Der Kuschanitische Talmud
1995-04
Baronin Elassa erzählt...
Im Norden des Landes¸ welches man das Liebliche Feld nennt¸ liegt der beschauliche Flecken Felsfelden. Seit unzähligen Götterläufen wacht das Geschlecht der Neethlings dortens weise und gerecht über seine Untertanen¸ und nicht selten gibt es Wunderliches aus diesem Landstrich zu berichten...
Aus den privaten Tagebüchern Ihrer Hochgeboren¸ Baronin Elassa von
Felsfelden¸ Rahja 1 v H
Gut Neethlingshof; welch vielerlei Gedanken strömen mir durch die Sinne¸ wann immer mir dieser Name zu Gehör kommt. Welch vielerlei Stimmungen¸ welch vielerlei Erlebnisse!
Auch die heutigen Geschehnisse werden mir in Erinnerung bleiben¸ bis mich Boron für immer zu sich ruft. Die diesjährigen Feierlichkeiten zum Fest der Freude haben begonnen¸ prachtvoller und großartiger sind sie¸ als je zuvor. Und wahrlich von Ihr gesegnet!
Ich werde diesen Anblick wohl nie vergessen. Das Gut und ganz Felsfelden haben sich ihre prachtvollsten Gewänder angetan¸ überall blühen rote und weiße Rosen¸ Torbögen sind mit Kränzen aus Tannengrün und Firuns Freude geschmückt¸ alle Fenster und Türen glänzen und leuchten unter Praios' Antlitz.
Ja¸ selbst der Götterfürst scheint uns dieses Jahr wohlgesonnener denn je und verhüllte sich nur¸ als der Abend kam¸ um Phexens Lichtern für wenige Stunden sein Reich zu überlassen.
Die Luft war erfüllt vom Duft nach fruchtbarer Erde - es hatte die Nacht zuvor geregnet - Vögel zwitscherten und der Zug der Menschen schien kein Ende zu nehmen. Sie lachten und tanzten¸ sangen und musizierten¸ als sie die diesjährige Prinzessin der Berge zum beinahe fertiggestellten Rahja-Tempel begleiteten.
Mit feierlichen Gesten und Gesängen¸ die ich nie zuvor als so eindrucksvoll und mächtig empfunden habe¸ erbat die Geweihte Ihrer Göttin¸ Rahjana¸ die vom heutigen Tage an die Tempelleitung Ihres Heiligtums zu Felsfelden Übernehmen soll und es mit diesem Gottesdienst einweihte¸ den Segen für die Prinzessin¸ stellvertretend für ganz Felsfelden.
Dabei geschah etwas¸ daß ich nicht glauben würde¸ hätte ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen: Die Bergprinzessin¸ die die ganze Zeit sehr konzentriert und gleichzeitig entspannt vor dem Abbild der Göttin gekniet hatte¸ erhob sich auf schlicht... majestätische Weise und sprach mit einer Stimme¸ die nicht von dieser Welt zu kommen schien: "Seid mir gegrüßt¸ ihr¸ die ihr mir den schönen Namen Rahja gegeben habt. Ich habe Gefallen gefunden an diesem Land und seinen Bewohnern. So höret: Alljährlich sollt ihr an diesem Tage so zusammen kommen und mich feiern¸ wie ihr es heute getan¸ und mein Auge wird auf diesem Landstrich ruhen¸ bis Satinav¸ Herr der Zeit¸ sich für immer zur Ruhe gelegt."
Der Blick dieses... Wesens - ich getraue mich nicht anzunehmen¸ daß es Rahja in ihrer ureigensten Gestalt gewesen ist - dieser Blick fiel für einen kurzen Moment auf mich¸ aber ich wußte¸ daß er nur Gutes bedeutete und fürchtete mich nicht.
Einen Moment später fiel die Prinzessin der Berge bewußtlos in sich zusammen. Als sie wenige Augenblicke danach wieder erwachte¸ schien sie körperlich in bester Verfassung zu sein¸ konnte sich jedoch an nichts erinnern¸ seit dem Zeitpunkt¸ da sie sich niedergekniet.
Nach diesem Erlebnis waren viele Felsfelder sehr verunsichert¸ was zu tun sei. Diejenigen aber¸ die Ihren Worten wahrlich gelauscht hatten¸ überzeugten die Zweifler sehr schnell¸ daß Nichts zu fürchten sei¸ und sie stattdessen wahrlich Grund zum Feiern hatten¸ da Sie sie erhört und gesegnet hatte. Und so begann das eigentliche Fest¸ mit Wein und Braten¸ Tanz und Musik im Tempel¸ in Ihrem Hain und in den Bergen ringsum¸ und die Feier dauert auch jetzt noch fort.
Ich jedoch habe mich auf das Drängen meines Gatten hin in meine Gemächer zurückgezogen. Die Geburt unserer Erbin steht zu kurz bevor¸ und er möchte nicht¸ daß ich ein Risiko eingehe¸ der Gute. Isaihn ist immer so besorgt...
Dies ist ein Text¸ von dem ich hoffe¸ daß er auch bei denjenigen¸ die mit dem schwarzen Auge nicht so viel am Hut oder sonstwo haben¸ Gefallen erwecken könnte.
Kommentare und Kritik sind ausdrücklich erwünscht! Bei Gefallen hätte ich auch noch eine ganze Menge mehr in dieser Richtung anzubieten...
Aventurische Grüße¸