Netz der Mörder (A096) (3e)
Das Solo-Abenteuer Netz der Mörder kann (bzgl. Szenario- und Charakterentwicklung) im Anschuß an das zuletzt erschienene Solo Schwarzer Druidenwald gespielt werden. Für immer noch einsame Rollenspieler¸ sicherlich ein interessanter Effekt. Eine Erklärung zum Prinzip des Solo-Rollenspiels findet sich in der anderen Rezension.
Zur Geschichte
Unser (Anti-?) Held¸ am besten ein Charakter aus dem Diebeslager erreicht die prachtvolle Großstadt Gareth - immerhin die größte Stadt Aventuriens. Im Verlauf des Abenteuers erfährt unser Held recht unsanft¸ daß es in Gareth mafiaähnliche Organisationen gibt¸ die die Stadt mit Korruption¸ Diebstahl und Verbrechen beglücken.
Allerdings zum Glück des Helden¸ denn eine dieser Organisationen rettet den vermeintlichen Mörder von Travion Domonto¸ dem bekannten Wohltäter und ehrenwerten Kaufherr¸ vor der Schlinge.
Es gilt nun sich in die Organisation einzuschleimen¸ herauszufinden was hinter dem Ganzen steckt und letztendlich seine eigene Unschuld zu beweisen¸ um die Straßen wieder als ehrenwerter *hüstel* Bürger Betreten zu können.
Netz der Mörder hat einen niedrigen Komplexitätsgrad¸ was im Abenteuer selbst nichts anderes bedeutet¸ als daß man tun kann¸ was man will (bzw. man beliebige Entscheidungen treffen kann)¸ ohne den fetten Roten Faden der Geschichte für mehr als ein paar Einträge zu verlassen. Natürlich gibt es als Alternative zum geplanten Verlauf hier und da Variationen¸ die jedoch entweder nur winzige Ausreißer sind¸ oder den Spieler komplett aus der Geschichte nehmen.
Was ich sagen will: Entweder man verläßt das Abenteuer frühzeitig¸ oder erlebt es quasi stets gleich - egal welche Entscheidungen man trifft.
Eine goldene Regel bei Solo-Abenteuern ist¸ sich den gespielten Verlauf (spricht die Zahlen der gelesenen Abschnitte) auf seinem Blatt zu notieren¸ und damit quasi den Spielstand zu sichern¸ und damit quasi das Prinzip des Solo-Abenteuers auszuhebeln. Tut man dies hier nicht¸ so wird man zwangsläufig Probleme bekommen¸ weil der Autor an manchen Stellen verlangt: Gehe dahin zurück¸ woher Du vor dieser Textstelle gekommen bist. Sowas ist für ehrenwerte (oder schlicht faule) Spieler ein Schlag ins Gesicht ...
Notiert man sich jedoch Schritt für Schritt¸ so hat man ein Solo-Abenteuer innerhalb kürzester Zeit (ca. 1-2 Stunden) durchgespielt¸ da man bei Fehlschlägen kaum jedesmal von vorne beginnen wird.
Ebenso sollten alle fett gedruckten Passagen schriftlich festgehalten werden¸ weil das Abenteuer ansonsten ebenfalls kaum spielbar ist¸ es sei denn man erinnert sich auch nach einer längeren Spielpause noch¸ was dies und jenes gekostet hat (der Preis stellt dann das weiterführende Kapitel dar...).
Was leistet das Netz der Mörder ?
Das vorliegende Solo vermag es¸ den einzelnen Spieler für kurze Zeit abzulenken¸ ihn in die kriminelle Unterwelt der Stadt Gareth einzuführen und das Gefühl zu geben¸ ein Abenteuer selbst erlebt zu haben. Im Prinzip ein interaktiver Roman¸ der allerdings keinesfalls an die meist gute Qualität eines DSA-Romans heranreicht¸ zumal man die Handlung der Geschichte als 'recht gewöhnlich' einstufen kann und auch die Innenillustrationen eher durchschnittlich sind.
Fazit:
Wer Solo-Abenteuer (aus mir unerfindlichen Gründen) oder DSA-Produkte generell liebt¸ kann auch bei diesem Solo zugreifen¸ denn es ist ein spielbares. Mir persönlich sind jedoch die etwa 2 Stunden Beschäftigung mit dem Abenteuer ein bißchen wenig Gegenleistung¸ wenn man bedenkt¸ daß ein richtiges Rollenspielabenteuer 6 bis 60 Stunden füllen kann - selbst ein Roman schneidet da bei mir besser ab.
Sehr erfreulich finde ich¸ daß Fantasy Productions diesmal von seiner 27.-DM Marke abgewichen ist¸ in der der Vorgänger Schwarzer Druidenwald wohl versehentlich landete. 20.-DM sind schon besser kalkuliert¸ obwohl ich (abgesehen von der Auflage) immer noch nicht erkennen kann¸ warum ein Solo mehr kosten soll¸ als ein durchaus vergleichbarer Roman.
Einmal vom technischen abgesehen¸ finde ich auch den Verlauf des Abenteuers nicht so berauschend¸ daß ich im Anschluß irgendjemand davon habe erzählen wollen... aber wie sagt der Spielkonsolen-Werbespot so schön "...es ist nur wichtig was DU selbst erlebst..."
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de