Spielleiter Set 3.5 (3e)
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Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Altbewährtes in neuem Gewand zum Zweiten...
Im Jahr 2004 übernahm der Verlag Feder & Schwert die "Dungeons & Dragons"-Lizenz von AMIGO und damit die Aufgabe, eines der erfolgreichsten Rollenspiele der Welt im deutschsprachigen Raum zu vermarkten. Basis des "Dungeons & Dragons"-Rollenspiels stellen dabei die drei Grundregelbücher dar. Während der Spieler nur das "Spieler-Set 3.5" benötigt (erschienen bei AMIGO im Boxen-Format), sollte der Spielleiter über das "Spielleiter-Handbuch 3.5" und das "Monster-Handbuch 3.5" verfügen (Feder & Schwert als Hardcover). Das "Dungeons & Dragons Spielleiter-Handbuch" ist dabei ein wichtiges Handwerkszeug für den Spielleiter. Dabei folgt der Verlag Feder & Schwert den Regeln der letzten Rechtschreibung, verzichtet auf die Regeln der aktuell geltenden Rechtschreibung.
Die Aufmachung des Buchs ist durchweg gelungen. Das Hardcover liegt gut in der Hand und ist solide verarbeitet. Durch den Vierfarbdruck, die gelungene Pergamentoptik und die schöne Fantasyaufmachung, ist das Buch auch ein Blickfang. Die meist farbigen Illustrationen von Künstlern wie Ed Cox, Todd Lockwood oder auch Sam Wood, erhöhen den optischen Genuss. Das "Dungeons & Dragons Spielleiter-Handbuch" sieht nicht nur gut aus, es spricht den Leser auch emotional an, stimmt ihn gut auf das Fantasyrollenspiel ein. Zusätzlich liegt ein Bodenplan bei, der für das "Dungeons & Dragons"-Spiel von großer Bedeutung ist.
In nun mehr acht Kapiteln wird der Leser an die Geheimnisse, Kniffe und Vorgehensweisen eines Spielleiters herangeführt. Dabei weicht bereits die Aufteilung des Buchs stark von dem vorangegangenen Produkt ("Dungeons & Dragons Spielleiter-Set 3.0") ab. So werden also schon auf den ersten Seiten neue Zeichen gesetzt.
Kapitel Eins beschäftigt sich mit dem leiten einer Spielsitzung. Obwohl es sich um ein Buch für Spielleiter handelt, ist es das kleinste Kapitel. Und trotzdem beinhaltet es sämtliche Richtlinien, die es zu beachten gilt.
Im zweiten Kapitel gehen die Autoren auf die Anwendung der Regeln ein. Dabei ist zu beachten, dass viele Regeln optional sind, dem Spiel mehr Tiefe und System verleihen. Der Kampf wird nochmals unter die Lupe genommen, es gibt weiterführende Anleitungen zu Fertigkeitswürfen und Attributswürfen, Tipps zur Anwendung von Magie und Hilfestellung zum Erschaffen eigener Zauber. Nicht zu vergessen das Thema Erfahrungspunkte, das im Spiel besonders wichtig ist. Denn nur durch genügend Erfahrungspunkte vermag ein Charakter aufzusteigen und sich zu verbessern, so dass der Spieler ihn auch weiterentwickeln kann.
Diese Weiterentwicklung findet vor allem durch und in Abenteuern statt, dem Basisthema des dritten Kapitels. Cook, Tweet und Williams behandeln dabei den Aufbau und den Ablauf von Abenteuern, die Vergabe von Schätzen, die Erstellung von ausbalancierten Begegnungen und die Zeit zwischen den Abenteuern. Es werden Abenteuer in Gewölben, der Wildnis und in Städten gleichermaßen behandelt. Die Abenteuergestaltung ist ein komplexes Thema, dem hier ausführlich Platz eingeräumt wird. Anhand von Tabellen und Beispielen wird die Materie leicht vermittelt.
Das Rollenspiel wäre nichts ohne die NSC (Nichtspielercharaktere), mit denen die Spieler interagieren und die ein beliebtes Werkzeug von Spielleitern sind. In Kapitel Vier kommen sie zu Ehren. Neben Regelerklärungen zum Erstellen von NSC, gibt es auch ausführliche Tabellen und Informationen, um NSC schnell erschaffen und ins Spiel bringen zu können. Auch die NSC-Klassen werden vorgestellt. Dadurch bekommt das Rollenspiel mehr Farbe, kann der Spielleiter aus einer größeren Palette und verschiedenen Stilrichtungen wählen, um seiner Spielsitzung Leben einzuhauchen.
Kapitel Fünf weist den Leser in die Gestaltung von Kampagnen ein. Dabei handelt es sich meist um zusammenhängende Abenteuer, die Erschaffung ganzer Welten oder Reisen auf andere Ebenen. Vielleicht auch alles zusammen. Egal - denn auch hier wird der Spielleiter an die Hand genommen und auf sämtliche Bereiche vorbereitet, um später eigene Kampagnen kreieren zu können.
Das sechste Kapitel ist eines der größten und vielfältigsten Kapitel im "Dungeons & Dragons Spielleiter-Handbuch", da sich hier alles um die Charaktere dreht. Spielleiter erfahren wie sie eigene Völker und Klassen erschaffen können, wie aus Monster Spielercharaktere werden, was es mit den Tiergefährten auf sich hat oder auch wie epische Charaktere funktionieren. Einen großen Abschnitt nehmen die Prestigeklassen ein. Diese stellen eine Weiterentwicklung der Basisklassen dar, sind Spezialisierungen. Dabei wurden bestehende Prestigeklassen überarbeitet und auch einige Prestigeklassen neu aufgenommen: Zum Beispiel der Rote Magier oder auch der Duellant, die aus alten Erweiterungsbüchern stammen.
Im siebten Kapitel des "Dungeons & Dragons Spielleiter-Handbuchs" dreht sich alles um das Thema Magische Gegenstände. Der Leser erfährt, wie man magische Gegenstände handhabt, sie herstellt und auch, was es mit verfluchten Gegenständen auf sich hat. Dazu gibt es eine umfassende Liste mit allerlei Dingen, die verzaubert sind. Die dazugehörigen Beschreibungen sind ebenfalls vorhanden. Wie auch alle anderen Bereiche, so haben auch die magischen Gegenstände einige Veränderungen erfahren. Das betrifft ihre Kosten und manchmal auch ihre Funktion. Im Gegensatz zum "Dungeons & Dragons Spielleiter-Set 3.0", gibt es nun eine andere Anordnung, so dass sich Besitzer der Grundregeln II 3.0 erst einmal neu orientieren müssen. Doch das ist schnell geschehen.
Kapitel Acht enthält einen Glossar. Dieser erklärt besondere Fähigkeiten, fasst Zustände zusammen und auch die Umgebungsverhältnisse, in denen sich Charaktere befinden können. Allesamt nützliche Informationen, die schnell parat sind.
Den Abschluss des Buchs bildet ein detaillierter Index und Spielhilfen für den Bodenplan. Letztere sind vierfarbig und sehr nützlich, allerdings müsste man dafür sein Buch zerschneiden. Das sollte man auf keinen Fall, sondern die Markierungen fotokopieren. Da die zwei Seiten eines Blatts nicht deckungsgleich sind, eindeutig die bessere Vorgehensweise.
Das "Dungeons & Dragons Spielleiter-Handbuch" enthält also viel Material, dass benutzt werden kann. Die Autoren nehmen unerfahrene Spielleiter und auch Veteranen an die Hand, zeigen ihnen Möglichkeiten auf und weisen auf die kleinen Tipps und Tricks hin, die manchmal ein wenig verborgen sind. Der Text liest sich flüssig und auch spannend, so dass das Interesse stets geweckt bleibt. Immerhin gibt es auch viel zu entdecken und viel zu lernen. Für "Dungeons & Dragons"-Spielleiter einfach ein Muss. Aber auch Spieler können sich einlesen. Dazu laden vor allem die Prestigeklassen ein, die sich harmonisch ins Spiel einfügen lassen.
Die Flüchtigkeitsfehler halten sich in Grenzen und sind kaum wahrnehmbar. Das dürfte an dem guten Lektorat liegen. Besitzer der 3.0-Ausgabe dürften durch die neue Anordnung der Kapitel kurz ein wenig verwirrt sein, doch man gewöhnt sich schnell an die Veränderungen.
Fazit:
Wie im "Dungeons & Dragons Spieler-Set 3.5" wurden notwendige Veränderungen vorgenommen, um weiterhin ein dynamisches und qualitativ hochwertiges Produkt zu garantieren. Das ist eindeutig der Fall. Optisch und inhaltlich ist das Buch einfach erstklassig und eine eindeutige Empfehlung.
[(C) Günther Lietz]
Eine Rezension von: Günther Lietz https://greifenklaue.wordpress.com/