Berlin: Im Herzen der großen Stadt
Der Inhalt
"Berlin - Im Herzen der großen Stadt" ist der Band einer lange geplanten Reihe über europäische Städte. Diese Reihe soll vornehmlich von deutschen Autoren geschrieben werden¸ die ausführlich über die Schauplätze recherchiert haben.
192 Seiten ist der Band dick¸ das scheint auf den ersten Blick verdammt viel. Die Aufteilung läßt dann aber schon stutzen. Gerade einmal 28 Seiten umfaßt die Beschreibung Berlins in "Goldenen Zwanzigern" (die so golden gar nicht waren...)¸ der Rest wird durch zwei Abenteuer und die dazugehörigen Handouts gefüllt. Irgendwie hatte ich mich mir von einem "Quellenband mit Abenteuern" (so der Aufdruck) mehr "Quelle" und weniger "Abenteuer" gewünscht.
Die beiden Abenteuer sind gut und halten den gewohnt hohen Standard von Pegasus-Veröffentlichungen. Das erste¸ "Tanzender Faun"¸ ist recht gradlinig und führt die Abenteuer zuerst ins Nachtleben von Berlin¸ welches in den 20ern sehr vielfältig und schillernd war.
Im zweiten Abenteuer¸ "Jahrhundertsommer"¸ müssen die Charaktere eine Entführung aufklären¸ die in einem ungewöhnlich heißem Sommer stattfindet - erfahrene Cthulhu-Spieler können sich denken¸ daß es da eine Verbindung gibt.
Der Quellenteil ist zwar im gewohnt hohen Standard¸ den ich von Cthulhu-Produkten gewohnt bin¸ aber einfach zu dünn! Sieben Seiten - ein Viertel des Quellenteils¸ werden alle Berliner Bezirke vorgestellt¸ aber in einem Schreibstil¸ der an ein Lexikon erinnert - also eine eher öde und ermüdende Form.
Der restliche Quellenteil gliedert sich in Beschreibungen über das Nachtleben¸ die Kunstszene Berlin (und dabei ganz besonders der Filmkunst und -industrie) und dem Berufsleben der Berliner. Eine umfangreiche Chronik der 20er Jahre beendet das Kapitel.
Die Aufmachung
Bei der Aufmachung hält Pegasus wieder einmal den gewohnt guten Standard mit Fotografien aus den 20ern¸ stimmungsvollen Zeichnungen und einem überzeugendem Layout. Das Buch ist sinnig unterteilt und übersichtlich.
Der Quellenteil ist gut strukturiert¸ die genaue Aufteilung hab' ich ja schon oben erwähnt.
Die beiden Abenteuer sind ebenfalls klar und übersichtlich aufgebaut. Da aber beide den Spielern viele Möglichkeiten bieten und es keinen vergebenen Lösungsweg gibt¸ muß der Spielleiter mit dem gesamten Inhalt des Abenteuers vertraut sein. Am Ende eines jeden Abenteuers werden wie gewohnt die NPCs¸ neue Zaubersprüche und Artefakte vorgestellt.
Nichts Außergewöhnliches also¸ gewohnter Standard.
Das Fazit:
Hier ein Fazit zu finden fiel mir schwer. Einerseits ist das Buch gut geschrieben und erfüllt die Erwartungen¸ die ich an eine Chtulhu-Produkt habe. Andererseits ist mir der Quellenteil aber um einiges zu kurz¸ das ganze Buch kommt mir mehr wie eine Abenteuersammlung mit angeschlossenem Quellenteil vor¸ was aber eigentlich umgekehrt sein soll.
Wer seine Gruppe einmal nach Berlin führen will¸ sollte sich zusätzliches Material besorgen - mit dem Quellenband alleine könnte er allzu schnell auf Lücken stoßen. Was mir noch fehlt¸ sind einige kurz ausgearbeitete Abenteuerideen¸ die im Berlin der 20er spielen. Das hätte meine Wertung noch nach oben korrigiert. So bleibt ein Abenteuerband mit kurzem Quellenanhang.
Eine Rezension von: Lars Heitmann