Ergebnisse der Umfrage: Midgard
2000-01
Ergebnisse der Umfrage: Midgard
Hier war die Meinung zum Thema Midgard (gemeint ist das deutsche Rollenspiel) gefragt. Anregungen zu den Stellungnahmen:
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08.05.2000¸ von Moser Markus:
- Ich spiele seit mittlerweile 12 Jahren Midgard¸ davon 11 Jahre als SL eine durchgehende Kampagne und habe in dieser Zeit auch viele andere gängige Systeme ausprobiert. Midgard ist und bleibt eines der besten.
Generell ist die Welt sehr offen und durch ihre "Erdnähe" kann mann fast alle Abenteuer leicht auf ihr ansiedeln. Dies ist aber auch schon wieder ihr Hauptnachteil: Sie berücksichtigt kaum bis gar nicht die Auswirkungen von Magie¸ real präsenten GöttInnen¸ sich in keinem (St!) Attribut unterscheidenden Frauen¸... Alles wird möglichst 1:1 umgesetzt ohne sich groß den Kopf über die Fantasy-Aspekte zu zerbrechen. Selbst völlig unlogische Kombinationen¸ wie das Fehlen von Eisen auf Nahuatlan¸ trotz des regen Außenhandels¸ werden ignoriert¸ nur um "erdnah" zu bleiben. Auch tendieren die Quellenbücher¸ so gut sie auch historisch ausgearbeitet sind und da ist ihre Qualität exzellent¸ dazu den Handlungsspielraum weitestgehend einzuengen und die Möglichkeiten von Midgard stark zu beschneiden.
Die Abenteuer sind durchwegs von guter Qualität und auch Material wie Corrinis oder Tidfort ist sehr gut ausgearbeitet. Schade ist nur¸ dass so wenig Neues publiziert wird und auch der Gildenbrief halb und halb aufgegeben wurde. Da ist es eine Frage ob ein Abo überhaupt Sinn macht. Der Pegasus-Verlag ist ein eigenes Kapitel: keine Kreditkarten¸ kein Mail über den Eingang der Bestellung (per Mail!) und horrende Versandspesen die vorher nicht ausgewiesen - sondern einfach ohne Kommentar in Rechnung gestellt werden... viel schlimmer kann ein - auch online präsenter - Buchhändler nicht agieren. Dass sie keine Artikel in Vorbestellung nehmen paßt da ins Bild. Vielleicht sollten sie einmal kurz bei Amazon vorbeischauen...
Die Online-Präsenz ist einfach Spitze! Ich habe schon fast alle gängigen Systeme durchprobiert - und mich auch immer Online umgesehen - aber der Digest ist nicht zu schlagen! Der Rest fällt da deutlich zurück. Auch Seiten wie Pegasus oder die magere "offizielle" Seite¸ der etwas mehr Inhalt gut tun würde.
Ja und wünschen würde ich mir eine Menge¸ vor allem eine Menge mehr Abenteuer¸ endlich wieder Grundregeln (zum Verschenken)¸ mehr Publikatioonen¸ einen freundlicheren Ton der Midgard-MacherInnen (Elsas "Wenn das Volk es wünscht" ist bei uns mittlerweile legendär. Ist doch gut wenn der Adel weiß wie hoch die Nase tragbar ist...ach ja wir sind KundInnen die Geld zahlen¸ aber da könnten ja alle kommen...)¸ einen professionelleren Vertrieb¸ weitere Nummern des MidgardDigest¸ ein Antwortmail der DDD von wegen Abo¸ die angekündigte Buchserie auf Midgard (Hallo Tyrfing!)...
Allezeit Guten Wurf¸ Markus
25.04.2000¸ von Torsten Groothoff:
- Hi¸
Das erste mal¸ das ich mit Rollenspiel in Berührung kam war vor über 10 Jahren¸ damals war es DSA. Da ich aber ein fürchterliches Zahlengedächtnis habe¸ bin ich schnell wieder davon abgegangen. Bei Mers hatten mich die vielen Tabellen für alles mögliche gestört. Doch irgendwann bin ich dann durch einen guten Freund auf Midgard gestoßen. Seit dem hab ich zwar noch einige Systeme angetestet¸ bin aber immer wieder zu Midgard zurück gekommen. Midgard zeichnet sich meiner Meinung nach durch seine Einfachheit¸ und seine Flexibilität aus. Bei Leiten eines Abenteuers bevorzuge ich die freie Improvisation. Ich stricke mir vorab ein sehr grobes Konzept¸ und kann so besser auf unvorhergesehenes Verhalten der Spieler eingehen. Der einfache Regelaufbau von Midgard kommt mir da sehr entgegen.
Die sehr gute Ausarbeitung von Ländern und Kulturen durch die Vielzahl von Quellenbüchern bietet Kulturen für jeden Geschmack. Besonders zu Erwähnen wäre da das Quellenbuch Alba¸ über das Kapitel zu den Halblingen muß ich heute noch manchmal lachen. Aber auch die Quellenbücher zu Rawindra und Waeland gehören zu meine absoluten Favoriten.
Nun aber zum größten Makel an Midgard:
Vor ewigen Zeiten hat Pegasus Press die Erweiterungsregeln vom Markt genommen. Statt nun wie anfangs vorgegeben diese zu bearbeiten¸ wurde eine Midgard-light Version auf den Markt geschmissen. OK¸ zugegeben¸ für Rollenspieleinsteiger eine tolle Sache. Irgendwann war dieses Midgard-light dann vergriffen¸ und es wurde wieder einige Zeit später ein neues Midgard-light auf den Markt geworfen. Der Ankündigung von Pegasus Press¸ das diesen Monat nun endlich das Arkanum (Überarbeitetes Magieregelwerk) heraus kommen soll¸ mag ich kein Vertrauen mehr schenken. Wenn ich mich recht erinnere¸ war die erste Ankündigung dieses Werkes zur Spielemesse in Essen¸ vor drei Jahren (korrigiere mich ruhig¸ wenn ich da was durcheinander bringe) Wenn sich ein Verlag nun dazu entschließt¸ ein Regelwerk zu erneuern¸ dann sollte entweder das alte Regelwerk weiterhin erhältlich sein¸ oder die Überarbeitung sollte nicht mehrere JAHRE dauern.
CU¸ Torsten Groothoff
25.04.2000¸ von Carsten Wille:
- Ich spiele seit 1988 Midgard bin jetzt 34 Jahre alt und gehöre wohl zum gehobenen Mittelalter der Rollenspieler.
Da Midgard mein "Heimatsystem" ist mit dem ich mein Rollenspielerdasein begann¸ liegt es nahe¸ daß ich das System am besten von allen mir bekannten Systemen (Runequest¸ Rolemaster¸ DSA¸ Shadowrun etc.) beherrsche. Aber es gefällt mir auf Grund seiner Struktur und Spielbarkeit auch am besten von allen genannten Systemen!
Die Welt hingegen ist mir teilweise zu Erdnah. Soll heißen: Ich finde zwar lauter mir mehr oder weniger vertraute Kulturen¸ der Typische Fantasykonflikt zwischen Gut und Böse ist jedoch in jeder Kultur ein anderer. Richtige High-Fantasy-Elemente sind eigentlich nicht vorgesehen und die einzelnen Götter sind gemessen am Weltgeschehen eher kleine "Popanze". Es ist schwierig einen "weltbewegenden" Konflikt a la Herr der Ringe oder Dragonlance hier anzusiedeln ohne die Vorgaben von Magira (bzw. heute Midgard) zu verändern.
Die aktuellen Publikationen von Pegasus¸ besonders die Abenteuer sind zwar fast ohne Ausnahme toll aufgebaut und geschrieben¸ aber mir persönlich zu sehr Detektivabenteuer in einer Fantasy-Welt. Manchmal fühlt man sich doch sehr an Lord Darcy erinnert¸ auch wenn Randel Garret den auf der guten alten Erde angesiedelt hat. Aus diesem Grund greife ich lieber auf eigene Abenteuer (meist längere Kampagnen) zurück oder sehe mich bei englischsprachigen Publikationen um.
Manchmal denke ich es wäre hübsch¸ wenn es Romane direkt in Bezug zu Magira und dem System Midgard gäbe¸ aber ich vermute die würden mir aufgrund der Ähnlichkeit der Plots zu den Abenteuerformen dann doch nicht so recht gefallen s.o.
Dies in aller Kürze¸ cu¸ Carsten
26.04.2000¸ von Jürgen Plitt:
- Seit Mitte der 80er spiele ich - mittlerweile 37 Jahre - Midgard. Neugierig geworden bin ich¸ als mein damaliger Spielleiter während einer Segelfreizeit das Abenteuer "Unter den Nebelbergen" vorbereitete und mich prompt zum Probespielen einlud. Seit dieser Zeit (Resistenzen noch in Prozent!) ist der harte Kern der damaligen Studenten und Ziwis weitgehend zusammengeblieben und hat auch kein anderes Rollenspielsystem ausprobiert.
Die große Komplexität ist einerseits das größte Manko an den Midgard-Publikationen und andererseits einer der größten Vorteile. Wer nach der großartigen Eschar-Kampange einmal ein einfach strukturiertes DSA-Abenteuer adaptiert hat¸ kann sich vorstellen¸ dass der Zugang neuer und jugendlicher Spieler zum Rollenspiel bei anderen Systemen einfacher ist. 12-14jährige interessieren sich nun einmal nicht für Zeitparadoxen und Sherlock Holmes-Abenteuer im fernöstlichen KanThaiPan sondern wollen in erster Linie Monster besiegen und Schätze gewinnen.
So fehlen bei den Midgard-Publikationen einfache Abenteuer¸ die Midgard erst einmal schmackhaft machen und dann zu den anspruchsvolleren und durchweg gelungenen Abenteuern hinführen. Damit hat man auch eine breitere Käuferschicht und muß nicht zwischen den anderen System ein Nischendasein führen.
Außerdem möchte ich behaupten¸ dass die Midgard-Macher um E. Franke eine gewisse Arroganz gegenüber anderen Ideen und Veränderungen an den Tag legen. Dieses zeigte sich¸ als unsere Rollenspielgruppe bei der Erstellung eines Quellenbuches über Zwerge mitarbeiten wollte. Nachdem wir von unserem zweiten¸ bereits nach Elsas Anregungen korrigierten Entwurf (ca. 50 Seiten und mehrere Wochen Arbeit) monatelang nichts gehört hatten¸ kam dieser mit höhnischen und sarkastischen Bemerkungen eines Co-Korrektors zurück. Wir haben dann natürlich unsere Arbeiten eingestellt und schon fast an uns persönlich gezweifelt. Aber wenn ich mir jetzt im Midgard-Digest die Artikel über Zwerge durchlese¸ dann sehe ich uns in unseren damaligen Ideen bestätigt (Schöpfungsgeschichte¸ Götter¸ Berufe¸ Sozialwesen¸ Mineralogie¸ Elementarmagier¸ Haustiere¸ ...).
Den Gildenbrief habe ich als Abo - aber ein Abo sollte doch eine regelmäßig erscheinende Publikation sein. Auch hier gilt wie bei den Abenteueren oder Boxen: Gute Arbeit¸ aber zum regelmäßigem Midgardspiel zu wenig.
26.04.2000¸ von Gerrit Zimmermann:
- Midgard ist eines der besten Rollenspiele auf dem Markt. Ich spiele in einer nun seit nunmehr 10 Jahren andauernden Kampagne¸ ohne daß jemals Langeweile aufgekommen wäre. Dies liegt primär an zwei Punkten:
1) Das System ist schnell¸ aber gleichzeitig einigermaßen realistisch
2) Die Welt ist gut ausgearbeitet¸ nicht zu fremdartig aber auch nicht zu historisch; ein großer Teil der erhältlichen Abenteuer zählt zu den besten am Markt (z.B. "Die Perlen der Füchse": absolut Klasse).
Es wäre natürlich ein Fehler¸ einen Vergleich mit Rollenspielen der 3. oder 4. Generation (wie den Storyteller-Systemen) führen zu wollen. Der Augenmerk bei der Entwicklung dieser Systeme lag von Anfang an in einer ganz anderen Richtung und die Ähnlichkeiten sind etwa so groß wie die von Polo und Porsche. So ist man bei Midgard als System der zweiten Generation noch in vergleichsweise großer Gefahr¸ statt eines Rollen- ein Strategiespiel zu spielen. Auch kann man den vorhandenen Abenteuern gelegentlich einen übermäßigen Hang zum Rätsel-lösen nachsagen. Aber wie bei jedem System ist es letzlich eine Frage von Spielleiter und Spielern¸ was sie daraus machen (hey¸ ich spiele auch in einer ziemlich guten Roll- ähem Rolemaster-Kampagne).
Zu den aktuellen Produkten ist leider zu sagen¸ daß zur Zeit zwischen den guten Büchern¸ wie dem Alba-Quellenbuch¸ auch viel Blödsinn auf den Markt kommt. Mag sein¸ daß Pegasus unterschwellig eine Modernisierung des Hintergrundes plant¸ aber die einseitige Fixierung der Abenteuer auf die Grauen Meister halte ich für ebenso falsch wie einige der anderen angekündigten Materialien. Auf der anderen Seite fehlt mir eine Neuauflage der Regelbücher (die irgendwie immer weiter nach hinten verschoben wird). Insbesondere im Bereich der Magieregeln herrscht inzwischen ein fürchterliches Durcheinander¸ das nur durch eine Neukompilierung in einem Band zu lösen ist.
Positiv möchte ich aber die liebevolle Aufmachung der Abenteuer und das gelungene Layout hervorheben. Einzig die in letzter Zeit wieder hervorgetretene Tendenz¸ halbnackte Kriegerinnen auf die Titel zu packen ist nicht nur albern (weil vielleicht Brigitte Nielsen als Red Sonja so rumläuft¸ aber niemand der ernsthaft damit rechnet in einen Kampf verwickelt zu werden) und sexistisch¸ sondern vermutlich auch an den Käufern vorbei gedacht: jugendliche Rollenspieler kaufen im Bereich Fantasy nach wie vor fast nur DSA und AD&D.
Gerrit
26.04.2000¸ von Kirsten:
- Hallo lieber Dogio¸
Ich spiele Rollenspiele seit ca. 8 Jahren¸ Midgard seit ca. 5-6 Jahren. Angefangen hat es bei mir weil 3 Leute (von5) aus meiner Runde es schon gespielt hatten und davon begeisterter waren als von DSA¸ wie kann man nur? ;-)
Midgard ist mittlerweile auch mein absolutes Lieblingssystem geworden und das liegt nicht nur an den Regeln (hierzu folgen noch Kritikpunkte) sondern an der tollen Welt¸ sie ist laaaange nicht so in Regeln gepresst wie es leider bei DSA der Fall ist¸ man hat viel mehr Freiheiten für seine Fantasie. Die Abenteuer haben etwas ungemein Mystisches (nicht alle¸ auch hier gibt es mal Abstufungen¸ aber das ist ja auch Normal) und es gibt immer wieder Überraschungen und Neues. Grade die letzten erschienenen Abenteuer haben eine super Atmosphäre.
Was mich stört ist zum einen die Punkteverteilung¸ das heißt dass wenn man nicht kämpft¸ oder einen Gegner niedermacht gibt es keine KEP¸ die man ja für einige Fertigkeiten braucht. Kann auch sein¸ das es bei unseren Spielleitern so ausgelegt wird. Außerdem ist es sehr schade das es so wenig neue Abenteuer in letzter Zeit gegeben hat¸ das der letzte Gildenbrief schon so lange aussteht. Aber ich meine dafür kann niemand etwas.
Ansonsten bin ich eine sehr zufriedene Midgardspielerin :) Im Internet gibt es viele gute Seiten zum Thema Midgard¸ grade der Digest Ist sehr Informativ. Nervig wahr (ist?) das die Pegasus Macher ihre Seiten doch ziemlich stiefmütterlich behandelt haben¸ von der schlechten Aktualität ganz zu schweigen¸ aber vielleicht wird das ja jetzt besser... ?
Ok viel Erfolg weiterhin mit dem Digest
Kirsten
26.04.2000¸ von Günther Dambachmair:
- Ich bin - wie so viele - 1988 mit DSA in das phantastische genre der Rollenspiele eingetaucht. Die Entscheidung¸ ob mit Midgard oder DSA zu beginnen¸ wurde von der größeren Verfügbarkeit zu Gunsten DSA entschieden (Österreich war zu jener Zeit - und ists teilweise heute noch - ein Entwicklungsland in Sachen Rollenspiele).
Natürlich sind im Laufe der Jahre die Interessen gewachsen¸ und so habe ich auch Midgard mal unter die Lupe genommen und auch ein paarmal gespielt. Meine Spielegruppe und ich waren uns fast einig¸ daß Midgard auf jeden Fall etwas "gewöhnungsbedürftigere" Regeln besitzt¸ daß es nicht so leicht spielbar ist wie eben DSA¸ das mit seinem Anfängerset doch recht flüssige Spielmechanismen besitzt. Für denjenigen¸ dem die Midgard-Regeln von Anfang an in Fleisch und Blut übergegangen sind¸ mag dies natürlich ganz anders aussehen.
Aber eine andere Sache ist das ganz große Plus bei Midgard: die Abenteuer! Die Midgard- Abenteuer sind zumeist hervorragende Geschichten¸ die immer wieder überraschende Handlungen aufweisen¸ die gut durchdacht sind¸ die den Spielern für lange Spielabende die schönsten Abenteuer bieten. Im Lauf der Jahre haben sich nahezu alle Midgard-Abenteuer bei mir angesammelt¸ und ich denke immer gerne an diese zurück. Ich habe die Midgard-Abentuer meist für andere Systeme umgesetzt (vor allem für Sturmbringer¸ da dieses System eine relativ "frei ausbaufähige" Welt besitzt¸ aber auch für DSA; das Umarbeiten ist bei Midgard für einen flexiblen Spielleiter wirklich kein Problem)¸ und die Spieler und ich waren wie gesagt begeistert. Höhepunkte waren Sieben kamen nach Corinnis¸ Das Lied der Nagafrau¸ Weißer Wolf und Seelenfresser¸ aber das absolute Non-Plus-Ultra war wohl das vielschichtige "Smaskrifter"¸ das ich jetzt schon zum dritten Mal mit einer anderen Gruppe spiele.
Somit mein Fazit: von den Regeln her etwas holprig¸ von den Abenteuern Spitzenklasse¸ das ist für mich Midgard - das älteste deutsche Rollenspiel.
Günther
Dogio the Witch |