Horror im Orient Express 1: London
Inhalt
Die "Orient-Express"-Kampagne für CoC ist legendär - und schon lange vergriffen. So hatten bisher nur wenig Leute Gelegenheit zu testen¸ ob die Kampagne wirklich so gut wie ihr Ruf ist. Ich selbst kam nie in den Genuss¸ im Orient-Express den Mythos nachforschen zu dürfen¸ da freute mich die Neuauflage durch Pegasus natürlich sehr. Die erste Überraschung kam dann beim Auspacken: statt der erwarteten Box lag dort nur ein heft vor mir¸ dazu ein paar Karten. Pegasus hat sich entschieden¸ die Kampagne in vier Abschnitten bzw. Bänden herauszubringen¸ um die Kosten niedrig zu halten. Alle zwei Monate 15€ auszugeben ist leichter¸ als einmalig 60€. So ähnlich dachten sich Frank Heller & Co. das wohl. Mit dem Erscheinen des vierten Bandes wird es dann auch eine Sammelbox geben.
Band Numero Uno beginnt natürlich mit einer Übersicht über den legendären Zug¸ der vor Luxus nur so strotzte. Da geht es natürlich um die Geschichte des Zuges¸ seiner Gründer und vor allem um die Ausstattung eines typischen Zuges in den 20er Jahren (in der auch die Kampagne spielt). Luxus wohin man sieht¸ was deutlich macht¸ wie prestigeträchtig eine Reise mit dem Zug damals war. Das wird weiterhin durch einige kleine Anekdoten über verschiedene schillernde Fahrgäste unterstrichen¸ die locker im Text eingeflochten. Das Autorenteam hat sich nicht lumpen lassen und gewohnt gründlich recherchiert. So finden sich nicht nur der Aufbau verschiedener Waggonklassen¸ sondern auch eine authentische Speisekarte aus der Zeit.
Nach den historischen Fakten gibt es eine Übersicht der Kampagne und ihre Verteilung in den vier Bänden. Daran schließt sich eine Zusammenfassung der Ereignisse¸ Geschichte und Antagonisten an.
Und dann geht es mit der Kampagne los¸ die ihren Anfang in London nimmt. Ein Freund der Charaktere bittet sie zu einem Vortrag¸ den sich die Gruppe natürlich nicht entgehen lassen wird¸ ist der Freund doch eine Koryphäe auf dem Gebiet der übernatürlichen Forschung. Kurz nach dem Vortrag wird der Freund aber ermordet und drei identische Männer werden tot aufgefunden. Schon sind die Charaktere mittendrin in der Kampagne¸ wenn auch ein roter Hering sie noch kurzzeitig vom Plot abbringen kann…
Aufmachung
Ein exklusiver Zug verdient eine exklusive Aufmachung - diesen Gedanken haben Pegasus augenscheinlich gehabt¸ als sie sich an das Layout zum ersten Band machen. Hochglanzpapier (das erste Mal¸ dass ich ein RPG-Buch mit solchem Papier sehe)¸ was per se schon richtig edel aussieht¸ eingebunden in einen stabilen Umschlag¸ der im neuen Design (wie z.B. das London-Quellenbuch) erstrahlt und das Flair gut einfängt. Im Inneren gibt es den altbekannten Mix aus originalen Fotos und auf alt gemachten¸ bearbeiteten Bildern. Kleine Gimmicks wie eine Auswahl von historischen Zeitungsschlagzeilen oder einer Speisekarte runden das Bild ab. Das bewährte Layout wurde beibehalten¸ wobei als kleiner Gag die Kapitel nicht klassisch durchnumeriert sind¸ sondern als Uhrzeit angegeben sind. das Vorwort beginnt um 12:05 Uhr und jedes Kapitel ist dann fünf Minuten weiter. Waren Publikationen von Pegasus bisher schon ihr Geld wert¸ haben sich die Mannen um Frank Heller beim Orient-Express selbst übertroffen und eine wahre Referenz abgeliefert. Respekt!
Fazit:
Eines der außergewöhnlichsten Kampagnensetthings wurde in eine außergewöhnlich liebevoll aufgemachten Neuauflage eingearbeitet. An diesen Abenteuern werden CoC-Runden lange Spass haben¸ auch wenn die Kampagne zum Ende hin wohl knüppelhart wird (wenn man der Übersicht aus Band 1 glauben darf). Aber allein die ungewöhnliche Idee¸ in einem so beengten Raum wie einem Zug ein cthuloides Abenteuer spielen zu lassen¸ verdient Anerkennung. Da Pegasus die originale Kampagne noch mal überarbeitet und verbessert hat¸ gibt es in meinen Augen nichts¸ was gegen einen Kauf spricht. Selbst wenn man den Orient-Express nicht nachspielen will¸ lohnt die fantastische Aufmachung den Kauf alleine. Selten habe ich ein Buch in der Hand gehabt¸ das mit so viel Liebe zum Detail und qualitativ hochwertig designt wurde. So gebührt Pegasus für Inhalt wie Form ein dickes¸ dickes Lob
Eine Rezension von: Lars Heitmann