Das Schlossgespenst
2001-01
von Walter Haerle (Copyright 2000)
- Diese kleine Geschichte für zwischendurch wurde beeinflußt von der Geschichte der MacDucks ¸ dem schottischen Zweig derer von Duck und natürlich von diversen Filmen und ist als kleines Abenteuer "so zwischendurch" für niedrige Grade gedacht.
TAG 1
Die Abenteuerergruppe ist auf dem Weg zur nächsten Stadt¸ als es schon dunkelt und eine Gewitterfront herannaht. Die Aussicht naß zu werden läßt sie einen kleinen Umweg zu einer etwas abseits liegenden Burg¸ die man von der Straße aus sehen kann¸ machen.
Dort angekommen¸ öffnet ihnen der Hausdiener "Niles" die Tür. Er läßt sie eintreten und meldet sie dem Burgherrn Gernot Mac Durmouth¸ einem etwas verarmten Landadligen¸ der dort mit seiner einzigen (und sehr hübschen) Tochter Elaine wohnt.
Außer der Sorge um die (eventl. gewinnbringenden und standesgemäße) Verheiratung seiner Tochter¸ plagt ihn auch noch ein Schlossgespenst¸ das seit einigen Tagen immer wieder auftaucht und ihn und sein Gesinde (außer den Genannten Gernot¸ Elaine und Niles gibt es noch die Köchin Anna) zum Verlassen der Burg auffordert. Die Existenz dieses Geistes ist zudem auch nicht gerade förderlich junge¸ heiratswillige Adlige anzulocken¸ zumal der verstorbene Großvater von Gernot¸ mit Namen Murdock¸ obwohl nie bewiesen¸ als Mörder seiner Frau und deren Liebhaber gilt und seit dieser Zeit die Durmouths gesellschaftlich eher gemieden werden und erst in den letzten Jahren wieder ein klein wenig Anerkennung gewonnen werden konnte.
Der Burgherr und seine Tochter sind gastfreundlich (wer wei߸ vielleicht ergibt sich bei den Abenteuerern noch eine Partie für Elaine) und erzählen den Helden beim sehr köstlichen¸ von Anna zubereiteten Abendessen vom Schloßgeist und falls die Abenteuerer nicht selbst darauf kommen ihnen zu helfen¸ so bittet sie der Gastgeber und ggf. auch Elaine¸ sie vom Spuk zu befreien. Falls sie entgegen der moralischen Verpflichtung (schließlich haben sie eine kostenlose Unterkunft und ein kleines Festmahl erhalten¸ auch das Frühstück wird wahrscheinlich außergewöhnlich gut sein) nicht dazu bereit sind¸ kann Gernot eine Belohnung aus seinen eher spärlichen Mitteln anbieten (ca. 30 GS pro Person?).
Der Burgherr erzählt¸ daß das Gespenst zuerst im ehemaligen Schlafzimmer seiner verstorbenen Frau¸ und davor seiner Großmutter Deidre¸ welches zwischen seinem eigenen und Elaines gelegen ist¸ zu hören und zu sehen war. Es machte durch Kettenrasseln und Heultönen auf sich aufmerksam. Niles hat das Gespenst schon in anderen Bereichen des Schlosses gesichtet¸ als er den Geräuschen nachging¸ aber auch der Burgherr und Elaine haben es schon einmal im Schlafzimmer der längst verstorbenen Burgherrin gesehen und einmal wandelte es quer durch Elaines Zimmer¸ als diese nachts aufwachte. Niles¸ Gernot und seine Tochter beschwören¸ sie hätten das Gespenst durch die Wand gehen sehen. Das Gespenst fordert alle Bewohner auf das Schloß zu verlassen.
Die Helden werden sich wahrscheinlich zum Gespensterfang in besagtem Schlafzimmer positionieren und die Geissterstunde abwarten. Niles hat dort mit Sicherheit eine kleine Schlafecke für sie eingerichtet. Der Hausherr¸ seine Tochter und die Diener werden sich eventuell normal zu Bett begeben.
Um Mitternacht hört man zuerst von der einen und dann später von der anderen Seite Kettenrasseln und eine Stimme¸ die die Abenteuerer und alle anderen Bewohner auffordert zu verschwinden. Vielleicht folgt nach einer kurzen Zeit der Stille ein Schrei aus Elains Schlafzimmer¸ weil diese den Geist durch ihr Zimmer wandeln sieht. Versucht die Gruppe schon da herauszufinden¸ wo sich alle Beteiligten während der Vorgänge befunden haben¸ so war der Hausherr in seinem Schlafzimmer und die Diener ebenfalls¸ wobei Anna bestätigen wird¸ daß Niles unmittelbar nach dem Schrei aus seinem etwas weiter entfernten Zimmer im Angestelltentrakt gestürzt ist und umgekehrt Niles Anna aus ihrem Zimmer kommen sah.
Suchen die Helden später diese Wand ab¸ so erscheint sie massiv und undurchdringlich. Da es sich um dicke Mauern handelt¸ ist ein Aufbrechen ohne geeignete Werkzeuge sinnlos. In dieser Nacht ereignet sich nichts mehr.
TAG 2 Am nächsten Tag besteht die Möglichkeit nach Informationen über Murdock zu suchen. Beim Frühstück erkundigt sich Niles nach dem Stand der Untersuchung und wird auch weiterhin daran interessiert sein¸ wie weit die Untersuchung und Überlegungen gediehen sind. Er findet das alles furchtbar aufregend und trägt den Spielern auch gern seine etwas versponnen Ideen über den Hintergrund und Ursache des Spuks vor. Der Schlossherr weiß natürlich bei Befragung von der Geschichte des Ehebruchs seiner Großmutter und deren angebl. Mord durch ihren Mann¸ erzählt dies aber eher widerwillig und als (falls) er (oder/und die Abenteuerer) in der Bibliothek nach einem Buch über die Familiengeschichte suchen¸ stellen er/sie fest¸ daß eben dieses verschwunden ist.
Sollten die Spieler auf die unwahrscheinliche Idee kommen die Außenseite oder Gangseite und die Innenwände der Zimmer zu vermessen¸ so werden sie feststellen¸ daß sich zwischen den Zimmern Räume (oder Gänge) von . 1 - 1¸5 Meter Breite befinden.
In der zweiten Nacht (falls sich die Abenteuerer wieder in Deidres Zimmer begeben) erklingt wieder die Stimme¸ die alle zum Verlassen des Schlosses auffordert¸ gefolgt von einem Pfeil¸ der aus der Wand zu kommen scheint und in einen Schrank oder in ein Bettgestell¸ auf jeden Fall nicht in unmittelbarer Nähe der Helden (der Geist will ja im Moment niemand verletzen und scheint auch kein sooo guter Schütze zu sein) einschlägt. Eventuell "wandelt" der Geist auch durch das Zimmer¸ wobei die Helden wie gelähmt und/oder von Angst (! EW und Resistenz) erfaßt sind¸ danach verschwindet er wieder in der Wand.
Falls die Abenteuerer versuchen mit dem Spuk ins Gespräch zu kommen¸ um die Ursache seiner Erscheinung zu enthüllen¸ so wird der Geist behaupten¸ Murdock¸ der Großvater des Schlossherrn zu sein¸ der seine Frau Deidre und deren Geliebten umgebracht hat und dazu verdammt sei¸ auf immer im Schloß zu spuken. Da er aber im Moment keinem Wesen¸ besonders Familienangehörigen etwas antun wolle¸ seine zerstörerische Natur aber immer heftiger zum Töten dränge und es jetzt jederzeit zu einem erneuten Mord kommen könne¸ will er¸ daß alle das Schloß auf immer verlassen sollen. Erst dann könne er seinen Frieden finden und sei ungefährlich. Ggf. "wandelt" der Geist auch einmal quer durch das Zimmer¸ wobei er durch die Wände geht.
Sind die Helden aber beherzt genug¸ sofort hinter dem Gespenst auf die Wand zuzurennen¸ so können sie diese ebenfalls durchschreiten¸ da die Wand eine zeitweise Scheinwand ist¸ die durch einen Zauberspruch (oder ggf. auch Mechanismus) für Sekunden geöffnet werden kann. Davor sind die Helden durch Schreck oder durch Angstzauber gelähmt¸ so daß sie den Geist beim ersten Gegenübertreten nicht direkt angreifen können. Haben sie die Wand durchschritten¸ so befinden sie sich in einem schmalen Gang (beide Seiten) in dem sie gerade noch sehen¸ wie der Geist durch eine weitere Geheimtür verschwindet. Durch Abtasten (PW: Wahrnehmung) der Mauern können sie den Mechanismus auslösen und entdecken eine Treppe ins Untergeschoß an deren oberen Ende verschiedene Steine aufgeschichtet sind. Die Treppe mündet in einen kleinen Raum¸ von dem aus Treppen in fast alle Zimmer bzw. in danebenliegende Zwischengänge führen.
In dem Raum selbst befindet sich ein Tisch¸ darauf eine Kerze¸ wie auch die meisten Gänge durch Kerzen oder Fackeln erleuchtet sind und auch ein Buch über die Geschichte derer von Durmouth (das jetzt in der Bibliothek fehlt)¸ worin sich ein vergilbter Brief von Deidre befindet¸ in dem sie ihren Mann um Verzeihung für ihren Treuebruch bittet.
Spätestens jetzt¸ wenn nicht schon von Anfang an geahnt¸ sollte allen klar sein¸ daß der Geist sehr menschlich ist.
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- Verfolgen Personen den Geist¸ wie er eine andere Treppe wieder nach oben stürmt¸ so werden ihnen die ebenfalls an deren Ende befindlichen Steine entgegengerollt. Bis sie diese aufhalten können¸ besteht für den Geist die Möglichkeit zur Flucht.
Will man die Geschichte etwas kürzen¸ so kann man die Konfrontation auch schon in der ersten Nacht stattfinden lassen.
Tatsache ist¸ daß Murdocks Frau Deirdre damals einen Liebhaber hatte¸ mit dem sie zusammen durchgebrannt ist. Das weiß allerdings niemand so richtig¸ so daß sich über Jahrzehnte hinweg das Gerücht halten bzw. noch verstärken konnte¸ Murdock hätte beide umgebracht und seine Depression sei in Wirklichkeit sein schlechtes Gewissen.
Tatsächlich gibt es gar keinen Geist¸ sondern nur Niles¸ der a) ein Glücksritter oder b) ein runtergekommener Zauberer ist¸ den man aus der Zauberakademie geworfen hat (kann selbst nur Zauber niederer Stufen z.B. Macht über Sinne (Geisterabbild oder auch nur gewöhnliches Leintuch)¸ Angst - mit Ausnahme der Scheinwand¸ deren Zauber er im Laufe der Zeit entdeckt hatte).
Niles hatte zufälligerweise von einem sagenhaften Schatz des Murdock erfahren und sich mit seiner Freundin Anna als Diener bzw. Köchin anheuern lassen¸ um in Wirklichkeit nach dem Schatz suchen zu können. Der Schatz¸ weil nie gefunden¸ wurde im Laufe der Jahre als Märchen abgetan¸ existiert aber tatsächlich. Niles hat durch einen altes Brief¸ derselbe der im Untergeschoß auf dem Tisch liegt¸ welcher in einem doppelten Boden einer Truhe oder dergleichen verborgen war¸ davon Kenntnis erhalten. Darin schreibt Deirdre ihrem Mann Murdock¸ daß sie sein ganzes Gold nicht will¸ sondern einzig und allein wieder zu ihm zurückkehren wolle¸ was dieser aber allem Anschein nach nicht akzeptiert hatte. Die Truhe wurde von den Durmouths vor einigen Monaten wegen Geldmangel zum Verkauf gebracht und hatte natürlich früher dem Großvater Murdock gehört.
Diesen Schatz vermutet Niles eingemauert im Schlafzimmer Deirdres und deshalb möchte er die Familie zum Aufbrechen der Wände weit fort wissen.
Der Brief Deidres könnte die Durmouths rehabilitieren¸ was aber natürlich auch nicht im Interesse von Niles liegt.
Die "Sichtungen" des Geistes in anderen Bereichen des Schlosses durch Niles und ggf. Anna sind damit auch reine Erfindung und nur dazu da¸ die Durmouths immer mehr unter Druck zu setzen.
Haben die Helden erstmal entdeckt¸ daß Niles und Anna zusammenhängen¸ sollte es für sie nicht mehr schwer sein diese dingfest zu machen. Ob sie sich dann bei der Suche nach dem Schatz beteiligen¸ einer die Liebe Elaines gewinnt¸ der Burgherr sie nach der Schatzsuche am Schatz beteiligt oder sie nur weiter ihres Weges ziehen¸ bleibt dem Spielleiter überlassen.
Walter Haerle