Wenn Drachen lachen ...
1997-03
Wenn Drachen lachen ...
© by Maggie Wang (mehr Bilder) |
Eulenspiegel fragt im MD 71 nach der allgemeinen Schwächlichkeit von Drachen auf Midgard.
Prinzipiell drängt sich bei der Betrachtung der reinen Spieldaten eines Drachen im Vergleich mit einem Abenteurer so ab der 8. Stufe tatsächlich die Frage auf¸ warum denn diese Drachen so gefürchtet sind¸ zumal solch erfahrene Abenteurer auch über mächtige magische Artefakte verfügen.
Dazu folgende Bemerkungen:
1. Wenn man Bihänder +5/+5 und magische Rüstungen -3 unters (Spieler)Volk bringt¸ darf man sich nicht wundern¸ wenn die Abenteurer plötzlich sehr mächtig werden¸ grade im Vergleich zu "normalen" Kreaturen. Meine Beobachtungen bei AD&D zu diesem Thema zeigen¸ daß dort immer noch tollere Monster auf der Bildfläche erscheinen¸ nur um den Spielern noch Gegner entgegen setzen zu können¸ die diesen auch mal gefährlich werden könnten. Da aber in Midgard die Magie bei weitem nicht so verbreitet ist sollte man mit der Verteilung magischer Waffen und Artefakte sehr zurückhaltend sein. Und ohne magische Waffen steht man ja bei Drachen entsprechend dumm da. Meine Spitzbübin (blöde Bezeichnung eigentlich¸ sagen wir Diebin) ist mittlerweile in Grad 9. (den Göttern sei's gedankt) und besitzt grade mal einen magischen Dolch +1/0 und wird den Teufel tun damit auf einen Drachen loszugehen !!
2. Spieler neigen erfahrungsgemäß dazu die Werte für ihre Waffen zu steigern¸ was zu sehr überhöhten Angriffswerten im Vergleich zu anderen Wesen führt. Bedingt wird das z.T. durch eine etwas ungerechte Vergabe der EP. So erhält ein Magier¸ der in einem Akt völliger Verzweiflung mit seinem Magierstab auf eine mächtige Kreatur einschlägt mehr KEP als er für einen ungleich effektiveren Zauber an ZEP bekommen würde. Und was fängt man mit KEP an ? Man steigert natürlich seine Waffen. Der Spielleiter sollte bei der Vergabe der EP und beim Lernen der Figuren mehr darauf achten¸ daß auch andere Fertigkeiten gelernt werden können und auch tatsächlich gelernt werden. Mit Pflanzenkunde +11 kämpft es sich schlechter gegen Drachen als mit Bihänder +11 !!
3. Drachen sind intelligent!! Will heißen der Spielleiter muß sie auch so führen. Keine Drache wird am Boden bleiben¸ wenn von allen Seiten Leute auf ihn einschlagen¸ sondern er wird seine Schwingen ausbreiten¸ sich in die Lüfte erheben und die armseligen Menschlein in ein Häufchen Asche verwandeln. Und warum sollten sie ihre Angriffe aufteilen? Jede Abenteurergruppe konzentriert sich auf den stärksten Gegner zuerst¸ warum also auch nicht ein Drache? Und die Moral der Gruppe sinkt gewaltig¸ wenn plötzlich der ach so starke Krieger vor ihren Augen in Stücke gerissen wird. Der Spielleiter muß an dieser Stelle mal konsequent sein und auch Leute sterben lassen. Damit macht man sich natürlich nicht gerade Freundde¸ aber es braucht sich auch keiner zu beschweren¸ schließlich weis jeder wie gefährlich Drachen sind!!
4. Drachen sind GROß!! Drachen zählen zu den Riesenwesen¸ d.h. sie wälzen ihren riesigen Körper einfach vorwärts. Und der tapfere Krieger¸ der nun vor dem Drachen sein Schwert schwingt muß eben sehen¸ ob er beiseite geht und damit auf seinen Angriff verzichtet¸ oder stehen bleibt und einfach zerdrückt wird. So 5W6 schwerer Schaden sollten da schon mal verteilt werden. So ein Hieb von einer Pranke dürfte mal mindestens eine PW:HGW mit +40 wert sein¸ um überhaupt auf den Beinen zu bleiben. Und bedeutet eine gelungene Abwehr gegen den Bißangriff eines riesigen¸ mit rasiermesserscharfen Zähnen besetzten Mauls nicht¸ daß das kleine Menschlein einen Riesensatz weg von diesem Schlund macht und erstmal um sein Leben rennt? Außerdem halte ich es als Spielleiter so¸ das bei Riesenwesen vom leichten Schaden die Rüstung in AP abgezogen wird. Was kümmert es einen Saurier¸ wenn irgendwelche Leute mit der Schleuder Steine gegen seine Panzerplatten Schießen? Und spürt so ein Vieh überhaupt einen Dolch?
5. Psychologie!! Die einfache Beschreibung "Ihr seht jetzt einen Drachen" erschreckt natürlich keinen Spieler. Ein Drache wird zu einem beliebigen Wesen und es fehlt das Einmalige¸ das Bedrohliche. Eine meiner Gruppen sah sich einmal einem Lindwurm¸ dem kleinen Verwandten der Drachen¸ konfrontiert. Das Prachtexemplar schlug erst eine Schneise des Todes und der Verwüstung durch einen Ork-Stamm¸ bevor es seinen mächtigen¸ von dicken Panzerplatten geschützten Körper vor der Gruppe aufbaute¸ sein riesiges¸ mit spitzen Zahnreihen besetztes Maul öffnete und mit mächtigen¸ klauenbewehrten Pranken nach den Abenteurern schlug. Eigentlich erwartete ich nun¸ daß die Gruppe sich auf das schreckliche Monster stürzt und es zur Strecke bringt¸ was angesichts der reinen Werte auch möglich gewesen wäre. Aber offensichtlich hat das Blutbad¸ das der schreckliche Lindwurm unter den armen Orks angerichtet hatte¸ den Abenteurern das Herz in die Hose rutschen lassen und sie liefen also laut um Hilfe schreiend von dannen.
6. Die Werte manipulieren. Wo steht geschrieben¸ das Drache auch nicht höhere Werte als in den Regeln haben dürfen. Z.B. erscheint es mir sinnvoll¸ daß ein so großes Wesen wesentlich mehr LP besitzt als ein Mensch¸ was ja in den Regeln so nicht der Fall ist.
7. Die Würfe manipulieren. Ist zwar nicht unbedingt die feine englische Art¸ aber wenn's um die Story geht¸ dann ignoriert so Drache halt mal¸ daß er eigentlich einen kritischen Fehler beim Angriff hatte. Aber Vorsicht¸ das muß natürlich die Ausnahme bleiben!! So¸ das waren mal so meine Gedanken zum Thema Drachen. Natürlich ändert das alles nichts an der Tatsache¸ das in anderen Systemen diese mächtigen Kreaturen Werte haben¸ die ihnen eher gerecht werden. Aber das scheint mir ein generelles Problem bei Midgard zu sein. Ein Grizzly-Bär¸ sicherlich ein sehr unangenehmer Zeitgenosse im wirklichen Leben¸ versetzt eine durchschnittliche Midgard-Gruppe nicht gerade in Angst und Schrecken. Vielleicht sollte man generell die LP noch mehr nach Körpergröße des Wesens verteilen und ihren Schaden erhöhen.
Hat jemand Erfahrung mit einem solchen "Monster-Tuning" ? Wie ist Eure Meinung zu dem Thema ?
Ciao
Euer
Hastur
Leserbrief zum Artikel 'Wenn Drachen lachen. . . ' im MD 73