Die Religionen Caedwyns
von Joachim Schmidt und Ulf Straßburger
"Götter sind die personifizierte Entschuldigung
für menschliche Unzulänglichkeiten"
Der blinde König Rowan 355 n.GC
Die Götter des Westens
Solamûr: Der Herr der Himmel und Könige. Er steht für das Leben, symbolisiert Macht, Ewigkeit und Frieden. Sein Zeichen ist die gelbe oder weiße Sonne, der Löwe ist sein Symboltier. Wahrscheinlich stammt dieser Kult aus dem Süden oder eher Südosten, denn im Königreich Cal gibt es keine Löwen. Man erzählt sich, daß König Rowan, der von Geburt an blind war, von Solamûr geblendet wurde und plötzlich sehen konnte. Daraufhin baute er zum Dank in Tujanda einen großen und prunkvollen Solamûr-Tempel. Damals war Tujanda noch die Königsstadt. Der Tempel wurde direkt an der Prachtstraße errichtet, wofür König Rowan einen Flügel seines Palastes opferte. Die Gebeine des Königs ruhen heute in der Gruft des Klosters, das auf dem Achtermann gebaut wurde. Es ist heute ein Pilgerort.
Neuste Infos zu Solamûr: Der Löwenzug
Jeschana: Die Fruchtbarkeitsgöttin steht für das Leben und die Natur und wird sehr häufig in ländlichen Gebieten verehrt. Ihr Symbol ist die Kornähre, der Falke ihr Tier. Sie ist die Frau von Morkos.
Morkos: Gott des Todes und der Toten, Gatte von Jeschana. Er wird durch Kohle dargestellt, ihm dient die Fledermaus.
Falantir: Der Allwissende, Gott der Weisheit und der List. Er sieht alles und kennt die Vergangenheit und Zukunft. Doch er ist stumm und kann sein Wissen daher niemandem mitteilen. Auch Diebe bitten ihn gelegentlich um Hilfe, da er sie ja nicht verraten kann. Alte Eichenbäume sind sein Zeichen, Weisheit und List werden durch die Eule bzw. durch die Schlange dargestellt. Falantir-Tempel ähneln oft großen Bibliotheken und erfüllen auch nicht selten diesen Zweck.
Kesalon: Der Herr des Schlachtfeldes, Gott des Krieges. Seine größte Macht besitzt er in Gebieten, in denen Krieg herrscht, weil die Bevölkerung dort glaubt, daß Kesalon dem Besseren helfen werde und dieser so den Krieg schneller für sich gewinnen werde. Das Schwert und der Drache, meist rot, sind seine Symbole.
Kopolis: Der Gott dessen, was im Wasser ist. Er ist unberechenbar, oft hartherzig und brutal, doch dann wieder sanft und lebensspendend. Seine Tempel sind überall an den Küsten Cals, Shovels und rund um die Insel Albe zu finden; daher wird er auch oft als der albeische Gott gesehen. Im Königreich Cal befindet sich sein größter Tempel in Shanan. Die schaumgekrönte Welle und der Blauwal sind seine Wappen.
Templer: So werden die Anhänger des Allmächtigen genannt, die ihren Glauben auch mit der Waffe durchsetzen. Dieser Gott gehört nicht zum Pantheon.
Vor ca. 1500 Jahren kamen die ersten Priester des Gottes in die Gebiete der Hellen. Zu der damaligen Zeit gab es andere Götter, deren Namen heute keiner mehr kennt. Es dauerte nicht lange, bis der Einfluß des Allmächtigen so stark wurde, daß die anderen Gottheiten an Einfluß verloren und unweigerlich verschwanden. Als dann der Krieg zwischen Gut und Böse ausgetragen wurde und die Reiche der Hellen untergingen, da geriet auch der Allmächtige in Vergessenheit.
Es dauerte eine lange Zeit, bis er wieder Anhänger unter den Hellen, den heutigen Bewohnern Cals fand. Seitdem entsteht ein Konflikt zwischen den Solamûr-Anhängern und solchen, die an den Allmächtigen glauben. Dieser Konflikt ist jedoch noch nicht spürbar an die Oberfläche getreten. Erste Anzeichen gab es, als König Roderik, der Sohn Rowan II., Cal vor etwa 100 Jahren als Dauersitz des Königs ausrief und der erste Solamûr-Priester als persönlicher Berater des Königs durch einen Templer-Priester ersetzt wurde.
In den letzten Jahren trat dieser Konflikt immer stärker zu Tage. Wann es zu einem Religionskrieg kommt, ist noch nicht absehbar. Aber wenn er kommt, dann hat er schwerwiegende Folgen für das Königreich.
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Falantir
Falantir ist ein sehr stiller, zurückhaltender Gott. Dies kommt nicht zuletzt daher, daß Falantir stumm ist. Er kann, obwohl ihm alles Wissen über Vergangenheit und Zukunft zugänglich ist, nichts mitteilen und seine Gläubigen und Priester müssen sich alles hart erarbeiten.
Falantir wird auch der Allwissende genannt, Gott der Weisheit und der List. Wer ihm nacheifern will, der darf nichts überstürzen, muß sich in Geduld üben und versuchen, ein Problem nicht nur von einer Seite zu betrachten. Es gibt für einen Falantir-Anhänger eigentlich immer einen anderen Weg als den direkten, häufig plumpen oder blutigen, den einfältige Leute zumeist beschreiten.
Weisheit bezieht sich einerseits auf Wissen, aber auch auf Planung, Übersicht, Geduld, auf das Sammeln von Fakten, auf das Zusammensetzen dieser und auf eine Portion von Spürsinn, Intuition und Menschenkenntnis.
Nur selten läßt sich ein Falantir-Priester von seinen Emotionen leiten und bestimmen, wenn es um das Prüfen von Wissen, das Lösen von (glaubens)rechtlichen Dingen geht oder um das Ausüben von hintergründiger Politik oder auch das Lösen eines Kriminalfalles, zu dem die umsichtigen Priester vereinzelt gerufen werden.
Die Priesterschaft
Die Priester des Falantir sind zumeist Beobachter und Sammler. Sie sammeln Neuigkeiten und Wissen, ordnen dieses Altem zu und versuchen, Übersicht zu bewahren und neue Schlüsse zu ziehen. Auch deshalb ähneln Falantir-Tempel oft großen Bibliotheken und erfüllen nicht selten diesen Zweck.
Priester dieses Glaubens sind häufig Denker und Philosophen, jedoch ganz andersartig sind einige der Gläubigen des Falantirs. Unter ihnen befinden sich auch Diebe und Betrüger. Sie hoffen, daß der Gott sie in ihrem Tun mit List schlägt, zumal er sie wegen seiner Stummheit nicht verraten kann. Jedoch auch unschuldig Verfolgte wenden sich an ihn und seine Priester, da sie sich Hilfe und Aufklärung erhoffen.
Die Tempel des Falantir sind auch Fluchtorte für Verfolgte. Ein Asylsuchender wird nur in dem Fall ausgeliefert, wenn die Priester davon überzeugt sind, daß er ein Gesetz bewußt verletzt hat, und das frühestens nach drei Tagen. Es darf aber nicht so verstanden werden, daß den Priestern nichts an Strafen und Gesetzen liegt. Ihnen liegt aber auch an einer objektiven Betrachtung von Verbrechen und nicht daran, einen Sündenbock zu finden! Deswegen finden sich wirkliche Schwerverbrecher nur selten an diesen Orten ein.
Diese Objektivität geht nur (anscheinend) dadurch verloren, daß die anderen Wahrheitsfinder der Herrschenden diese auch vermissen lassen...
Die Zeichen des Falantir sind die alte Eiche und die Eule, die für Weisheit steht, sowie vereinzelt auch die listige Schlange.
Feiertage
Die Feiertage des Falantir werden auch meist in Würde und Ruhe begangen, und ein ausgeflippter und betrunkener Priester ist eine Seltenheit, von der die ganze Stadt spricht.
Tag der Weihung - 2. Begontag im Mijosmond
An diesem Tage erhielt Azon, welcher der erste Priester des Falantir werden sollte, den Stab der Schlange, aus Eichenholz gewachsen und von einer Eule überbracht. Der Stab befindet sich noch immer im Tempel in Sedan.
In dieser Nacht werden mit den heiligen Stäben (es tauchten noch mehrere auf) neue Eichensprößlinge gesegnet. Auch Tempel und Bibliotheken erhalten eine neue Weihung.
Tag des Schabernacks - 1. Gottentag im Feenmond
Im Jahre 414 n.GC wurden die Priester des Tempels in Elorn für einen Tag verrückt. Zuvor hielten sie sich für die Elite des Glaubens, denn sie waren immer ernst und würdevoll, lachen war verpönt und sie schwebten so hoch, daß sie sich selbst schon für gottähnlich hielten. Aber Falantir sandte ein Zeichen und die Priester benahmen sich wie die Narren.
Dieser Tag wird zur Warnung an sich selbst beibehalten und die wenigsten Priester bekommen an diesem Tag etwas Sinnvolles zustande. Und mit viel Glück kann man einmal einen der Priester auf den Tischen tanzen sehen...
Tag der Reinigung - Myrktag im Karkmond
Die Tempelbewohner und auch andere Gläubige ziehen aus, um an diesem kürzesten und kältesten Tag ihre Fehler und Vorurteile, ihre Kurzsichtigkeit und Zweifel fortzuwaschen. Dazu pilgern sie zu einem nahegelegenen Fluß oder See, um zu baden und danach ein frisches Gewand anzuziehen.
Auch die Anfänge der Jahreszeiten werden geheiligt, da sich an ihnen ein immerwiederkehrendes Wunder der Veränderung vollzieht. Dieses wird z.B. an dem Wandel der Eichen deutlich.
Wenn einmal ein Mensch dieses Geheimnis der Veränderung lüftet, so heißt es, wird Falantir seine Stimme erheben und eine neue Zeit einleiten...
Den Spöttern präsentiert sich ein Priester dieses Glaubens meist als langsam und verträumt und in Scheinwelten versunken. Aber sie sind hellwach, auch wenn sie wirklich nicht die Schnellsten sind. Doch wer schnell ist, der macht auch schnell einen Fehler.
Und nicht umsonst lautet das Motto der Falantir-Priester, das meist mit einem hintergründigen und doppeldeutigen Lächeln präsentiert wird (und manchen zur Weißglut treibt):
In der Ruhe liegt die Kraft...
Vorzüge
Ein Falantir-Priester erhält WM+2 auf alle Wissensfertigkeiten und auf Menschenkenntnis
Der Allmächtige
Ein Bericht vom Hof - Karyll zu Taran, übersetzt in Tujanda im Herbst des Jahres 593 n.GC.
Der Glaube an den Allmächtigen ist alleine im Königreich Cal verbreitet. Und obwohl er noch relativ jung ist, bezeichnet er sich als der älteste Glaube auf ganz Caedwyn. Dieses liegt daran, wie es auch alte Glaubensbücher belegen sollen, daß er schon zur Zeit der Hellen und der Zauberkönige existiert haben soll. Die einzige freigegebene Textstelle, die dieses belegen kann, ist eine alte Aufzeichnung, die während des Steinkrieges in Misos Turm gefunden wurde:
... Und Stratos der Blaue, rief den Namen des Allmächtigen an und der Himmel färbte sich rot vor Feuer, und der Blaue verschwand in einer Wand aus Sturm und Hitze, um sich dem dunklen Feinde entgegenzuwerfen...
Aus diesem Verständnis läßt sich dieser Glaube vielleicht ein wenig besser durchleuchten und verstehen.
Der Glaube stützt sich im großen und ganzen auf folgende Dinge:
- Der Templer glaubt an seine Sendung, um der Welt zu dienen und ihr zum besseren zu verhelfen
- Eine ausgeprägte patriarchalische Hierarchie ist im Orden und im ganzen Reich vonnöten. Das Bewahren der alten Werte und des alten Glaubens ist zwingend notwendig
- Den Hellen gebührt auch heute die Vorherrschaft auf Caedwyn
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Der Orden der blauen Flamme
Dieser Ritterorden hat seinen Sitz in Charon, einer Burg, welche die Größe einer Stadt hat und weit im Osten liegt. Sie dient als Grenzfeste und hat somit die Aufgabe, die Reiche im Westen und Süden vor den Schergen Modrus zu beschützen.
Obwohl der Orden mit all seiner Macht und seinen Möglichkeiten gegen die Finsternis und für das Licht kämpft, ist er eigentlich kein religiöser Orden mit festen Glaubensgrundsätzen.
Prinzipiell läßt sich sagen, daß der Orden sich am Pantheon orientiert. Den Anhängern des Ordens, dem nur Frauen beitreten dürfen, ist es freigestellt, an welche Gottheit sie glauben oder welchen Schutzpatron sie verehren.
Der Ordensgrundsatz lautet: Jedes Ordensmitglied muß mit all seiner Kraft, geistig wie körperlich, dafür eintreten, daß der Finsternis und dem Chaos kein Sieg über das Land ermöglicht wird.
Erst seit den Schlachten um Cal und Charon gegen die finsteren Armeen des Rahibs sind die Ritterinnen der blauen Flamme weiter über die Grenzen Charons hinaus bekannt geworden, da sie ansonsten einzeln oder in kleineren Gruppen ohne großes Aufsehen durch die Welt reisen, um der Finsternis Einhalt zu gebieten. Sie sind durch ihren Kampfgeist und ihre Tapferkeit bekannt, ohne zu zögern mit ihrer gesamten Kraft auch gegen eine starke Übermacht in das Gefecht zu ziehen, um dort zu siegen, oder einen ehrenvollen Tod zu sterben.
Die Ritterinnen führen ein hartes und relativ einfaches Leben. Sie prahlen selten mit ihren Taten, sie sind zumeist bescheiden und jedem hilfreich, der für die rechte Sache eintritt. Sie sind höflich und stolz auf ihr Zeichen, der Tätowierung blauer Flammen am rechten Unterarm. Diese Flammen und deren Macht erhalten die Ordensschwestern, wenn sie in die geheimen Kräfte des Ordens eingeweiht werden.
Die weise Frau Salsa sowie das Wissen um das Pantheon und die Natur leiten den Ritterorden. Salsa hütet das Wissen. Diese Aufgabe nimmt sie nun schon seit mehr als 600 Jahrhunderten wahr: Man sagt, in ihren Adern fließe Elfenblut.
Bei der Aufnahme in den Orden wird erwartet, daß die Bewerberin offenen Herzens und klaren Geistes an die Aufgaben herangeht. Sie muß sich im Klaren darüber sin, was sie in ihrem zukünftigen Leben erwartet, und sie darf kein Bündnis mit einem Mann eingehen. Nach schweren körperlichen und geistigen Aufnahmeprüfungen wird die Unschuld des Mädchens der blauen Flamme, einem Elfenstein, und den Mächten des Bündnisses geopfert. Die Flamme dringt in den Geist und den Körper der kommenden Ritterin ein, die Tätowierung bildet sich, und die Augen nehmen eine tiefblaue Farbe an. Man sagt, Salsa könne nun jeden Weg der Ritterin verfolgen...
Es besteht keine Hierarchie in dem Orden, und trotzdem kommt es selten zu Streitereien. Allen liegt daran, die anderen Schwestern stark für den kommenden Kampf zu machen. Zieht eine Gruppe los, so bestimmt diese selbst die Anführerin.
Alle Ritterinnen der blauen Flamme sind Blutschwestern und können finstere und bösartige Wesen und Objekte aufspüren. Zur Vernichtung des Aufgespürten bildet die blaue Flamme ihre Kraft aus, leuchtet hell und überzieht die Waffe mit blauem Glanz.
Der Orden der blauen Flamme umfaßt immer ungefähr 100 Frauen, von denen gut die Hälfte auf Wanderschaft ist und die anderen zum Schutze Charons und zur weiteren Ausbildung dort verbleiben.
Sollte eine Ritterin jemals ihre Unschuld verlieren, so verbrennt die Tätowierung und die Kämpferin ist aus dem Orden ausgestoßen.