Schwarzer Druidenwald
1999-07
Solo-Abenteuer ?
Was DSA ist¸ brauche ich ja wohl keinem mehr zu erklären und wenn doch dann lest Euch bitte meine Rezension des Grundregelwerkes in MD97 durch. Die Frage nach einem Solo-Abenteuer¸ scheint mir dagegen eher berechtigt¸ denn es handelt sich (in meinen Augen) eher um ein Relikt aus der Vergangenheit¸ daß man heute kaum noch als Neupublikation findet.
Eine scheinbar erfolgreiche Ausnahme macht hierbei das Rollenspiel DSA¸ zu dem alle Nase lang (ca. jedes 10. Abenteuer) ein Solo-Abenteuer veröffentlicht wird.
Was ist nun das besondere an Solo-Abenteuern (kurz Solos) ? Wie der Name schon andeutet reicht beim Solo-Abenteuer eine einzige Person aus¸ um ein Abenteuer zu erleben. Im Gegensatz zum 'normalen' Rollenspiel¸ übernimmt der Autor des Abenteuers selbst die Rolle des Spielleiters¸ der seinen Leser (Spieler) durch seine vorher erdachte Geschichte begleitet. Ein sehr einfaches Beispiel soll dieses Vorgehen verdeutlichen:
- [1] Willkommen ! Du hast Dich gerade ins Internet eingeloggt und Deinen Weg sehr schnell zum hervorragenden Angebot des DRoSI gelenkt. Je nachdem¸ ob Du am liebsten Rezensionen ließt [5]¸ Dich durch die atemberaubenden Artikel des MD wühlst [99] oder einfach nur einmal nach den Schlagzeilen schauen willst [3] setzt Du Deinen Weg fort.
Da ich selbst seit jeher einen Roman¸ bzw. eine echte Rollenspielrunde einem Solo vorziehe¸ mögen mir eventuelle Anhänger dieser Abenteuer-Kultur meine 'Voreingenommenheit' verzeihen. Ich sehe den wirklich einzigen Sinn solcher Solos entweder bei Spielern oder (eher noch) bei Spielleitern¸ die sich vor ihrem 'allerersten Mal' ein wenig Warmspielen wollen. Zu diesem Zweck finden sich Solos auch in vielen Grundregelwerken. Man kann mit ihnen auf eigene Faust eine Art Probelauf hinter sich bringen und die eben gelesenen Regeln ein erstes mal ausprobieren.
Ich denke mal¸ daß mich die Stufenangabe (1-3) des vorliegenden DSA-Solos in dieser Sichtweise unterstützt.
Alles beginnt irgendwann
Kommen wir also zum Inhalt des Solos. Als Leser (Spieler) schlüpft man in die Rolle eines unfreiwilligen Frondienstlers (vornehmlich ein reiner Kämpfer) der sich in der Hand der finsteren Schergen des Dämonenmeisters befindet und für diese Arbeiten in der gefallenen Ruinenstadt Ysila ausführen muß. Durch einen Zufall und die sehr überraschende selbstlose Kooperation zweierr Mitgefangener¸ gelingt dem Leser die Flucht und er sucht sein Heil in der Ferne¸ wo er schließlich auf einen dichten Wald stößt¸ der seinen Weg unterbricht. Der Wald bietet sowohl den kürzesten Weg gen Westen¸ wie auch Schutz vor den finsteren Schergen und so fallen die ersten Schritte ins Unterholz recht leicht.
Wer - wie es bei DSA wohl auch von jedem Helden verlangt wird - reinen Herzens und von rechtschaffener Gesinnung ist¸ der wird mit den ihm begegnenden Kreaturen (darunter ein paar sehr exotische Gesellen) keine Feinde¸ sondern vornehmlich Verbündete finden.
- [99] Du gelangst zum MD und staunst welche tolle Vielzahl an Artikeln es hier zu entdecken gibt. Irgendwie kannst Du nicht drum herum und mußt Dir sofort die Rezension des DSA-Soloabenteuers Schwarzer Druidenwald durchlesen [5]
Seine Halbzeit erreicht das Solo bei der Begegnung mit dem Druiden und Waldwächter Taron und seiner Katze Mau. Taron bittet den Helden um einen Gefallen von dessen Gelingen das Wohl des Waldes abhängen wird. Eine Bitte von solcher Tragweite kann natürlich kein richtiger Held ablehnen. Von diesem Zeitpunkt (Textstelle) an¸ kann dem Leser dann auch schon mal etwas weniger angenehmes passieren - selbst wenn er freundlich bleibt.
Freundlichkeit
Meiner Ansicht nach hat dieses Abenteuer einen gewaltigen Haken. Wenn man mit einer 'Ich bin ehrbar und habe alle lieb'-Einstellung in dieses Abenteuer einkehrt¸ kann man zu viele Situationen problemlos überstehen. Zu viele der Kreaturen meinen es zu gut mit dem Charakter. Vielleicht doch ein wenig enttäuschend bei dem gewählten Titel¸ der ja doch mehr Dramatik erahnen läßt ? Wären da nicht an einigen Stellen Zufallsentscheidungen¸ bzw. Proben auf einzelne Fertigkeiten des Charakters¸ so wäre ich wohl mit meiner (bewußt 'herzensguten') Einstellung nach ca. einer Stunde mit dem Lesen fertig gewesen.
Nun muß ich auch zugestehen¸ daß ich bei weitem kein Anfänger mehr in Sachen Rollenspiel bin und daß die experimentierfreudigeren Leser aus der Einsteieger-Zielgruppe dieses Solos vielleicht wesentlich mehr (und länger) Spaß an diesem Abenteuer haben werden als ich.
- [5] Von den interessanten Rezensionen scheint Dir das DSA-Soloabenteuer Schwarzer Druidenwald am ehesten zu liegen¸ weshalb Du nun dort zu lesen beginnst und damit das Solo-Abenteuer hier für Dich endet. Zurück zu [1].
Geflügelte Worte
Eines kann man jedoch dem vorliegenden Abenteuer in keinem Fall nachsagen: Das es schlecht geschrieben wäre. Ganz im Gegenteil finde ich den Stil des Autors in jeder Hinsicht sehr angenehm. Die Beschreibungen sind blumig und bauen durch den geradezu märchenhaften Charakter der Begegnungen eine gute Atmosphäre auf. Die einzelnen Stationen sind schön beschrieben und auch die Illustrationen leisten vielerorts ihren Teil der Arbeit (Wenn ich auch von Caryad schon weitaus bessere Zeichnungen gesehen habe!).
(Drucker-) Schwärze im Spiel
Ich kann nicht genau sagen ob in meiner Ausgabe ein kleiner Dämon am Werke war¸ oder ob sich dieses Problem in allen Ausgaben finden läßt¸ aber die Seiten 8 bis 16 wurden entweder durch den Einsatz von zu viel Druckerschwärze oder zu dünnem Papier (wohl eine Kombination aus beidem) sehr unansehnlich. Auf einer Seite ziehen sich Flecken¸ wie von einer schmutzigen Rolle über das Papier und damit quer durch den Text (der aber dennoch lesbar ist)¸ an anderer Stelle scheinen die SW-Illustrationen auch ohne Gegenlicht intensiv durch das Papier¸ so daß man auf der Rückseite in seinem Lesespaß gestört wird.
Ich gehe einmal gutgläubig (und von vergangenen guten Erfahrungen motiviert) davon aus¸ daß meine Ausgabe hier eine Ausnahme ist.
Klingendes Gold
Alles in allem sehe ich Schwarzer Druidenwald als interaktiven Roman¸ der bei weitem weder den Spielspaß eines 'richtigen' Rollenspielabenteuers vermitteln kann¸ noch dessen Spielzeit erreicht. Auch wenn am Ende des Bandes Hinweise auf eine mögliche Wandlung in ein Gruppenabenteuer gegeben werden¸ kann ich bei weitem nicht einsehen¸ warum der Preis so wesentlich von einem beliebigen DSA-Roman abweicht.
Hätte man sich durchgerungen¸ das kleinere Format eines solchen zu verwenden und aus je einer DIN-A4-Seite vier Buchseiten (ca. 230 Seiten) gemacht¸ dann hätte das Solo-Abenteuer (orientiert an der verlagseigenen DSA Romanserie) wohl kaum mehr als 12.-DM gekostet.
Das bei Solos das Romanformat durchaus praktikabel und sinnvoll ist¸ haben genügend mehr oder weniger erfolgreiche Solo-Serien bewiesen.
Damit sieht es natürlich für das Preis/Leistungs-Verhältnis eher schlecht aus.
- [3] Die wohl interessanteste Nachricht in den DRoSI-Schlagzeilen ist wohl das Erscheinen des DSA-Soloabenteuers Schwarzer Druidenwald. Mache eine Leseprobe; wenn sie gelingt darfst Du Dich zwischen folgenden Möglichkeiten entscheiden: Möchtest Du Dir die Rezension dazu ansehen [5]¸ oder jetzt doch lieber zum MD weiterzappen [99] ? Sollte Deine Probe mißlungen sein ... fang einfach noch mal von vorne [1] an.
Fazit:
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Der Schwierigkeitsgrad ist recht niedrig und deshalb werden eher Einsteiger (bzw. nicht Rollenspielgeschädigte¸ wie z.B. Mütter¸ Freundinnen oder Verwandte) hiermit ihre Freude haben.
Aber selbst hierbei muß ich bei dem hohen Preis den imaginären Schwanz einkneifen und mit Vorbehalten sprechen - und das tut mir umso mehr leid¸ weil hier die Autoren eigentlich gute Arbeit geleistet haben¸ um potentiellen Rollenspielern das Hobby schmackhaft zu machen.
Bleiben als Zielgruppe wohl eher die Missionare (die damit Freunde oder Freundinnen überzeugen oder Muttis beschwichtigen wollen) und die nimmermüden und finanzstarken Solo-Fans¸ die sich keines dieser (DSA-) Abenteuer entgehen lassen¸ einfach um mal ohne Gruppenstreß ein wenig Abwechslung zu genießen.
Anmerkung:
Da sich noch eine begeisterte 'Laien-Testerin' zur Verfügung gestellt hat¸ kann sich ggf. noch ein wenig am Stimmungsbild dieser Rezension ändern.
Dogio the Witch |