Die Städte Caedwyns
von Joachim Schmidt und Ulf Straßburger
Mir dünkt's, es ist einem Ameisenhauf gleiche,
was sich durch die Straßen windet!
Doch die Ameisen halten Ordnung...
Ein Einsiedler vor den Toren Sedans
In diesem Kapitel werden wichtige Städte und Örtlichkeiten Caedwyns beschrieben. Man erhält Einblick in die Drachenstadt Moisen und Misos Turm.
Im Buch Caedwyn - Ein Fantasykontinent werden acht weitere Städte beschrieben. Zu zwei Städten - Cal und Sedan, gibt es farbige Stadtpläne.
Moisen
Geschichte und Aufbau
Moisen ist die wahrscheinlich sagenumwobenste Stadt der westlichen Küstenländereien des Königreichs Cal. Die Anfänge der Stadt liegen zeitlich etwas im Dunklen, verschiedene Aufzeichnungen berichten aber von einem Zeitpunkt vor etwa 3000 Jahren, als noch Drachen die vorherrschende Rasse dieses Teils des Kontinents darstellten - diese Tatsache erstreckt sich bis in die heutige Zeit: immer wieder trifft man im Herzogtum Moisen den Drachen als Symbol, meistens rot, in den unterschiedlichsten Zusammenhängen an. Am bekanntesten ist der Drache heutzutage jedoch als Symbol des Gottes Kesalon.
Moisen liegt an der Mündung des Caedwyn, dort, wo sich Meer und Fluß treffen und miteinander verschmelzen, eingebettet durch das natürliche Becken dieser Region, das durch den Mondwald im Norden, das Anhard-Gebirge mit Kharak Tolgur im Osten und den Menwald im Südosten begrenzt wird. Hier traten die damals sehr seltenen Rotdrachen am häufigsten auf.
Die ersten Menschen aus den Nordlanden landeten mit ihren Langbooten an der Flußmündung des Caedwyn. Von dort aus wurde Moisen zunächst als kleine Siedlung gegründet. Konflikte zwischen den Drachen und den Menschen traten erstaunlicherweise nur sehr selten auf und verliefen meistens harmlos. Der Grund hierfür ist bis heute nicht bekannt. Ausgehend von dieser Siedlung breiteten sich die Nordländer auf Caedwyn, vornehmlich an den Küsten, aus.
Moisen blieb in der Besiedlungszeit wichtigster Anlaufpunkt für die Hellen; von hier aus wurde auch der Caedwyn flußaufwärts besiedelt. Später brach dann die Verbindung zu den auf Batania zurück gebliebenen Bewohner aufgrund der großen Katastrophe ab.
Mit der ständig wachsenden, mittlerweile bedeutenden Stadt wuchsen auch die Probleme um die Regierungsform des Gebietes. Etablieren konnten sich damals die Zauberkönige; in Moisen und Umgebung herrschte der Zauberer Miso. Das Machtstreben dieser Magier mißfiel zwar der Bevölkerung, jedoch konnte nichts gegen sie unternommen werden, zumal Miso über ein sehr mächtiges Artefakt verfügte, welches ihm die Befehlsgewalt über die Drachen gab: den Drachenhelm.
Die Regierungsform hielt sich etwa 1000 Jahre lang, während dieser Zeit wuchs Moisen auf die unglaubliche Größe von annähernd 2400 Bewohnern. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung nahm ständig zu, und durch eine Verkettung unglücklicher Umstände wurde Alawana, die Lebensgefährtin Misos, bei einem Besuch in der Stadt von Fanatikern hingerichtet. Miso befahl daraufhin - mit dem Einverständnis der umliegend herrschenden Zauberkönige - den Angriff auf die Stadt Moisen.
Ein kurzer und heftiger Kampf entbrannte; er endete jedoch nach nur drei Tagen mit der völligen Zerstörung von Moisen und der Auslöschung der gesamten Bevölkerung. Nur sieben Menschen überlebten die Schlacht. Sie berichteten davon, daß Mädchen und junge Frauen entführt wurden. Lange Zeit lag die fruchtbare Ebene ungenutzt in der Asche des alten Moisen.
Es begann eine Zeit des Wandels und der Machtverlagerung. Die Zauberkönige nährten sich zu dieser Zeit dem Herbst ihres Lebens und mußten bald einsehen, daß ihre Zeit vorbei war. Adlige übernahmen die Macht, und das Reich zerfiel in einzelne kleine Reiche. Miso wurde durch seinen Lehrling Sahotep getötet, als dieser ihm den Helm entwendete und gegen ihn einsetzte. Zu dieser Zeit erinnerte man sich wieder an Moisen.
Im Jahre 1338 v.GC begannen die ersten Siedler wieder zurück an die Mündung des Caedwyn zurückzukehren. Unter ihnen waren auch die sieben Überlebenden des Massakers, doch trotz großer Angst und Ehrfurcht vor den Drachen begannen sie, die Stadt wieder aufzubauen, vermutlich etwa 200 bis 300 Meter östlich des alten Stadtkerns. Die harte Arbeit und das Durchhalten der Leute zahlte sich aus: innerhalb nur weniger Generationen wurde das heutige Moisen aufgebaut, die sieben Überlebenden bildeten das Adelsgeschlecht von Moisen und wurden nach ihrem Tod auf dem Marktplatz in aufwendig angelegten Grüften ehrenvoll bestattet.
Keiner der heutigen Bevölkerung Moisens weiß etwas von den Problemen der Gründerväter.
Der alte Stadtplan von Moisen ist tief in den Regalen der Bibliothek verborgen, dort, wo auch die Gründungsgeschichte schlummert.
Die Drachen sind seit jenen Tagen aus der Region Moisen verschwunden, und nur ganz selten ist ein Rotdrache zu sehen, der dann jedoch eine große Panik auslöst: die Furcht der Menschen vor den Drachen sitzt trotz der vielen Jahrhunderte immer noch tief. Einer alten Sage zufolge sind die Mondwaldelfen für das Verschwinden der Drachen verantwortlich; ob sie ausgerottet oder verjagt wurden, entzieht sich jedoch der Kenntnis der Moisener.
Misos Turm
Aus den Reiseberichten des königlichen ArkHablys, des obersten Magikus zu Tolgur:
...aber dies sind nicht die einzigen Überreste aus der Zeit der Zauberkönige, welche ich im Königreich Cal fand. Denn noch heute stehen die Wohnsitze der Mächtigsten mehr oder weniger gut erhalten und zum Teil erneuert und verändert an den Orten, von wo die dunklen Könige ihre Länder übersehen und beherrschen konnten.
So steht noch der Turm am Cumir, zu dessen Füßen die heutige Königsstadt Cal erbaut wurde, und der heute das Refugium der Hofmagier des Reiches ist.
Ich sah den ´südlichen Turm´, nahe der später errichteten Stadt Tran, und noch heute scheint der alte Hexenmeister durch Stratos Fluch hier gefangen zu sein. Doch davon steht ja im Bericht über den großen Krieg und den Untergang der Zauberkönige mehr geschrieben!
Am interessantesten aber schien mir die Geschichte, die ich im Dorf Airis, nordöstlich von Moisen, hörte. Dort erzählte man mir, daß in einem undurchdringlichen, von gefährlichen Bestien bewohnten Wald ganz in der Nähe des Dorfes Misos Turm stehen sollte. Der Erzähler, ein älterer, der Trunksucht verfallener Bettler, schien nicht zu wissen, wer Miso war, doch er erzählte schauerliche, wohl weit übertriebene Geschichten von Turm und Wald.
Sollte ich wirklich Misos Turm, den Sitz des Drachenmeisters, das Haus von Morkaleps Reiter gefunden haben ?
Ich mußte es wissen und machte mich zusammen mit Dra´Rakum und seinen Kriegern auf, um das Geheimnis des Waldes zu lüften...
Eine weitere Niederschrift wurde bei dem am Myrktag des Feenmondes des Jahres 305 n.GC in der Nähe von Airis aufgefundenen, wahnsinnigen Hofgelehrten Ark´Hablys, des obersten Magikus zu Tolgur, nicht gefunden.
Übersetzt im Jahre 308 n.GC durch Markun von Skarulfest, Schriftgelehrter und Berater des Königs Hardlin II. zu Cal
Die Türme des klaren Wassers
Nördlich, ein Stück weiter auf Modru zu, liegen die Türme des klaren Wassers. Dort leben und wirken ein Magier und ein Hochmagier und verwandeln die Pest aus Modru, nämlich die Brühe, die sich in den Düsterstrom ergießt, wieder in klares, genießbares Wasser.
Einige Jahre vor dem Krieg der Steine zerstörte Morkalep, der Urdrache, im Auftrage des finsteren Rahib, der sich gegen Modru und die gute Welt stellte, die alten Türme und tötete einen der beiden damaligen Hochmagier. Daraufhin verpestete der Fluß die Lande und viele Menschen starben unter furchtbaren Qualen. Eine mutige Gruppe von Steinträgern durchwanderte den Krallensumpf, in dem die grauen Horden des Rahibs lebten und schaffte es, daß Modru Zeit zum Aufbau der neuen Türme, noch prächtiger und mächtiger, gewährte. Von diesen Helden überlebte nur einer den Krieg.
Auch Charon hatte in dem Krieg der Steine zu leiden und mußte einen großen Blutzoll geben. Viele Krieger, Priester und Magier starben, und fast alle Ritterinnen der blauen Flamme gaben ihr Leben, auch auf anderen Schlachtfeldern.