Um Ulm herum
Inhalt
Von Norddeutschland aus betrachtet ist die Gegend um Ulm und Stuttgart Heimat komischer Leute¸ die einen witzigen Dialekt sprechen¸ der irgendwie ein wenig langsam klingt. Naja und landschaftlich wird"s da wohl Berge geben¸ ist immerhin südlich von Hannover... Man merkt¸ ich bin der ideale Kandidat¸ um mittels Pegasus' neuem Abenteuerband Um Ulm herum das Ländle einmal näher und besser kennenzulernen und einige Vorurteile auszuräumen.
Der Band gliedert sich in drei Teile¸ ähnlich wie schon im Berlinband nimmt die Regionalbeschreibung dabei relativ wenig Platz ein.
Die ersten 17 Seiten werden dabei einer Beschreibung des Ländles gewidmet. Es werden Geschichte¸ Sitten¸ Gebräuche die Einwohner dieses Landstrichs vorgestellt. Daneben gibt es eine sehr kurze Übersicht über die Städte¸ darunter Ulm¸ Stuttgart und Tübingen.
Unsere liebe Frau aus den Wäldern ist mit 45 Seiten ein wenig kürzer als das zweite Abenteuer. Es führt die Charaktere nach einem überraschenden Einstieg in München¸ bei dem ein katholischer Geistlicher ums Leben kommt und sehr viele merkwürdige Dinge passieren (die wenigstens einer der Charaktere anders in Erinnerung hat) nach Ulm und schlußendlich in"s Nördlinger Ries¸ jenem verdammt großen durch den Einschlag eines Meteoriten gebildeten Landstrichs. Die Gruppe¸ eigentlich auf der Suche nach einem verschwundenem Zwillingspärchen und deren Eltern findet sich bald in einem Strudel aus Kultisten¸ die Wahrnehmung verändernde Drogen und ein sehr eigenwilliges Kloster wieder. Ich will hier nicht zuviel verraten¸ es ist mal wieder alles anders¸ als man denkt. Gerade im letzen Drittel des Abenteuers häufen sich die Knalleffekte und die Spieler werden sicherlich das ein oder andere Mal aus dem Staunen nicht herauskommen.....
Das Blaue Tor hat knapp zehn Seiten mehr und ist ein richtig klassisches Abenteuer¸ in dem es sich um einen verrückten Magier dreht¸ der eine der alten Rassen aus ihrem unterirdischem Gefängnis befreien will. Die Spieler haben natürlich die Aufgabe dies zu verhindern. Das Abenteuer ist recht gradlinig und bietet nicht so viele Knalleffekte und Überraschungen wie Unsere liebe Frau aus den Wäldern. Ich denke¸ es ist eher für Einsteiger geeignet¸ da es gradliniger aufgebaut ist. Die Charaktere haben zwar immer noch sehr viel Freiheit in ihrem Vorgehen¸ aber eine halbwegs clevere Gruppe wird dem Hauptstrang der Handlung bis zum klassischen Finale folgen können.
Aufmachung
Wie von Pegasus gewohnt erfüllt auch Um Ulm herum die hohen Erwartungen¸ die ich an ein deutsches Cthulhu-Produkt mittlerweile habe. Vor allem die zeitgenössischen Fotos und liebevoll und detailliert gestalteten Handouts sind wie immer ein echtes Highlight und machen den Band zu einem optischen Leckerbissen. Die inhaltliche Aufteilung ist ebenfalls sehr gelungen und durch die intelligenten Kapitelüberschriften findet der Spielleiter im Verlauf eines Abenteuers ohne langes Blättern alle Informationen¸ die er braucht. Rechtschreibfehler hab ich nur sehr wenig entdeckt¸ also auch hier alles im grünen Bereich.
Fazit:
Bei diesem Band ein Fazit zu ziehen fällt mir nicht ganz leicht. Das Buch ist qualitativ hervorragend und gerade das erste Abenteuer Unsere liebe Frau aus den Wäldern ist harter Stoff und weitet die Schrecken¸ welche durch den Mythos verbreitet werden auf unschuldige Kinder und grauselige Nonnen aus. Das Abenteuer offenbart Schrecken und menschliche Abgründe¸ die einem aus der Realität nur zu gut bekannt sind und verflechtet diese mit dem fiktiven Mythos. Ein sehr gelungenes Abenteuer¸ was ich mir als Einzelheft ohne zu zögern kaufen würde. Das zweite Abenteuer ist für meinen Geschmack ein wenig zu durchschaubar und dürfte für erfahrene Investigatoren keine allzu große Hürde darstellen. Es ist einfach zu gradlinig¸ jedenfalls nach meinem Empfinden¸ und bietet ein zu klassisches Ende.
Tja¸ und dann Ulm¸ Stuttgart und das Ländle. Einen Band¸ der diese Region beschreibt? Ich weiß nicht¸ für mich ist dieser Landstrich nicht sehr prickelnd¸ aber das ist ja nun sehr subjektiv. Genauso kann jemand aus Ulm sagen¸ daß ihn die Kampagne Auf den Inseln nicht reizt¸ weil es halt an der Nordsee spielt. Handwerklich finde ich die Beschreibung des Ländle einfach zu kurz¸ gerade in den Städten hätte ich mir mehr Details gewünscht¸ zwei¸ drei Seiten sollten doch für Stuttgart allein locker drin sein. Und auch Ulm oder Tübingen hätte einige NPC"s und Abenteueraufhänger gut vertragen können. So hätten auch ortsunkundige Spielleiter mit dieser Region abseits der beiden Abenteuer etwas anfangen können.
Eine Rezension von: Lars Heitmann