Verlegen bei BOD oder im Copy-Shop? - Veröffentlichung von eigenen Publikationen
von Jens Peter Kleinau
Bezeichnung: Verlegen bei BOD oder im Copy-Shop?
Motivation: Veröffentlichung von eigenen Publikationen
Dieser Artikel wurde erstmalig im X-Zine veröffentlicht.
Ein Beitrag von Jens Peter Kleinau
Wenn man sich mal die Mühe gemacht hat und 150-500 Seiten mit Fantasy voll geschrieben, dann fragt man sich irgendwann: "Willst du es nicht drucken lassen?"
Die Antwort auf die Frage, habe ich versucht hier zu finden. Anlass dafür war (wie so oft) eine Diskussion in dem KUR-Forum, die mich veranlaßt hat, etwas genauer nachzuforschen.
BOD beitet seit neuesten eine Alternative zum Laserdrucker, allerdings ist die nicht ganz so billig, wie es den ersten Anschein hat.
Zuerst einmal bezahlt man eine Grundgebühr von DM 350,- (Paperback) DM 500,- (Hardcover).
Was Bod dafür leistet?
Sie nehmen es in den Libri Katalog auf und bezahlen dafür den Versand der Referenzexemplare an Euch. Und eines davon bekommt ihr auch.
Umformuliert heißt das, sie geben Libri die Info, schicken Euch ein Exemplar (was sie ohnehin müssten) und haben Kosten von ca.DM 50,-. Denn Bod druckt mit Digitaltechnik und hat somit kaum Satzkosten und gar keine Belichtungskosten (die Preise wurden mir von Leuten genannt, die sich in dem Druckgewerbe auskennen. Die Kosten für das Mastering müssen wir noch selber zahlen und sind gar nicht in der Grundgebühr enthalten.
Und was sonst?
Tja das war´s eigentlich auch schon, denn was sie noch angeben ist das ganz normale Geschäft von Libri (die eh alles, was sie haben, an die Internet- und andere Buchhändler weiterliefern). Die verdienen nämlich daran.
Mit anderen Worten, wir Autoren zahlen DM 350,- dafür, dass Libri seinem Geschäft nachgeht und unser Buch in ein bis zwei Formulare eingetragen wird. Wow - ich bin von der Leistung wirklich beeindruckt.
Schauen wir mal was YARG so kosten würde, wenn ich es bei BOD drucken würde.
Mein Rollenspiel YARG hat rund 300 Seiten. Erst mal müßte ich es von Din A4 (19x27cm) in das ComicFormat 17x22cm wandeln. Das macht eine Menge Arbeit, sonst muss ich noch einen Aufschlag für das Sonderformat zahlen von DM 10,50.
Dann bezahl ich munter den Druckmaster für ca. 300 Seitenmacht das DM 240,- DM.
Was habe ich dann? Nichts, ein Referenzexemplar und das hätte ich auch mit dem Tintenstrahldrucker gekonnt.
Aber ja, da war noch etwas, die Mindestmenge von Exemplaren, die ich bestellen muss: 25 Stück. Denn wenn ich keine Rezensionsexemplare verschicke, dann kann ich es auch gleich lassen.
Was kosten die denn? DM 450,- DM. Und wie viel kosten 100 Stück (man will ja auch welche auf den CONs verkaufen)? DM 1650,- DM, huch, das wird ja gar nicht viel billiger, wenn man viele bestellt.
Achja, wenn ich YARG über Libri verkaufen will, dann muss ich noch mal Geld für die ISBN zahlen, das wären dann zusätzlich DM 120,- DM.
War es das etwa schon? Nein, da kommen noch sogenannte Datenmanagement-Kosten auf uns zu, was immer das ist. Die kosten pro Monat, die das Buch nachbestellbar sein soll DM 3,-.
Das ist wenig? Von wegen, ich will mein Buch 10 Jahre lang noch drucken können. Warum auch nicht. YARG wird schon seit 8 Jahren gespielt, das kann noch länger halten. Also noch mal 3x12x10 = 360.00 DM.
Also lasst uns mal rechen, was 100 oder 20 Exemplare YARG kosten:
Drucken bei BOD 100 Exemplare, 300 Seiten, 10 Jahre Druckbereitschaft.
Grundgebühr ISBN Druckmaster Druckkosten 10 Jahre Summe | 350,00 2720.00 DM |
Drucken bei BOD 25 Exemplare, 300 Seiten, 1 Jahr Druckbereitschaft.
Grundgebühr ISBN Druckmaster Druckkosten 1 Jahr Summe | 350,00 1172.00 DM |
Fazit
Liebe Leute von BOD ihr versteht wirklich was von "No risk publishing". Das Risiko trägt nämlich ganz allein der Autor bei Euch. Was ist da noch der Sinn eines Verlages.
Ich will mal eine Gegenkalkulation aufstellen:
Ich drucke YARG auf einem Laser- oder guten Tintenstrahler auf DinA4. Das macht weniger Seiten. Ich komme also mit 210 aus.
Dann gehe ich in einen guten Copy-Shop und lasse YARG 100mal auf guter Qualität doppelseitig kopieren. Das macht bei vielen Shops etwa 10 Pfennig pro Seite (das beste Angebot war 3 Pfennig pro Seite, aber die Qualität war nicht überzeugend).
Das kostet mich ganze 1470.00 DM. Das Binden mit Klebebindung kostet 10 DM, also noch mal 1000.00 DM. Die Summe ist also 2470.00 DM. Nicht viel billiger als BOD und schlechtere Qualität.
Rechnen wir mit weniger Exemplaren, also 25 Stück, dann haben wir 367.50 für die Kopierkosten und 250 DM für das Binden mit Klebebindung. Die Summe lautet 617.50 DM. Das ist ein deutlicher Unterschied zu über 1172.00 DM bei BOD.
Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn man auf die billige Ringbindung wechselt, die lediglich 3.00 - 5.00 DM pro Exemplar kostet.
Die Qualität ist bei BOD nicht viel besser, da es sich um Taschenbuchqualität handelt. Lediglich der Buchtitel ist mit Vierfarbdruck den älteren Tintenspritzern überlegen. Dies kann man aber dadurch kompensieren, dass man einen Laser-Farbdrucker im Copy-Shop nutzt.
Das Resümee lautet, dass ich vorerst nicht bei BOD verlegen lasse. Eure Kalkulationen müsst ihr jedoch selber machen.
Das wird besonders für alle gelten, die weniger als 300 Seiten haben. Denn für sie zahlt sich der geringe Druckpreis im Copy-Shop im Verhältnis zu den hohen Fixkosten bei BOD aus.