Grauen aus dem Nebel (VA30) (5e)
Das Schwarze Auge: Grauen aus dem Nebel
Autor: Dominik Hladek, Anton Weste System: Das Schwarze Auge Erschienen: 2018 Umfang: normal (8-12 Stunden Spielzeit)
Warum habe ich das AB gelesen?
Siehe #82.
Plot
In Havena überfallen verhüllte Gestalten immer wieder Menschen und berauben sie oder ziehen sie sogar unter Wasser. Die Helden werden angeworben, um für Sicherheit zu sorgen, und wie es bei echten Helden eben so ist, geraten sie schnell so tief in die Geschichte, dass sie das Geheimnis lösen müssen, wenn Havena nicht in den Fluten versinken soll.
Eindruck
Beim Blick auf die Autoren darf man ja Großes erwarten, denn beide sind ja immer wieder dadurch aufgefallen, wirklich epische Abenteuer für Aventurien zu schreiben. Wie sieht es also mit diesem hier aus?
Zunächst das Positive: Das Abenteuer ist eine gelungene Einführung in die Stadt Havena (es ist ja als Begleitabenteuer zur neuen Stadtbeschreibung gedacht), und es bringt unheimlich viel Flair mit. Mir haben diesbezüglich alle drei Kapitel - die Recherche in der Stadt, der Besuch in der Unter(wasser)stadt und das Finale mit dem Kampf gegen die Sturmflut - sehr gut gefallen. Der Band ist gespickt voll mit netten Ideen und skurillen NSC, die gerade für die Charakterspieler unter den Spielern eine schöne Szene nach der anderen ermöglichen. Sogar einige der Lösungsideen sind so stilvoll, dass man sich beim Lesen bei dem Gedanken ertappt: "Oh ja, bitte lass meine Gruppe das machen, das wird so cool!"
Es gab aber auch ein paar kleinere Punkte, die mich gestört haben. Zunächst einmal fand ich es schade, dass die Helden quasi schon beim ersten Gespräch erfahren, wer die vermummten Gestalten sind. Ich hatte beim Blick auf das Titelbild (und den Titel selbst) mit so etwas wie "The Fog - Nebel des Grauens" gerechnet, und ich denke, dass die Anspielung auch seitens der Autoren volle Absicht war. Warum man dann nicht wenigstens eine Weile mit der Illusion spielt und die SC dieses Rätsel erst noch selbst lösen lässt, erschließt sich mir nicht so ganz.
Ein zweiter Meckerpunkt: Ich habe den Eindruck, dass der skizzierte Plotablauf arg viel Plotonium benötigt, um so wie geplant stattzufinden. So könnte ich mir vorstellen, dass eine Heldengruppe fast das gesamte Recherchekapitel einfach überspringt, indem sie zwei und zwei zusammenzählen, irgendeinen Necker befragt (muss ja keiner von den Betroffenen sein, den anderen wird ja nicht entgangen sein, wer sich da mal eben im Hafen eingenistet hat) und so erfährt, wo die Quelle des Problems sitzt. Und auch im letzten Teil würde eine clevere Gruppe von vornherein einen Würdenträger überzeugen (z.B. den obersten Efferdgeweihten) und von diesem das magische (und somit in Havena verbotene) Artefakt, das die ganze Tragödie ausgelöst hat, einfach beschlagnahmen lassen. Auch das würde einen Gutteil der schönen Handlungsideen einfach zu Schaum zerfließen lassen...
Nun ja, und zu guter Letzt das übliche Problem: Natürlich traut man sich mal wieder nicht, die Sturmflut echte Konsequenzen haben zu lassen, ja es wird nicht einmal erwähnt, was passiert, wenn die Helden auch die letzte Frist nicht einhalten können. Am Ende hat selbst die schlimmste Eskalationsstufe nicht mehr Konsequenzen als die letzte Grippewelle. Das ist kein Vorwurf an die Autoren, ich weiß ja selbst ganz gut, was ein Verlag einem erzählt, wenn man die tolle offizielle Hafenstadt mal so richtig verwüsten will. Aber es ist halt trotzdem irgendwie schade, bedeutet es doch, dass die Handlungen der SC keine weitreichenden Konsequenzen haben dürfen. Natürlich ist es jedem Spielleiter unbenommen, das in seinem Havena zu ändern und der Unterstadt einen neuen Stadtteil hinzuzufügen - und meiner Meinung nach sollte er das im Zweifelsfall auch tun.
Trotzdem: Auch wenn der Mäkel-Teil der Rezension jetzt wieder länger ausgefallen ist als der Lob-Teil, ist das Fazit klar positiv. Wer ein neueres Abenteuer sucht, in dem die Helden mal die legendäre Stadt Havena kennenlernen und bei der Gelegenheit gleich noch retten können, der ist gut beraten, hier zuzuschlagen.
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Eine Rezension von: Weltengeist https://www.tanelorn.net/index.php/topic,116559.0.html