Cthuloide Welten 09
Die aktuelle Ausgabe der "Cthuloide Welten" kommt ohne einen Regionalteil daher¸ kann aber als kleine Entschädigung gleich zwei Abenteuer aufbieten. Dass erste spielt in der Gegenwart und führt die Charaktere in die Welt der Tamagotchis¸ dieser kleinen elektronischen Spielzeuge¸ die man hegen und pflegen musste (per Knopfdruck)¸ da sie sonst eingehen würden. schon ein paar Jahre her¸ dass die Dinger boomten¸ aber was soll's? Für das Abenteuer "Kleine Freunde" bilden sie den perfekten Aufhänger. Das in einem Cthulhu-Abenteuer Tamagotchis nicht so harmlos sind¸ wie gedacht¸ dürfte klar sein. Doch das Abenteuer hat sehr überraschende Wendungen und ein irres Finale¸ das die Spieler auf jeden Fall überraschen dürfte.
Das zweite Abenteuer spielt im klassischen CoC-Setting¸ den 20er Jahren. Während eines Urlaubs in Travemünde machen sich die Charaktere auf die Suche nach einem alten Freund und kommen einer Verschwörung auf die Spur¸ die bis in die Spitzen der katholischen Kirche reicht. Gleichzeitig macht in lokaler Geschäftsmann Front gegen seinen erfolgreichen Konkurrenten und dann ist da noch ein kleiner Junge¸ der den Charakteren in ihren Träumen verwirrende Botschaften schickt. In dem sehr phantasievollen Abenteuer ergibt das alles einen Sinn¸ die Fäden laufen alle logisch zusammen. Am Ende werden die Charaktere nur schwer urteilen können¸ wer die Guten und wer die Bösen sind.
In der Reihe generischer Schauplätze wird dem Spielleiter diesmal ein wichtiger Ort beinahe jeden Abenteuers vorgestellt (natürlich komplett ausgearbeitet): die Stadtbibliothek. Welcher Charakter hat noch nicht Stunden über alten Büchern hockend zugebracht und welcher Spielleiter versteckt nicht regelmäßig Hinweise in den großen Archiven von Bibliotheken? Die hier vorgestellte Sammlung von Büchern ist von der Größe her in einer Kleinstadt zu finden¸ lässt sich aber mit wenig Mühe für jede beliebige Ortschaft anpassen.
In "Terra Incognita" wird ein weiteres klassisches Cthulhu-Thema näher beleuchtet¸ nämlich die Expedition an unbekannte Orte¸ die so genannten "weißen Flecken" auf den Landkarten der 20er Jahre. Einige Expeditionen werden vorgestellt und dem Spielleiter Anregungen für eigene Abenteuer gegeben.
Das Mythoswerk "Von unaussprechlichen Kulten" zählt zu den gefährlichsten Büchern¸ in die ein neugieriger Charakter seine Nase stecken kann. In einem sehr interessanten Beitrag wird darüber spekuliert¸ ob der Autor des Buches¸ F.W. von Junzt¸ möglicherweise noch am Leben ist - und wie er in eine Kampagne als Gegenspieler oder Mäzen der Gruppe eingebaut werden kann.
Ein neue Kurzgeschichte¸ ein Interview mit dem englischen Cthulhu-Autor William Jones und eine Beitrag über das richtige Recherchieren für Spielleiter runden die Ausgabe ab.
Über das Team der "Cthuloide Welten" war ich bisher immer voll des Lobes und auch die aktuelle Ausgabe ändert nichts an meiner Meinung. Die beiden Abenteuer sind sehr gut und beileibe keine Standardware. Die Artikel über Expeditionen in den 20er Jahren und Herrn von Junzt bieten eine Fülle ab Abenteuerideen und die ausgearbeitet Stadtbibliothek ist eine praktische Sache für Spielleiter¸ die auf die Schnelle einen Schauplatz für ein Abenteuer brauchen. Die grafische Aufmachung ist genauso liebevoll und hochwertig wie in den Quellenbüchern und das Lektorat fehlerfrei. Also kann ich wieder nur jedem Cthulhu-Fan empfehlen¸ sich das Magazin zu kaufen und dem Pegasus-Team für die gute Arbeit zu danken!
Eine Rezension von: Lars Heitmann