen Glossar über die Agentenweltausdrücke¸ finden sich noch drei Abenteuer¸ ein paar Ideen zu Kurzmissionen sowie Überlegungen über die Zukunft des Spionagehandwerks.
Besonders hilfreich fand ich auch die Anregungen zu Gestaltung von Black Ops Abenteuern durch den Einsatz echter Zeitungsberichte und durch Hinweise zur Spielart.
Fazit:
Abschließend kann ich nur sagen¸ dass sich der Kauf wirklich gelohnt hat und das gebotene Material gut ausbalanciert¸ schön durchdacht und hervorragend recherchiert ist. Die 17 Euro 95 sind auch nicht wirklich zu viel verlangt für ein Buch dieser Qualität und meiner Meinung nach¸ hat es Ironcrown einmal mehr geschafft¸ ein Buch zu präsentieren¸ das sein Geld wert ist und sich toll einsetzen lässt. (Und wer noch kein Black Ops spielen will¸ der wird sich hier dennoch einfach fest lesen können¸ denn es ist gut geschrieben und eine spannende Lektüre.) Mein Tipp: KAUFEN!
Eine Rezension von: Christoph Böhler