Spielerhandbuch Faerun (3e)
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Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Das schön anzuschauende, 224-seitige Hardcover beherbergt vor allem eins: neue Hardware, um seine Charaktere zu verfeinern.
So wird das Kampagnenset Vergessene Reiche mit regionalen Talenten, Prestigeklassen, neuen Zaubern, magische Gegenstände und epischen Stufen ergänzt.
Neben regionalen Talenten werden hier Herkunft, Volkszugehörigkeit, mögliche und typische Sprachen, Gottheiten und eine (von jeweils zwei) Bonusausrüstungen vorgestellt. So sind die Leute der Region Cormyr typischerweise Chondather oder Tethyri, die aus der Nachbarregion zugezogen sind. Neben Chondathan steht noch eine breite Palette anderer Sprachen zur Auswahl, die ein Charakter je nach Hintergrund aufgeschnappt haben könnte, wie Damarisch, Orkisch oder Elfisch. Ist die Region landwirtschaftlich geprägt, werden typischerweise Sonnen-, Erd- oder Fruchtbarkeitsgötter angebetet. In Cormyr ist es eine breite Palette oft guter Götter, Lathander, Tymora oder Tyr seien genannt. Als Bonusausrüstung kommt für diese von Kämpfen geprägte Region ein schwerer Streitkolben, ein Langschwert oder ein Bänderpanzer in Frage. Drei bis sechs mögliche Talente werden pro Region vorgestellt, hier sind es beispielsweise Sattelleben, Disziplin oder Feindesjäger (Goblinoid). Sattelleben erleichtert Reitproben, Disziplin erhöht Willens- und Kontentrationswürfe und der Feindesjäger erhält Vorteile gegen den Erzfeind. So lassen sich also regionale Aspekte in den Charakter einbauen, so man einen Talentpunkt dafür frei hat, den nur ein regionales Talent kann gewählt werden.
Dies gilt natürlich nicht nur für Menschen sondern auch für die anderen Völker des Grundregelwerks, auch finden sich Tabellen für Größe, Gewicht, Startalter oder maximales Alter.
Etwas Besonderes stellen die Talente eines Eingeweihten dar. So kann man auf höherer Stufe ein Eingeweihter seines Gottes werden, der dann besondere Vorteile genießt: Ein Lathandereingeweihter könnte spontan Licht zaubern und erhält einige zusätzliche Zauber zur Auswahl, die ebenfalls im Spielerhandbuch vorgestellt werden.
Unter den faerûnspezifischen Prestigeklassen findet man viele Organisationen der Vergessenen Reiche wieder: Schattendiebe, Harfneragenten oder Zentarimspione, und entsprechend läßt sich ein Charakter als wichtiges Mitglied einer solchen Vereinigung spielen.
Die beiden letzten Kapitel rücken dann weg von Regelergänzungen und stellen die Kosmologie Torils und die Geschehnisse der letzten Monate vor. Mit der Kosmologie und den vielen, vielen Ebenen, die Toril umgeben, wird wohl jeder Romanleser schonmal Bekanntschaft gemacht haben, egal in welcher aktuellen Reihe, überall tauchen welche der über dreizig Ebenen auf. Egal ob die Fugenebene, wo die Toten warten, die elementaren Ebenen, Zwergenheim oder der Abgrund der Dämonennetze; hier finden sich Abrisse mit Merkmalen, Bewohnern und Eigenschaften der Ebenen.
Das Kampagnentagebuch umreißt dann die Handlungen der Romanreihen "Krieg der Spinnenkönigin" mit dem Schweigen der Drowgöttin Lolth sowie der "Rückkehr der Erzmagier"-Trilogie mit der Wiederkehr der fliegenden Stadt Umbra.
Im Anhang "Das Spiel erweitern" finden sich ergänzende Regeln für Psionikern inklusive Prestigeklassen und Talenten sowie weitere Prestigeklassen, die auf dem "Buch der löblichen Taten" beziehungsweise dem "Buch der widerwärtigen Finsternis" beruhen, die beide erst noch erscheinen. Ein Harfner-Idol gehört ebenso dazu wie eine Maid der Schwerzen.
Die Aufmachung des Hardcovers ist exzellent: gelungener Umschlag, schönes Innenlayout und übersichtlich strukturiert, wie man es mittlerweile gewohnt ist.
Fazit: Das Buch ist nicht zwangsläufig notwendig zum Spiel in den Vergessenen Reichen, kann es aber durchaus um einige Aspekte erweitern. Das herausragenste Kapitel betrifft die Kosmologie Torils, welche in nie gekannter Gründlichkeit und Qualität vorgestellt wird.
Eine Rezension von: Ingo 'Greifenklaue' Schulze https://greifenklaue.wordpress.com/