Jenseits der Schwelle
Inhalt
Cthulhu muss das Rollenspiel mit den meisten Abenteuerbänden sein¸ von DSA vielleicht mal abgesehen. "Jenseits der Schwelle" heißt der neue Streich in der Reihe "Cthuloide Welten Bibliothek"¸ der mit vier Abenteuern aufwarten kann. Das Abenteuer "Die Plantage" ist das einzige übersetzte und war ursprünglich im (lange vergriffenen) "Mansions Of Madness" enthalten.
Aber los geht es mit "Flüssige Finsternis"¸ das im Berlin der Goldenen Zwanziger spielt¸ die Spieler im Zuge ihrer Ermittlungen in einem Diebstahl nach Danzig führt. Ganz klassisch kommen sie einer Verschwörung auf die Spur¸ wobei ein Sanatorium für Veteranen der Ersten Weltkrieges eine nicht unwichtige Rolle spielt - und ebenfalls ganz klassisch endet es. Aber wie immer will ich hier nicht zu viel verraten¸ falls potentielle Spieler gerade diese Rezension lesen.
"Der Herr der Winde" heißt das folgende Abenteuer¸ dass beschaulich bei einer Fuchsjagd in Mittelengland beginnt¸ aber deutlich an Fahrt aufnimmt¸ nachdem die Charaktere Zeuge werden¸ wie ein Mann von Reitern in dunklen Mänteln zu Tode gehetzt wird. Wie schon der Titel verrät¸ handelt es sich bei dem Abenteuer um eine Anspielung auf den Herrn der Ringe und so ist es auch nur konsequent¸ dass die Gruppe im weiteren Verlauf mit J.R.R. Tolkien zusammenarbeitet¸ einen Buchhändler namens Londalf kennen lernt und es zu einem wahrhaft epischen Showdown kommt. Scheint so¸ als würden die Charaktere Herrn Tolkien viel Inspiration für sein Meisterwerk geben¸ dass einige Jahre nach dem Abenteuer veröffentlicht wird.
Das einzige übersetzte Abenteuer¸ "Die Plantage"¸ spielt einmal nicht in England oder Deutschland¸ sondern im South Carolina der 20er Jahre. Zusammen mit einem Freund gehen die Charaktere der Bitte eines Jungen nach¸ einmal die Vorgänge auf einer Farm mitten im sumpfigen Nirgendwo des Bundesstaates zu untersuchen und herauszufinden¸ was es mit dem Verschwinden seiner Schwester auf sich hat. Einmal im Mückenverseuchten¸ armen Süden angekommen¸ werden die Charaktere Zeuge eines bizarren Rituals und müssen sich auf die Seite einer Macht schlagen¸ die sie unter anderen Umständen bekämpfen würden…
Im letzten Abenteuer mit dem viel versprechenden Titel "Das Schloss in den Bergen" ist der Beginn gänzlich ungewöhnlich: einer der Charaktere hat auf offener Strasse einen sehr realen Traum¸ wie er von fünf Reitern angegriffen und beinahe getötet wird. Natürlich brennt er drauf zu erfahren¸ was diese Vision zu bedeuten hat. Eine Neugier¸ die ihn mit seiner Familiengeschichte vertraut macht und die Charaktere schlussendlich auf eine Reise in das (in den 1920ern) sehr arme und rückständige Rumänien führt¸ in das im Titel angesprochene Schloss. Dort bleiben ihm nur drei Tage¸ um das Geheimnis seiner Familie zu lösen und in Ruhe und Frieden weiterleben zu können.
Aufmachung
Das Softcover schmückt ein sehr stimmungsvolles Titelbild¸ das leicht esoterisch angehaucht wirkt¸ aber meiner Meinung nach ziemlich gut den Titel des Bandes wiedergibt. Im Inneren findet sich die übliche Mischung aus zeitgenössischen Fotografien¸ handgezeichneten Bildern¸ liebevoll gestalteten Handouts und übersichtlichen Plänen. Kombiniet mit dem effektiven Layout und dem wie immer perfektem Lektorat gibt es hier nix zu rütteln und den Jungs (und Mädels) bei Pegasus kann man wieder einmal zur sehr guten Arbeit gratulieren.
Fazit:
Fand ich den letzten Abenteuerband "Bleicher Mond" noch recht durchwachsen¸ konnte mich "Jenseits der Schwelle" von vorne bis hinten überzeugen. Gerade das Abenteuer um den Herren der Ringe ist eine erfrischend andere Herangehensweise an den Cthulhu-Mythos und kann gut als humorgewürzte Zwischeneinlage in einer Kampagne spielen. Die drei anderen Abenteuer sind ebenfalls gehobener Standard und lassen sich mit etwas Geschick zu einer Kampagne kombinieren¸ so dass mit den 20€ viel geboten bekommt und seine Spielrunde für lange Zeit zufrieden stellen kann.
Eine Rezension von: Lars Heitmann