Books On Demand - Eine Alternative? - Veröffentlichung von eigenen Publikationen. Kalkulation
von Rolf Thum
Bezeichnung: Books On Demand - Eine Alternative?
Motivation: Veröffentlichung von eigenen Publikationen
Dieser Artikel wurde erstmalig im X-Zine veröffentlicht. Der Autor Rolf Thum ist Webmaster von https://www.wolkengeschichten.de
Ein Beitrag von Rolf Thum
Wir hatten im Januar 2000 einen Artikel zu Bod.de hier im Magazin. Dazu gab es verschiedene Nachfragen, so dass wir uns veranlasst sehen, hier noch eine weitere Meinung einzuholen.Die folgenden Zeilen beziehen sich auf eine Diskussion in einer für Autoren gern benutzten Newsgroup (NG, z.B.: de.etc.schreiben.lyrik, de.etc.schreiben.prosa).
Vorteile sind sicher, daß bod.de die gesamte Abwicklung für den Kleinverleger machen kann, also auch den Versand von bestellten Büchern übernimmt. Das spart durchaus dem Kleinverleger Kosten, denn wer die Dienstleistungen der Post in Anspruch nehmen muß (und auch noch Verpackungsmaterial kaufen muß), dem schwindet der Gewinn u.U. rasch dahin. Umgekehrt sind die Barsortimenter meist nicht an Kleinverlagen interesseiert, so daß wirklich nur der Postweg bleibt. Kommt hinzu, daß die leidigen Dinge wie Rechungsstellung usw. wegfallen, wenn bod.de eingeschaltet ist.
Nachteil: Die Kosten für die "einmalige Anmeldung" bei jedem Titel und die ISBN schlagen mit ca. 370,- DM zu Buche. Gegenrechung: Erwerb von 100 ISBN beim Börsenverein: 250,- DM (so zumindest als ich meinen Verlag vor vier Jahren anmeldete) und jede Titelmeldung ca. 25,- DM incl. Mwst. Ansonsten sind die Druckkosten pro Exemplar fast so gut wie die von meiner Druckerei.
Ich habe eines meiner Bücher durchkalkuliert. Das Buch kostet im Laden 24,90 DM. Die Herstellungskosten lagen knapp bei 15,- DM bei einer Seitenzahl von 356. Wenn ich Porto usw. abziehe, komme ich aber auf keine 9,- DM Gewinn, sondern nur auf vielleicht 4,- DM pro Exemplar. Bei bod.de müßte ich den Ladenpreis auf 27,- DM erhöhen, um pro Exemplar ein paar Pfennige Gewinn zu machen; bei etwas über 30,- DM käme ich dann in den Bereich meiner derzeitigen Gewinnspanne.
Allerdings ist zu überlegen, ob das gleiche Buch für 30,- DM noch Käufer findet! Schon 24,90 DM sind an der Schmerzgrenze für ein Paperback.
Noch ein Argument: meine Auflage für die obige Vergleichskalkulation war sehr klein. Im Offsetverfahren hätte mich das pro Buch bald 40,- DM gekostet, wäre also völlig uninteressant gewesen. Wenn ich allerdings - man weiß ja nie - mein Buch in einer Großauflage drucken will, dann wird das Offsetverfahren pro Band billiger (wie auch der Digitaldruck). Dann kommt mich ein Buch vielleicht auf 8,- DM Druckkosten - bei gleichem Ladenpreis!
Man muß also im Endeffekt wissen, was man will: Wer nur ein einziges, nicht allzu umfangreiches Buch herstellen will und keine Arbeit mit Versand, Rechnungen usw. haben will, ist bei bod.de sicher gut aufgehoben. Wer mehrere Titel herstellen will oder auf wachsende Auflagen spekuliert, wäre mit einer eigenen Verlagsgründung sicher besser dran.
Soweit die Bemerkung, die ich auf eine Anfrage in der NG am 10. Januar 2000 verfaßt habe. Folgende Ergänzungen: Bei Meldung über BOD kann das Buch direkt über Libri im Netz abgerufen werden.
Ich habe Libri meine Bücher auch angeboten - keine Resonanz. Im Gegensatz zu amazon.de, die sofort zusagten, auch wenn ich nicht an einem Barsortimenter angeschlossen bin. (Nachteile amazon.de: Man wartet lange, bis die Rechnungen bezahlt sind).
Es gab in der Schreiben-NG auch eine sehr euphorische Meinung über BOD. Angeblich wurde dort ein "demand-Buch" zum Verkaufsschlager (kurzzeitig auf Platz 1 der bestellten Bücher?). Genaue Zahlen, z.B. Höhe der Auflage, wollte der Autor aber nicht nennen. Sowas macht mich immer stutzig, denn wenn ich schon mit meinem Erfolg hausieren gehe, dann nenne ich auch "Roß und Reiter".
Bei dem Erfolgsbuch handelte es sich übrigens um eine Übersetzung, also nicht um ein selbst verfaßtes Buch. Das Original war schon sehr bekannt und sogar in einem Film erwähnt worden. Also m.E. nicht repräsentativ, sondern eher der berühmte Ausreißer.
Interessant wäre, eine genaue Statistik über Verkaufszahlen bei BOD z.B. über ein Jahr, verglichen mit den Zahlen von Publikationen unbekannter Autoren in Klein- und Selbstverlagen. Ich müßte mal bei unserer FH Stuttgart - Hochschule für Druck und Medien nachfragen, ob die solche Erhebungen kennen oder ggf. machen wollen.