Grosse Heliumkrieg
Also wenn man sich den vorliegenden Roman¸ bzw. die Kompilation dreier einander teilweise überlappender Geschichten durchliest¸ wird man mit den drei Standbeinen der Welt von Crimson Skies konfrontiert: heiße Gefechte in der Luft und auf der Tanzfläche¸ stark-verführerische Frauen und verworrene Konflikte im Staatengeflecht Amerikas.
Für guten Action-Lesestoff sorgen laut Cover L. Coleman und Michael A. Stackpole. Anfangs fand ich es seltsam¸ daß der dritte Autor¸ Robert E. Vardeman¸ hier nicht genannt wurde - aber er rangiert stilistisch deutlich hinter den beiden erstgenannten.
Die drei Geschichten führen den Leser in die faszinierende Welt von Crimson Skies ein¸ eine Welt in der die Geschichte bis 1937 einen leicht veränderten Verlauf erfahren hat. Diese Änderungen sind z.B. der Zerfall der Staatenunion Nordamerikas¸ die nun mehr oder weniger verschiedene Philosophien verfolgen und sich teilweise in direkter Konfrontation befinden. Angesichts der großen Entfernungen zwischen den wichtigen Zentren hat sich der Luftraum zum wichtigsten Transportweg und Kampf-Schauplatz entwickelt. Luftpiraten sind allerorten eine gefürchtete Bedrohung. So wird der Himmel von wendigen Jagdflugzeugen¸ Bombern und gigantischen Zeppelinen dominiert - und die Piloten dieser Maschinen sind die berühmt-berüchtigten Helden dieser Welt.
Die Geschichten konfrontieren den Leser mit einigen der wichtigsten Piloten bzw. Pilotinnen. Besitzer des Crimson Skies-Spiels¸ werden den ein oder anderen Namen sofort wieder erkennen. Überhaupt sind CS-Spieler beim Lesen im Vorteil¸ weil die Flugzeugnamen - trotz teils blumiger Beschreibungen - ein nur lückenhaftes Bild in der Phantasie des Lesers erzeugen. Die Illustrationen in den Quellenbänden sind hier eine gute Unterstützung.
Wie schon oben angedeutet erfüllen die Geschichten typische Klischees. Mehrere ausführlich beschriebene - fast schon rituelle - Schlachten im Luftraum dürfen auf keinen Fall fehlen. Hier werden Flugzeug- und Waffentypen¸ sowie Munitionsarten und deren Einschlag zum Kernelement der Handlung erhoben¸ hinter denen sogar die Piloten selbst stellenweise zurückstehen müssen (BattleTech läßt grüßen!).
Zwischen männlichen und weiblichen Piloten wird auch so mancher "Kampf" auf dem Tanzboden ausgefochten - ebenfalls ein Ritual¸ das Eleganz und Geschicklichkeit des Tänzers demonstrieren kann - oder eben auch nicht. Erotik¸ die über diese Form des Flirtens und Andeutungen hinausgeht¸ sucht man jedoch vergebens - eben alles Jugendgerecht.
Da gibt es die edlen Helden¸ die sich den Oberschurken in den Weg stellen - und so machner Held/Schurke entpuppt sich im Laufe der Geschichte doch als das Gegenteil. Die wahren Helden zeichnen sich übrigens durch eine Art "Fliegerehre" aus - ob gut oder böse ist schließlich meist nur eine Sache des aktuellen Standpunktes.
Der große Heliumkrieg vereint die drei Geschichten Was wirklich zählt¸ Heiße Tage über Manhattan und Der große Heliumkrieg. Im ersten Teil geht es um den gedächtnislosen Spitzen-Piloten¸ der sich unter dem Namen "Fortune Tell" auf die Suche nach seiner Identität macht und dabei der Militia unter die Arme greift. Im zweiten Teil kommt es zur Rangelei zwischen der Luftpiratenbraut Black Swan und dem Anführer der Broadway Bombers. Im dritten und abschließenden Teil findet der eigentliche "Krieg" um die Heliummine von Texas statt.
Fazit:
Eines muß man den Autoren eines hoch anrechnen: die quasi zelebrierten Konfliktszenen und teils zum Mythos erhobenen Flugzeugtypen¸ werden in äußerst gelungene Handlungen eingebettet und damit überhaupt erst lesenswert.
Die Schreibe aller drei Autoren ist ordentlich (wobei Vardeman nicht wirklich and Coleman und Stackpole rankommt) und die stellenweise Verflechtung der Geschichten und unterschiedlichen Blickwinkel erzeugen ein interessantes Gesamtbild auf die Welt von Crimson Skies - und das macht richtig Laune¸ sich vielleicht auch mal (wieder) dem Crimson Skies-Spiel zu widmen und selbst die ein oder andere Luftschlacht zu spielen.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de