Festival obscure - Jahrmärkte und fahrendes Volk
Inhalt
Jahrmärkte und Volksfeste sind das Thema diesen kombinierten Quellen- und Abenteuerbandes. Neben einer (historischen) Übersicht deutscher Volksfeste finden sich in dem schön gestalteten Hardcover ein komplett ausgearbeiteter Jahrmarkt sowie drei Abenteuer.
"Feste und Feiern in deutschen Landen" heißt das erste Kapitel und gibt eine Übersicht über die - lokal sehr unterschiedlichen - Volksfeste Deutschlands¸ vom Hamburger Dom bis zum Kölner Karneval. Außerdem wird die Entstehungsgeschichte der meisten Feste im historischen Zusammenhang untersucht¸ also ob ein Volksfest aus kirchlicher Tradition entstand oder andere Ursprünge hat. So ist z.B. Fasching klar im kirchlichen Kontext zu sehen¸ während das Ulmer Fischerstechen mit der Kirche nichts zu tun hat.
Ohne Schausteller würde kein Jahrmarkt funktionieren und so wird dem fahrenden Volk das nächste Kapitel gewidmet. Man erfährt Wissenswertes über Geschichte der Schausteller¸ ihre Einstellung und wer seinen Charakter als Schausteller starten lassen möchte¸ findet hier den neuen Beruf des Schaustellers inklusive aller benötigten Werte.
Im Anschluss an die Beschreibung der Schausteller gibt es ein Kapitel mit einem komplett ausgearbeiteten Jahrmarkt¸ den jeder Spielleiter ohne Probleme als Schauplatz eines Abenteuers nutzen kann. Viele verschiedene Buden und Fahrgeschäfte werden vorgestellt und natürlich jede Menge NPCs. Dazu gibt es einen Übersichtsplan und einige Ideen für Szenarien.
"Eine Frage der Perspektive" ist der Auftakt zu dem Abenteuerteil des Bandes und das erste der drei Abenteuer. Es spielt in Danzig in den 20er Jahren¸ als die Stadt eine Freie Stadt (und somit Streitpunkt zwischen dem Deutschen Reich und Polen) war. Auf der Zugfahrt dorthin machen die Charaktere die Bekanntschaft eines offensichtlich schwer psychisch kranken Mannes¸ den sie gerade noch vom Selbstmord abhalten können¸ der aber in Danzig verschwindet. Wie Charaktere nun einmal so sind¸ werden sie Nachforschungen anstellen und kommen auf die Spur eines Wissenschaftlers¸ der einigen aus heutiger Sicht sehr kruden Theorien nachhängt. Um ihm das Handwerk zu legen¸ müssen sich die Charaktere auf wirklich ungewohntes Terrain begeben…
Schauplatz des zweiten Abenteuers ist das London der 20er Jahre. Die Charaktere gewinnen ein Preisausschreiben und dürfen einen Tag hinter die Kulissen eines großen Zirkusbetriebes schauen¸ Privatvorstellung und Essen mit den Zirkusleuten inklusive. Am nächsten Tag werden sie Ehrengäste bei der ersten regulären Vorstellung sein - und erleben mit¸ wie der heimliche Star des Zirkus¸ die neunjährige Hochseilartistin Lotte¸ vom Seil stürzt. Die Charaktere¸ die sich mit den Zirkusleuten am Abend vorher angefreundet haben¸ werden gebeten¸ nach den Ursachen für den Absturz und der rätselhaften Krankheit¸ unter der Lotte sieht dem Absturz zu leiden scheint¸ zu suchen. Einige aufregende Tage und Nächte werden vergehen¸ bis die Charaktere das Puzzle zusammengesetzt und dem Geheimnis auf die Spur gekommen sind.
Zurück nach Deutschland¸ genauer gesagt nach Parchim¸ geht es im dritten Abenteuer¸ "Der Lachende Mann". Auf Einladung einer befreundeten Familie wollen die Charaktere dort ein paar Tage verbringen und einen bekannten Jahrmarkt besuchen. Alles verläuft harmonisch¸ aber nach dem Besuch des Jahrmarktes versuchen die Kinder des Nachts¸ ihre Eltern zu ermorden! Und sie sind nicht die einzigen Kinder¸ die messerschwingend auf ihre Eltern losgingen Natürlich werden die Charaktere untersuchen¸ was die Kinder dazu gebracht hat - und müssen sich beeilen¸ wenn sie ein furchtbares Ereignis verhindern wollen!
Aufmachung
Wie gewohnt im stabilen und sauber gearbeiteten Hardcover¸ hat mich "Festival Obscure" mit dem sehr schönen Covermotiv beeindruckt. Meiner Meinung nach das schönste Cover¸ dass Pegasus bisher verwendet haben. Im Inneren des Buches gibt es wie gewohnt nix zu meckern¸ einzig das fehlende Leseband stört den ansonsten perfekten Gesamteindruck.
Fazit:
Normalerweise stehe ich der Kombination von Quellen- und Abenteuerbänden eher skeptisch gegenüber¸ aber "Festival Obscure" ist eine der seltenen Ausnahmen¸ bei denen einfach alles stimmt. Die Infos sind sehr stimmig und für jede Gruppe¸ die im Deutschland der 20er Jahre spielt eine große Hilfe. Mit jeder Seite¸ die man liest¸ taucht man tiefer in die Welt der vergangenen Jahrmärkte ein und spätestens der vorgefertigte Jahrmarkt mit seinen NPCs nimmt einen endgültig gefangen.
Die drei Abenteuer haben mir durchweg gut gefallen¸ auch wenn etwas wenig Bezug zum Mythos da ist - aber man muss ja auch nicht immer Kultisten jagen. Jedes Abenteuer hat seinen ganz eigenen Reiz und spielt mit der Thematik des Jahrmarktes/ Zirkusses auf seine ganz eigene Weise. Besonders das Londoner Abenteuer hat mir durch den starken Interaktionsanteil sehr gut gefallen. Drei Abenteuer¸ dreimal beide Daumen nach oben! Das gleiche Fazit kann ich nur für das ganze Buch ziehen: grandios!
Eine Rezension von: Lars Heitmann