Wolfgang Hohlbeins Der Hexer von Salem - Abenteuer in der Welt des Robert Craven
Inhalt
"Der Hexer von Salem" von Wolfgang Hohlbein dürften den meisten Lesern unserer Seite ein Begriff sein¸ viele haben sicherlich schon mal in den Büchern geschmökert und die Erlebnisse von Robert Craven gelesen. Pegasus hat die Kooperation mit Wolfgang Hohlbein gesucht¸ um den Bekanntheitsgrad sowohl des Autors als auch des Hexers zu nutzen und ein neues Publikum zu erschließen. Dazu hat man die originalen Cthulhu-Regeln ein wenig modifiziert und dem Ganzen das Etikett "Pulp Cthulhu" gegeben. So wird z.B. die Anzahl der Trefferpunkte verdreifacht (Kämpfe werden so cineastischer) und auch das Zaubern erleichtert. So ist es möglich ¸einen Hexer zu spielen¸ der magisch sehr begabt ist¸ aber auch immer einen charakteristischen Nachteil hat¸ die ihn prägt und erkennbar macht.
Aber keine Angst¸ trotzdem ist die Cthulhu-Handschrift noch immer erkennbar und die wichtigen elementaren Regeln (z.B. geistige Stabilität) wurden nicht geändert. Charaktere eines Pulp-Spieles sollen einfach widerstandsfähiger sein und Taten vollbringen können¸ die eines Indiana Jones oder Robert Craven würdig wären.
Es ist also klar¸ dass in diesem Setting ein ganz anderes Flair vermittelt werden soll (und vermittelt wird) als im originalen Cthulhu-Spiel.
Pegasus hat die Welt des Hexers von der spät-viktorianischen Epoche in die 1920er Jahre verlegt¸ also in das klassische Cthulhu-Jahrzehnt¸ mit dem die meisten Spieler vertraut sein dürften.
Das Buch behandelt zuerst einmal die Spielmechanismen und gibt dann einen Überblick über die Geschichte des Hexers - die vielen Veröffentlichungen werden aufgelistet¸ wobei schnell klar wird¸ dass die Geschichte des Hexers eine verwirrend-unübersichtliche ist. Jedes Buch wird mit einer sehr ausführlichen Inhaltsangabe gewürdigt¸ so dass man am Ende das Kapitels einen zumindest groben Überblick über die Abenteuer des Hexers hat. Anschließend wird die Geschichte bis 1925 weitergeschrieben¸ also bis in das Jahr¸ in dem das Pulp-Setting einsetzt.
Ebenso ausführlich wie die Bücher werden in den nachfolgenden Kapiteln die Monster¸ wichtigen NPCs und Schauplätze vorgestellt. Nachdem man sich durch die insgesamt 70 Seiten gearbeitet hat¸ sollte man im Idealfall mit dem Hexer-Universum vertraut sein. Die Magie spielt natürlich in diesem Setting eine wichtige Rolle und so geht es im siebten Kapitel um ebenjene. Zaubersprüche¸ Grimoires und - ganz wichtig - Artefakte werden vorgestellt und dem Charakteren so mächtige Hilfsmittel an die Hand gegeben¸ mit denen sie die bösen Mächte bekämpfen können.
Das achte Kapitel ist für den Spielleiter gedacht und gibt Tipps¸ wie man "den Pulp zu Cthulhu bringt". Außerdem gibt es noch einen allgemein gehaltenen Abschnitt¸ der sich an unerfahrene Spielleiter richtet und ihnen dabei hilft¸ das Kino im Kopf entstehen zu lassen¸ dass Rollenspiel im Idealfall ja ist.
In einem Grundregelwerk darf natürlich ein Einstiegsabenteuer nicht fehlen - "Das Erbe der Templer" heißt dieses und bringt die Charaktere nach einer Auktion in London auf die Spur einiger mächtiger Artefakte¸ die es aus den Händen böser NPCs zu reißen gilt.
Aufmachung
Das schicke Hardcover wird von einem gelungenen Portraits Robert Cravens geziert und kann im Inneren mit einem Leseband und den gewohnten "originalen" Fotos punkten. Die einzelnen Seiten sind in einem Pergament-artigen Farbton gehalten und wirken dadurch sehr edel und authentisch. Das ganze Buch wirkt stimmig¸ und das ist für mich sehr wichtig.
Einzig die vereinzelten Rechtschreibfehler stören¸ das sind mehr als in anderen Pegasus-Büchern. Aber bei weitem nicht so viele¸ dass das Lesevergnügen getrübt wird.
Fazit:
Pegasus wagt sich in neue Gefilde vor und wird dabei sicher nicht den Geschmack der Hardcore-Cthulhu-Spieler treffen. Aber für ist "Der Hexer von Salem" auch nicht gedacht. Vielmehr habe ich den Eindruck¸ dass neue Käufer gewonnen werden sollen¸ die zwar mit Fantasy-Romanen was anfangen können¸ aber bisher vor Rollenspielen zurückgeschreckt sind. Für solche ist das elegante Cthulhu-Regelwerk ideal und mit dem Hexer wurde ein Setting gewählt¸ dass einen großen Bekanntheitsgrad hat. Das Buch hat außerdem ein faires Preis-Leistungsverhältnis und eine wirklich schöne Aufmachung¸ da werden hoffentlich viele Neueinsteiger zugreifen.
Für alte Hasen ist das Setting nur etwas¸ wenn sie mit pulpigen Abenteuern etwas anfangen können oder einmal Abstand vom altbewährten Setting brauchen. Auf jeden Fall werden sie gut unterhalten werden - und das ist doch die Hauptsache.
Eine Rezension von: Lars Heitmann