Burg der Tränen
Nach langem Suchen kann ich Euch endlich mal wieder ein Abenteuer-Modul für den Midgard - Abenteuer 1880-Hintergrund vorstellen.
Zwar hat es natürlich einen recht universellen Arbeitsbereich¸ aber die Charakterwerte sind für M1880 angegeben.
Der Anfang des Abenteuers wird durch den Direktor des Kestner Museums gemacht. Als Freund der Abenteurer sucht er Freiwillige¸ die sich an einer Ausgrabung im fernen Malta beteiligen¸ wo man unlängst auf einen sehr alten Gang gestoßen ist - er selbst wird der Reisegruppe folgen sobald seine engen zeitlichen Verpflichtungen es zulassen - aber die Zeit drängt¸ wie immer bei Unternehmen solcher Art.
Das die Abenteurer die Ausgrabungsarbeiten trotz viel unerwarteter Unbill beginnen und weiterführen können¸ bleibt zu hoffen. Wohin der Gang letztendlich führt und was dort auf die Abenteurer wartet ... ist die Essenz dieses Abenteuers. Nicht nur rohe Waffengewalt und Grabtechnik¸ sondern auch detektivischer¸ diplomatischer und archäologischer Sinn sind gefragt¸ um hier überhaupt erfolgreich zu bleiben.
Die Autoren beschreiben zu Beginn erstmal eine Mischung aus realen und fiktiven Zeitgeschehen¸ die den Aufbaustein des Abenteuers legen. Aus geschichtlichen Werken direkt übernommene Textpassagen¸ zur Ergänzung der Informationen über Land und Leute¸ wurden mit einem anderen Schriftsatz gekennzeichnet¸ damit der Spielleiter den Realitätsbezug in seiner Kampagne nicht verliert. Auch einer alten Malta-Karte wurde eine Seite freigehalten.
Die wichtigen Nichtspielercharaktere (NSC) wurden kurz umrissen und mit den wichtigsten Spielwerten versehen. Eine photoähnliche Zeichnung ziert jeden potentiell wichtigen Charakter¸ den die Abenteurer aufsuchen könnten.
Aber nicht nur die ganz wichtigen NSCs werden erwähnt sondern auch (sehr kurz) immer wieder eine Reihe anderer Personen¸ die zwar spieltechnisch wenig hilfreich - dafür aber athmosphärisch sinnvoll - sind.
Die einzelnen Reisestationen und die zu erwartenden Zwischenfälle werden dem damaligen Zeitgeschehen um 1880 herum entsprechend beschrieben und vorbildlich durch Darstellungen aus diesen Tagen geziert. So findet man die Darstellung einer alten Lok¸ des Interieurs einer Schiffskabine¸ bzw. eine Außenansicht auf hoher See. So ansehnlich diese 'geklauten' Illustrationen auch sind - sobald es ans Eingemachte (sprich eigene Kartenzeichnungen) geht¸ beweisen die Autoren kein gutes Händchen und erinnern an ungeübte Kinderhände aus grauer Vorzeit. Ok¸ die Karten zeigen was wo zu finden ist¸ aber von Ansehnlichkeit ist dort keine Spur zu finden.
Alles in allem konnten die Autoren durch ihren recht geschickten Schreibstil - die Kombination von Geschichte und eigener Fiktion - ein schönes Abenteuer zusammenstellen¸ daß wirklich facettenreich ist und auch bei bunt gemischten Abenteurergruppen für jeden was zu bieten hat. Das Spektrum hilfreicher Fertigkeiten ist hier wirklich groß. Dem Spielleiter wird vor allem in der Phase der Ausgrabung viel auf die Schultern gelegt¸ denn dieser Teilplot ist eigentlich die ungewöhnlichste Passage für die Abenteurer¸ die ansonsten vielleicht eher durch alte Burgen und Museen kriechen.
Fazit:
Für die nicht gerade mit Masse verwöhnten Midgard 1880 Spieler kann ich dieses Abenteuer empfehlen. Cthulhu-Fans werden vielleicht noch ein wenig im Morast der großen Alten wühlen müssen¸ um das Flair ihres Hintergrundes richtig rüber zu bekommen.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de