Dreizehn RPG
Artworks & Layout
Wenn man eine der (noch) seltenen Druckversionen im farbigen DIN-A4 Hardcover in Händen hält oder eben das PDF-File (so wie z.B. meine Wenigkeit) öffnet¸ so sieht man unter dem Titel des 131-seitigen Werks die Gestalten der Herrn Autoren oder wenn man so will des Triumphirates (dazu später mehr) pragen. Das Artwork ist schon recht gut¸ stammt es doch aus vom Pinsel des Tobias Mannewitz. Ein kurzes Durchblättern des Werks offenbart den durchweg hohen Standard der Zeichnungen und ein Blick ins Verzeichnis der Künstler bzw. in Impressum offenbart neben dem Zeichner des Covers noch andere bekannte Namen wie u.a. Marco Djurdjevic. Neben dem Cover ist allerdings nur noch eine einzige Stelle des Regelwerks in Farbe¸ genauer eine Ergebnistabelle des Systems. Das tut dem Ersteindruck aber auch keinen Abbruch. Damit erfüllt das Werk schon einmal die erste der Versprechungen auf der Rücksseite. Jedoch ist anzumerken¸ dass sich mir bei manchen Artworks die Platzierung bzw. der Bezug auf den Text etwas entzieht.
Das Layout ist übersichtlich gehalten. So werden regelmäßig neue¸ durchgehend in zweispaltigem Blocksatz gehaltenen Seiten angefangen und Schriftart sowie -grad der einzelnen Überschriften heben sich deutlich vom Fliestext ab. Das Inhaltsverzeichnis ist recht hilfreich¸ befindet sich jedoch seltsamer weise erst auf Seite 7.
Inhalt
Der Inhalt lässt sich grob in folgende Teile gliedern: Zu Anfang steht zunächst recht ausfühliches Impressum und ein einseitiges Vorwort¸ das genauer auf die Entstehung des Systems eingeht¸ gefolgt vom Setting¸ in das die Spieler geworfen werden sollen¸ welches durch 6 klischeehafte Archetypen abgrundet wird. Das erste der beiden Systeme die das Buch präsentiert¸ die Dorpana-Karten wird anschließend vorgestellt. Danach das zweite System¸ etwas vermischt mit dem¸ für dieses System verwendeten Attributen und Skills sowie der Charaktererschaffung. Dann ein recht hilfreicher Teil mit Spielleitertipps¸ welche sich durch ihren Umfang auszeichenen dürften und abgrundet wird das Ganze vom "Bestiarium"¸ das etwas knapp ausgefallen ist¸ dafür aber recht skurile Antagonisten bietet.
Skurile Widersacher bietet auch der letzte Teil des Buches: Das Einstiegsabenteuer "Rebellion der Backwaren".
Hintergrund
Das Werk selbst¸ das unter dem Slogan "Beeing a Nerd...will never be the same again" steht¸ stellt in sich eine Satire auf die gesamte Rollenspielszene dar. Dies wird vor allem im Hintergrund deutlich. Alles dreht sich um das sogenannte Triumvirat¸ welches die Autoren in der Spielwelt darstellen. Es soll im Auftrag Nerdors¸ einer bizarren Parallelwelt¸ das Außenseitertum der Nerds(engl. Bezeichnung für Außenseiter¸ Streber¸ typische Rollenspieler usw.; meist als dicklicher Junge mit starker Brille dargestellt) beenden¸ indem es mit Hilfe dieser die ganze Welt in Nerds verwandelt. Die Spieler stellen Mitglieder der Armee Nerdors¸ der DoRP¸ und somit eben solche Nerds dar. Der Gesamte Hintergrund lädt hierbei zum schmunzeln ein¸ sofern man sich etwas in der RPG-Szene auskennt und diverse Filme (wie z.B. "Fight Club") kennt.
Die Archetypen (welche ausschließlich mit Fliestext beschrieben werden¸ keine Spielwerte) haben teilweise auch einen deutlichen Wiedererkennungswert. Jedenfalls erkennt man hier manches mal ein paar eigenschaften aus seinem rollenspielerischen Umfeld (vielleicht auch eigene) wieder.
Regeln
Das Regelbuch kommt mit gleich zwei Systemen daher. Ersteres entpuppt sich als würfellose Interpretation eines tarotartigen Kartensatzes¸ den Dorpana-Karten¸ das zweite Würfelsystem nennt sich "Die 4 Colors".
Werte werden hier als 4 Farbstufen verwendet. Gewürfelt wird entsprechend mit einem W4. Ein wenig Geschick mit dem Charakterblatt ist jedoch erforderlich¸ man wird dann jedoch mit einem einfachen¸ schnellen und innovativen System belohnt¸ was sich sehr schön in den nicht ganz ernsten Hintergrund einfügt. Allerdings sei gesagt¸ das es relativ häufig zu Ergebnissen kommt¸ die nicht oder nicht nur die beabsichtigte Tat nach sich ziehen¸ was jedoch gewollt scheint und auch einen Großteil der spassigen Atmosphäre ausmacht.
Einstiegsabenteuer
Im Stil des Regelwerks (recht selbstironisch¸ klischeehaft) präsentiert sich das abschließende "Horrorabenteuer" "Rebellion der Backwaren".
Die Handlung dreht sich um einige verrückt spielende Backwaren¸ die zu unnatürlichem Leben erwacht sind. Dabei werden recht viele Elemente aus gängigen Trash-Horrorfilmen verwandt. Die Idee ist recht solide. Allerdings sollte man nicht erwarten¸ wie in manch anderen Kaufabenteuern¸ als Spielleiter praktisch nur vorlesen zu müssen und zig mögliche Wege aufgetischt zu bekommen. Viel mehr wird durch den wahrscheinlichsten Handelsstrang der Hintergund und die NSC geliefert. Oft kann man das Wort "improvisieren" in Bezug auf den SL lesen.
Defakto nichts für den Anfänger im Spielleiten¸ aber der wird wahrscheinlich sowieso nicht auf das DoRP-RPG stoßen.
Fazit:
Nettes "Rollenspiel für zwischendurch". Für einen One-Shot mit jeder Menge Spaß würde ich das System zur Auflockerung im recht ernsten Kampangenalltag empfehlen. Wer eine Kampagne damit spielen will kann das sicher auch¸ doch würde sich wohl der Witz mit der Zeit etwas abnutzen. Für ein Drei-Mann-Fanprojekt¸ welches in so kurzer Zeit zusammengeschustert wurden¸ kann sich das Buch wirklich sehen lassen. Ein Vergleich mit gängigen Systemen ist hinfällig¸ da es in diese Richtung meines Wissens nach (noch) nichts gibt. Und wenn man nie dazu kommen sollte es einmal selbst aus zu probieren¸ so erhält man mit dem Werk zumindest eine recht schöne Satire auf unser Hobby¸ vorrausgesetzt¸ man ist etwas bewandert in der Szene.
Ein letzter Mackel sei jedoch noch genannt (schön das ich was zu meckern gefunden hab ;-) ): Die Rechtschreibung ist keineswegs perfekt.
Wer den Preis von 25 Euro zahlen will¸ um die Druckversion zu erhalten¸ sollte dies auch tun¸ wenn sie denn noch einmal gedruckt wird. Alle anderen können sich das PDF hier herunterladen. Wer nicht davor zurückschreckt die über 100 Seiten am Bildschirm zu lesen¸ dem sei hiermit eine Empfehlung ausgesprochen
Eine Rezension von: Marcel Gehlen https://www.die-dorp.de/