Sherlock-Holmes 1: Der Fluch von Baskerville
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Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
"Der Hund von Baskerville" gehört mit Sicherheit zu den bekanntesten Sherlock Holmes-Geschichten, immerhin auch einige Male verfilmt mit Legenden wie Peter Cushing, Jeremy Brett oder Basil Rathbone in der Rolle des Sherlock Holmes. Kein Wunder also, dass die "Sherlock Holmes Criminal Bilbliothek"-Reihe aus dem Blitz-Verlag in Anlehnung an diese Erzählung von Sir Arthur Conan Doyle startet.
Im Hampstead Heath wird ein Obdachloser des Nachts angefallen und überlebt nur knapp, am Tatort sind nur die riesigen Pfotenabdrücke eines Hundes zurückgeblieben und ein unheimliches Heulen lag über dem Viertel. Der Hund von Baskerville ist zurück - so titelt jedenfalls die Londoner Presse - und in dem Viertel geht die Angst um.
Grund genug für Sherlock Holmes sich für den Fall zu interessieren, während Dr. Watson auf Freiersfüßen wandelt, denn er möchte ein drittes Mal heiraten. Doch das angefallene Opfer lässt das warme Krankenbett sausen und verschwindet unauffindbar.
Doch auch die Ausgrabungen am Tyburn Tree, einem alten Henkersplatz, interessieren Holmes. Das Duo kann gar dem Ausgrabungsleiter Dr. Garside dabei helfen, die Leiche des Königsverräters Oliver Cromwell zu identifizieren, welcher einstmals in einem Massengrab hinter dem Galgenbaum verscharrt wurde. Den Fund hätte Garside gerne in einem Museum gesichert, aber er weiß, dass er letztlich die Fundstelle nach der Untersuchung schließen muss, ohne etwas entnommen zu haben, damit die Bebauung vorangehen kann. Bevor die Grabungsstätte aber zugeschüttet wird, wird das Skelett gestohlen.
Sherlock Holmes hat gar eine Audienz bei Seiner Majestät, der ihn in die Ritterschaft erheben will. Holmes Bescheidenheit verhindert das natürlich, zumal er es recht pragmatisch sieht - den Staat würde eine solche Ehrung billiger davonkommen lassen als eine höhere Pension... Zu seiner Überraschung betrifft die Audienz aber ganz andere Dinge, wie ihm sein Bruder Mycroft verrät.
Dr. Watson will sich währenddessen eigentlich ein neues Heim suchen, wird dann aber im Fall "Das Verschwinden der Lady Frances Carfax" von Holmes nach Lausanne in die Schweiz gebeten. Autor Hardwick schneidet hier geschickt und setzt nach einer Kurzbeschreibung des Originalfalls bei der Rückreise auf der Fähre an. Holmes ist wieder bei Watson, hat er ihn in Frankreich bei diesem Fall schlussendlich doch vor äußerst unangenehmen Konsequenzen bewahrt.
Gerade besprechen beide die offenen Fälle an Deck, als der Ruf "Mann über Bord" ertönt. Natürlich wird das Schiff zum Halten gebracht und auch ein Matrose springt über Bord, um den von Bord Gegangenen - ein Deckoffizier chinesischer Herkunft - zu retten. Aber kaum an Deck gezogen, entdeckt man die Stichwunde, die ihn sein Leben kostete... Dr. Watson ist sehr verwundert, überzeugt Holmes doch den Kapitän und später den zuständigen Polizeichef, die Passagiere normal von Bord gehen zu lassen anstatt alle festzuhalten, bis der Mörder gestellt ist.
Michael Hardwick gelingt es vortrefflich, dem Leser viele lose Fäden zu präsentieren und auch wieder zu einem starken Handlungsstrang zusammenzuknüpfen, der den Originalen das Wasser reichen kann. Aber über sein Talent hinaus, eine spannende Geschichte zu erzählen, gelingt es ihm, den Leser in die Atmosphäre des Londons der vorigen Jahrhundertwende eintauchen zu lassen. Auch den Stil Doyles, aus Sicht von Dr. Watson zu schreiben, absolviert er bravourös. Zum einen entwickelt er die Figur selbst mit seiner dritten Ehe weiter, zum anderen zieht er immer wieder gelungen Verweise zu anderen Fällen. Kein Wunder allerdings, ist er nicht nur Autor einiger Sherlock Holmes-Romane, sondern auch einiger Sachbücher wie unter anderem der fiktiven Sherlock Holmes-Biografie "Sherlock Holmes: My life and crimes".
Die eigentliche Geschichte erinnert am ehesten an den Film "Der Pakt der Wölfe" - auch beim "Fluch von Baskerville" hat der Leser von Anfang an das Gefühl, dass mehr hinter den Vorfällen steckt. Dem Leser wird die Komplexität des Falls nach und nach klar, wie es auch Watson kombinieren oder den bekannt sparsamen Äußerungen von Holmes entnehmen kann.
Auch das Äußere der Serie stimmt. Ein Schloss unter dunklem Wolkenhimmel, über dem die Fratze einer Bestie knurrt. Das Format ist nicht das übliche Buchformat, sondern etwa DIN A5 und ungewöhnlich leicht mit grobporigem Papier - was den Lesefluss in keiner Weise mindert. Die Bücher bekommt man übrigens nur beim Blitz-Verlag unter www.blitz-verlag.de für 9,95 Euro und sind auf 999 Exemplare limitiert.
Fazit: Gelungener Serienauftakt mit viel Spannung und Atmosphäre, um den man als Sherlock-Fan nicht herumkommt.
Eine Rezension von: Ingo 'Greifenklaue' Schulze https://greifenklaue.wordpress.com/