LARP Besserwisser's Tipps für LARP-Anfänger
von Besserwisserboy
Besserwisserboy schreibt eine Artikelserie für LARP-Anfänger. Los geht es mit der Charaktererschaffung.
Tipps zur Charaktererschaffung
Jetzt ist es soweit, ich bin alt genug, um einen Ratgeber zu schreiben... Anfangen werde ich mit der CHARAKTERERSCHAFFUNG:
Also du hast dich entschieden dem seltsamen Hobby Larp zu frönen und weißt nich genau wo du anfangen sollst!?
Als erstes solltest du dich fragen, was du denn gerne spielen möchtest, also einen Charakter (die Figur, die du darstellen willst) erschaffen. Da hilft meist schon ein kritischer Blick in den Spiegel, um die Entscheidung etwas einzuengen. Denn viel wichtiger ist die Frage: Was kann ich denn auch darstellen? Eine Elfe mit 30 Kilo Übergewicht, ein Barbar mit mickrigen Ärmchen und ein Zwerg mit 1,80 Meter, sehen nicht nur seltsam aus und werden dir schiefe Seitenblicke einbringen, nein du wirst wahrscheinlich auch irgendwann selbst daran den Spaß verlieren.
Da Larp meiner Meinung nach ein Gruppenhobby ist, und sich Einzelgänger als Anfänger oft schwer tun, rate ich sich eine bereits bestehende Gruppe zu suchen und sich der anzuschließen. Dadurch schließen sich schon andere Dinge aus. Ein Meuchelmörder passt halt nicht unbedingt in einen Ritterorden. Ein weiterer Vorteil ist, daß diese Gruppe dir bei dem Basteln deiner Gewandung helfen und einige Sachen leihen kann. Es ist natürlich auch möglich selbst eine Gruppe aus Anfängern zu gründen. Da fällte es erfahrungsgemäß auch leichter untereinander zu spielen und grobe Schnitzer, fallen nicht ganz so ins Gewicht. Wichtig ist daß man zumindest in groben Zügen mit dem Spielstil der Gruppe (da gibt Plotjäger, Gewandungsgriller, Polsterwaffenkampfsportler...)übereinstimmt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, daß viele Anfänger etwas besonderst mächtiges oder wichtiges spielen wollen. Meist kann diese Rolle aber sehr selten ausgefüllt werden. Möchtest du z. B. einen Adligen spielen, so benötigst du zumindest entsprechende Kleidung (welche recht teuer ist) und ein kleines Gefolge von Untertgebenen. Die Darstellung eines mächtigen Magiers oder Klerikers, benötigt neben der Ausrüstung, vor allem größeres schauspielerisches Talent. Es kann auch vorkommen, daß du als wichtige Persönlichkeit von anderen Spielern in eine Führungsrolle gedrängt wirst und ständig mit Entscheidungen belästigt wirst. Also eignet sich ein Zauberlehrling und ein Priesteranwärter, meist besser für einen Anfänger. Ein weiterer Fehler aus meiner Sicht ist es mit einem bösen Charakter seine Laufbahn zu starten. Der in der Taverne vor sich hinbrütende Meuchelmörder wird von den meisten Spielern nicht beachtet und in den allerselsten Fällen, wird dich überhaupt jemand mit einem Auftrag betrauen wollen. Offensichtlich böse Wesen, wie z.B. Dunkelelfen, haben bei Anwesenheit von schwergerüsteten Paladinen auch eher eine kurze Lebenserwartung. Also such dir lieber einen Charakter aus, welcher auch mit anderen Leuten zusammen spielen kann.
Am besten eignen sich einfache menschliche Charaktere um mit dem Larp anzufangen.
Als nützlich hat es sich erwiesen eine Hintergrundgeschiche (eine Art Lebenslauf) für den Charakter zu schreiben. Manche Spielleitungen bauen Dinge daraus in ihr Spiel ein und konfrontieren dich z.B. mit dem Jugendfreund aus alten Tagen, deshalb ist es wichtig diesen Lebenslauf nicht in Romanform ausufern zu lassen. Kaum eine Spielleitung liest mehr als zwei Din A 4 5 Seiten. Wichtiger als für die Spielleitung ist der Hintergund aber für dich selbst, damit du in etwa weisst, wie du in bestimmten Situationen zu reagieren hast. Deshalb solltest du dir selbst einige Fragen zu deinem Charakter stellen: Wo wurde er geboren? Was waren seine Eltern? Warum ist er auf Wanderschaft gezogen? Was sind seine Ziele? Ist er religionsverbunden? Wie steht er dem Adel gegenüber?
Wenn das alles fertig ist, sollte man sich mit einem Regelwerk, welches auf dem Larp welches du besuchen möchtest auseinandersetzen. Lies es und stell dir deinen Charakter mit seinen Fähigkeiten, evtl. Zaubern usw zusammen. Falls du Schwierigkeiten damit hast und auch nach dreimaligem nachlesen und mit gesundem Menschenverstand Fragen und Probleme mit dem Regelwerk hast, dann frag lieber den Veranstalter vor der Veranstaltung, ob er dir behilflich ist und einige Fragen klären kann.
Ach, hätte ich fast vergessen. Dem Kind muss mann ja noch einen Namen geben. Da die meisten Leute mit Lachanfällen reagieren, wenn sich jemand als Merlin und Co. vorstellt, sollte man auf Namen aus Literatur und Film verzichten. Ebenso eignen sich ultracoole Namen wie: Nightshadow oder Deathwing eher weniger. Man sollte darauf achten, daß der Charaktername nicht allzu lang und einigermaßen zu merken ist.
Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich noch Tipps zu Erstellung von Gewandungen, dem Verhalten auf Cons, Larpwaffen usw. geben!
Gewandungen und Ausrüstung
LARP ist teuer. Punkt!
Mann kann viele hunderte und tausende von Euros in eine perfekte Gewandung stecken. Für den Anfang würde ich das aber keinem raten. Warum viel Geld in ein Hobby stecken, daß man nach einmal spielen vielleicht nicht mag?
Am besten leiht man sich die gröbste Ausrüstung erst einmal von Freunden oder der Gruppe in der man mitspielen will und testet das Hobby an. Danach kann man sich immer noch einen eigenen Gewandungsfundus zulegen. Die meisten guten und einigermaßen günstigen Funde für Klamotten findet man auf Flohmärkten, Theaterfundusverkäufen, Secondhand-Läden und, wer hätte es gedacht - bei ebay!
Natürlich sieht jede Gewandung für verschiedene Charaktere anders aus. Ich habe aber mal zusammengestellt, was ich für den Anfang als nützlich erachte. Schuhe sind meist das größte Problem. Da Turnschuhe die schlechteste Wahl sind würde ich zu Lederschuhen raten, wenn man welche hat. selbst Springerstiefel lassen sich mit Überziehgamaschen oder Stoffwickeln einigermaßen gut abtarnen. Wichtig ist daß die Schuhe gut passen und wetterfest sind.
Hosen. Auch da eignen sich vor allem Stoffhosen, wie z.B. einfarbige Jogginghosen ohne Aufdruck. Bei Frauen eignen sich natürlich auch Kleider, die nicht zu modern wirken. Wobei Pannesamtkleider sich nicht so sonderlich gut z.B. für eine Schankmaid eignen.
Einen warmen Umhang würde ich jedem Anfänger ans Herz legen. Da auf Cons nicht immer schönes Wetter ist und es auch abends manchmal sehr kalt ist, kann ein einfacher Umhang Gold wert sein. Außerdem ist die Herstellung recht einfach.
Das gleiche gilt für das wohl universellste mittelalterliche Kleidungsstück, die Gugel. Das ist eine Art Kaputze mit Schulterlappen. Schützt bei schlechtem Wetter.
Ein Wams, das ist eine Art mittelalterlicher Pullover ohne Ärmel, der über das Hemd gezogen wird, wertet eine Anfängergewandung um Längen auf und ist auch nicht so schwer herzustellen.
Ein Hemd. Je mittelalterlicher der Schnitt, umso besser.
Ein Gürtel. Ohne Aufdruck auf der Schnalle. Einen Geldlederbeutel.
Alt aussehendes Besteck, ein Holzteller und ein Trinkgefäß (Zinn-, Holz- oder Tonbecher) sollten nicht fehlen.
Eine alte Laterne oder andere Lichtquelle.
Und, ganz wichtig, ein Tuch. Damit kann man evtl. in der Taverne ausgegebene Bierflaschen umwickeln und abtarnen.
Bei allen Sachen sollte man darauf achten, daß sie in passenden Farben gekauft oder hergestellt werden. Die meisten Larps spielen zwar in einer Fantasywelt. Diese sind aber fast immer an das reale Mittelalter angelehnt, wo Pink und Neongelb eher selten waren. Auch kann ich nicht dazu raten allzu viele Dinge in schwarz zu tragen. Das wirkt immer irgendwie wie ultraböser Möchtegern.
Will man seine Gewandung später ausbauen, sollte man meiner Meinung nach, darauf achten, daß man gleich erkennt, was du darstellen willst. Larp lebt zum größten Teil vom Klischee. Außerdem sind die optischen Eindrücke die man gewinnt, die ersten und stärksten. Wenn man einen Magier auf 100 Meter schon an Spitzhut und Robe erkennt, erleichtert das vieles und man muß sich nicht die Mühe machen zu erklären: Was bin ich denn eigendlich?!
Wo ich schon bei Spitzhut bin. Zu einer guten Gewandung, gehört für mich auch eine passende Kopfbedeckung. Die signalisiert für mich am stärksten, daß man gewandet ist und jemand anderen als sich im normalen Leben darstellt.
Im nächsten Teil meiner kleinen Beratungsstunde wende ich mich den Larpwaffen und dem Umgang damit zu. Und vielleicht verrate ich noch, wie man aus Backpflaumen Brieftaschen bastelt...
Larpwaffen und der Umgang damit!
Irgendwann kommt wohl für jeden Larper der Tag, an dem er eine Polsterwaffe benutzen will, sei es nun ein einfacher NSC-Prügel oder ein Paladinzweihänder…
Polsterwaffen bestehen aus einem Fieberglaskernstab, Polstermatten,Leder und Latex. Ein weit verbreiteter Irrtum ist, daß Waffen selber zu bauen viel günstiger ist, als Waffen zu kaufen. Das mag bei einer Herstellung von einem Dutzend Waffen ja stimmen, für einzelne Schwerter aber nicht. Die Materialien kann man in den seltensten Fällen genau für ein Schwert bestellen und gewöhnlich sehen die ersten Eigenbauten eher schlecht bis mittelmäßig aus. Über Bauanleitungen möchte ich mich nicht auslassen, davon gibt es inm Internet genügend. Beim Kauf ist es besser die Waffe im Laden zumindest in Augenschein zu nehmen und auf die Härte bzw. Weichheit der Waffe zu achten. Es gibt Waffen aus weichem Schaumstoff und welche mit härterem. Ich würde Anfängern zu weichen Waffen raten. Geschäumte Waffen eignen sich am schlechtesten. Einige Hersteller bauen Ihre Waffen mit Bleiband im Griff. Das ist Geschmackssache und sollte jeder für sich beim Kauf entscheiden.
Beim Larpkampf kommt es nicht darauf an den Gegner möglichst hart zu treffen und ihm realen Schaden zuzufügen. Deshalb werden Schläge bevor sie den Gegner treffen abgebremst. Das Stechen mit Larpwaffen ist auf fast allen LARPs verboten. Selbst wenn du eine dafür geeignete Waffe ohne Kernstab hast, frage lieber die Spielleitung wie es auf dem jeweiligen Con gehandhabt wird. Beim Kampf ist es verboten auf den Kopf des Gegners (selbst wenn er einen Helm trägt) und in die Weichteile zu schlagen.
Meine persönliche Devise ist:** lieber einen schönen Kampf verlieren, als einen mies ausgespielten gewinnen.** Dabei sollte man darauf achten daß eine Polsterwaffe natürlich viel leichter ist als eine reale Waffe. Schlage deshalb etwas langsamer damit zu, um das reale Gewicht zuz simulieren. Um mit einer Waffe bei einem echten Kampf Schaden zuzufügen braucht eine Waffe Wucht un man muß mit ihr ausholen. Das vergessen einige Spieler und und kämpfen mit schnellen abgehackten Schlägen, was schlecht aussieht und von den wenigsten Gegnern wirklich als mehrere Treffer gezählt wird.
Wie viel Schaden eine Waffe macht und wie viele Treffer die jeweiligen Kämpfer einstecken können, hängt von der getragenen Rüstung und dem verwendeten Regelwerk ab.
Hat man überhaupt keine Ahnung vom Larpkampf, so ist anzuraten sich vor dem Spiel von einem "netten alten Hasen" zumindest die Grundzüge und Sicherheitsregeln etwas genauer zeigen zu lassen. Im Spiel selbst führt es mitunter auch zu nettem Spiel wenn sich ein junger Charakter von einem alten Soldaten gegen ein paar Kupfer den Umgang mit dem Schwert zeigen läßt.
Sollte es im Kampf dennoch einmal im Eifer des Gefechts ,dazu kommen, daß versehentlich Kopftreffer verteilt werden oder ein Gegner zu hart zuschlägt, sollte man den Kampf kurz mit dem Stopp-Befehl unterbrechen. Oft kochen im Kampf die Gefühle schnell hoch und eine Entschuldigung oder ein freundliches: "Bitte nicht ganz so dolle!" ,können einiges regeln. Bei sehr uneinsichtigen Kämpfern ist es besser sich nach einem anderen Gegner umzuschauen.
Wichtige Regel beim Kampf ist es auch Dinge wie Infight (also das "reingehen" in den Gegner), Sprünge gegen den Schild des Gegners und jede Art von Kampfsport zu unterlassen. Solche Dinge kann man vielleicht mit seinem Kumpel absprechen und durchführen, als eine Art Showkampf, aber nicht mit fremden Spielern. Echte Waffen, auch zu Dekozwecken, haben auf LARPs nichts verloren und sollten nicht mitgebracht werden.
[Besserwisserboy]