Storytellers Companion
In fünf Kapiteln und auf gerade mal 72 Seiten pferchen die Autoren dermaßen viel Informationen zusammen¸ dass es schon fast verschwenderisch wirkt¸ bedenkt man den lustlosen Strom neuer Hinweise aus anderen Linien. Dies ist aber wohl das Vorrrecht neuer Systeme¸ sie können den Leser noch wirklich überraschen.
Bereits die Einführung wartet neben den üblichen Worten¸ der Kurzübersicht und dem Hands off für Spieler mit einem kleinen Schmankerl auf. In sehr groben Strichen wird hier der Metaplot gezeichnet¸ der in den kommenden Büchern so nach und nach offenbart wird. Ausserdem ist wohl mit einer sehr viel aktiveren Rolle Luzifers zu rechnen¸ als man von so einer mytischen Gestalt erwarten sollte (Kain und Charon haben ausgedient).
Kapitel Eins: Dark Gods dreht sich um die Earthbound und liefert uns einen Abriss der Geschichte dieser 'wahren' Dämonen¸ von Babel über Rom bis zum Erwachen aus dem Schlummer nach dem letzten Mahlstrom. Danach gibts noch erweiterte Infos zu den Reliquien der Earthbound¸ der Art und Weise¸ wie sie Faith erhalten können¸ ihren Kräften¸ über die Diener der Earthbound und vordergründige Ziele.
Obwohl es eigentlich klar ist¸ dass das alles nur auf das Buch über die Earthbound vertrösten soll und man nach der Lektüre noch viel mehr will¸ gelingt es dem Kapitel wenigstens¸ die Earthbound für den ST etwas transparenter zu machen und eine ungefähre Ahnung dafür zu vermitteln¸ mit WAS die Gefallenen da aneinandergeraten werden.
Kapitel Zwei: The Factions gibt Tipps¸ wie man Charaktere unterschiedlicher politischer Fraktionen in einer Gruppe zusammenbekommt¸ ohne dass sie sich an den Hals gehen.
Des weiteren erhalten die Fraktionen noch einmal eine Revision und für jeden Fraktion haben die Autoren lockere fünf Seiten springen lassen¸ wobei nicht nur berühmte Mitglieder und aktuelle Pläne aufgezeigt werden¸ sondern auch Ideen für Geschichte mit und um die betreffenden Fraktionen.
Soweit ich das bisher erkennen kann findet ein kreativer ST hier genügend Infos für zehn Chroniken und als Leser erkennt man¸ dass selbst die Raveners nicht nur blutrünstige Terroristen sind.
Kapitel Drei: Lords of the Abyss beleuchtet die Dämonenlords und Herzöge der Hölle¸ eben all die unverschämt mächtigen Gefallenen¸ die sich bisher noch nicht durch die Risse im Gefängnis drängen konnten. Es beantwortet Fragen nach dem Beschwören und Binden solcher Halbgötter und ist sich selbst für Werte nicht zu schade. Dieses kurze Kapitel ist recht regellastig und sobald man so richtig große Augen bekommen hat¸ ist es schon wieder zu Ende. Obwohl es sicher nicht das beste Kapitel des Buches ist¸ bleibt es doch ein solide gemachtes und bereitet die Bühne für den Metaplot um diese Wesen. Kapitel Vier: The Spirit Realm ist ein Geschenk für alle Wraithspieler und eine echte Hilfe für Slayercharaktere. Die Ursprünge der Totenlande sind ein echter Augenöffner und bescheren dem alteingesessenen Wraithverehrer den einen oder anderen Herzschlag. Im Rahmen der Demonmythologie ist die Erzählung aber mehr als stimmig und macht die Slayers zu einem Haufen echt sympathischer Engel¸ die unter der Last der eigenen Tragik fast zerbrachen. Weiter gehts mit einer Erläuterung der Geografie der Schattenlande und zum Schluss runden Werte für Geister und ihre Kräfte das Ganze ab. Als passionierter Wraithfanatiker MUSS ich natürlich sagen¸ dass dieses Kapitel das gigantischste des ganzen Buches ist¸ aber es wird garantiert die Fans beider Systeme in eine ganze Reihe von Diskussionen stürzen.
Kapitel Fünf: Monsters ist dann endlich das nachgereichte Antagonistenkapitel¸ das so viele Menschen im Grundbuch vermissten. Neben den Jägern¸ Magiern¸ Vampiren und Werwölfen werden auch gewöhnliche Tiere erwähnt. Ausser Werten und Erklärungen zu den Kräften der anderen Übernatürlichen wird auch darüber spekuliert¸ wie wohl eine Begegnung zwischen den beiden 'Rassen' zu Stande kommen könnte¸ wie wohl eine Zusammenarbeit aussähe¸ oder allgemeiner die Beziehungen überhaupt. Dann muss natürlich noch die Frage geklärt werden¸ ob diese Wesen mittels Pakten gebunden werden können und welche Einschränkungen es dabei gibt.
Wie auch schon das Kapitel Drei ist dieses letzte Kapitel ziemlich regelintensiv. Wer ohnehin allergisch auf Crossover reagiert wird hier sicher nicht glücklich werden. Aber zumindest die einleitenden Texte zu jeder Rasse verdienen einen schnellen Blick¸ da sich dort doch die eine oder andere Info versteckt hat¸ die auch einen Puristen noch zu erfreuen vermag. Dennoch¸ ich persönlich bin ebenfalls kein großer Freund solcher Versuche¸ alles unter einen Hut zu bringen¸ daher endet das Buch für mich mit einer schalen Note.
Das Buch selbst leidet erfreulicherweise nicht unter Setzfehlern oder fiesen Schnitzern im Layout¸ zumindest habe ich solche noch nicht gefunden (oder schon wieder verdrängt). So wie schon im Grundbuch sind die Texte von guter Qualität¸ die Autoren sind sichtlich motiviert. Was die Bilder betrifft¸ so darf ich ohne Übertreibung sagen¸ dass die Illustrationen im Companion ein echter Fortschritt sind und mir beinahe ausnahmslos besser gefallen als die meisten Zeichnungen im Grundbuch. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.
Noch ein Wort zum Sichtschirm¸ das Ding ist nicht so wirklich wertig¸ ich bilde mir ein¸ es wurde dünnere Pappe verwendet. Leider wurden auch nur Bilder aus dem Grundbuch recycled¸ naja¸ das kann man überstehen. Ansonsten enthält der Screen die wichtigsten Infos für den ST zum schnellen Nachschauen¸ wie wir das von WW gewohnt sind.
Alles in allem ist der Companion gelungen¸ da er das Grundbuch in wichtigen Punkten ergänzt. Er enthält einige echte Highlights und wird wohl über kurz oder lang im Regal jedes ST landen. Feine Bilder und natürlich das typische Demonflair veredeln das Supplement. Von 10 Punkten hat das Buch ein 7 einhalb verdient¸ mehr kann man einem Sichtschirm mit Bonusheftchen kaum geben.
Eine Rezension von: Markus Barth http://www.regensburg-bei-nacht.de