Tribebook 01: Black Furies (Revised)
Hundert Seiten plus vierseitigem Charakterbogen ist das neue Stammesbuch für die Schwarzen Furien stark - fast vierzig mehr als die vorhergegangene Ausgabe. Der alte¸ weiße Umschlag wich dem neuen¸ schwarzen Einheitslook aller Clans-/Stammes-/Traditionsbüchern. Die bekannteste Furie unter der Werwolfspielerschaft¸ Mari Cabrah¸ ziert umrahmt von diversen Symbolen des Stammes und von Steve Prescott und Sherilyn van Valkenburgh gezeichnet und coloriert das Cover - deutlich besser als wie in früheren Tagen nur die Stammesglyphe hinzusetzen.
Im neuen Stammesbuch findet sich auch kein einleitender Comicstrip mehr¸ sondern eine siebenseitige Geschichte¸ "Unity in Alterity".¸ welche von zwei zusammenlebenden Furien handelt und schon jetzt diverse Klischees und Stereotypen über diesen Stamm zerschlägt. Denn wer hier in Zusammenhang mit den Furien noch an muskelbepackte Mannweiber oder bepelzte Alice Schwarzers mit einem übergroßen Minderwertigkeitskomplex denkt¸ wird hier eines besseren belehrt.
Ab dem ersten Kapitel¸ "Avenging Claws"¸ führt uns der Metis Symon¸ der seine Weisheiten an die junge Anxi weitergibt¸ durch die Geschichte und den Hintergrund der Schwarzen Furien. Schon zu Beginn gibt es eine Klarstellung - die Weberin ist in den Augen der Furien männlich und heißt "The Namer" (zumal Webkunst als gutes Frauenhandwerk angesehen wird). Ihre starke Affinität zur Wyldnis erklärt auch ihre Abneigung zu diesem Teil der Triade. Die Furien verweisen bei ihrer Herkunft auf die fünf Gorgonen zurück¸ und es wird in ihrer Geschichte plausibel erklärt¸ warum sie die Männer verachten (was das alte Stammesbuch vermissen ließ). Ebenso führt uns Symon durch die griechische Mythologie und wie sie den Stamm prägten - unter anderem wird hier erzählt¸ wie Pegasus zum Stammestotem wurde. Das geflügelte Pferd ist es der Sagen nach auch¸ der den Furien auftrug¸ ihre männlichen Metis nicht wegzugeben. Die Stellung der Frauen zu Zeiten der Bibel über den Aufstieg des Islam bis ins Mittelalter wird ebenso näher erläutert wie die Zeit des Feuers¸ als der Hexenwahn in Europa tobte. Überraschenderweise wurden weniger Furien Opfer des Scheiterhaufens¸ als man es gedacht hätte. Mit einigen interessanten Randbemerkungen (zum Beispiel über die Revolte eines Furien-Metis namens Spartakus) endet dieses Kapitel in die jüngsten Geschehnisse der WoD und dem Metaplot - unter anderem die Geschehnisse Bangladesch und das Aufkommen der "Metaphoric Plague"¸ von denen die Wyldnis-orientierten Furien betroffen sind.
"Pegasusī Flight"¸ das zweite Kapitel¸ befasst sich nun näher mit den Ansichten und Eigenarten des Stammes. Im Wissensschatz Symons finden sich ausgiebige und niemals langatmig werdende Anschauungen zur Triade (die als Schicksalsgöttinnen interpretiert werden)¸ zu Pegasus als Totem und zu den Vorzeichen. Es wird ersichtlich¸ welch wichtigen Stellenwert die Geburt im Stamm einnimmt¸ was es mit der Entität des "Patriarchen" auf sich hat (was eher als Richtigstellung zum alten Stammesbuch zu sehen ist) und warum männliche Metis etwas besser angesehen werden als weibliche Metis-Schwestern. Das heikle Thema Abtreibung scheidet die Geister des Stammes. Was neu ist¸ ist¸ dass das Alter eine gewichtige Rolle für den Rang im Stamm hat. Neben den fünf Rängen gibt es bei den Furien gibt es noch die Aufteilung in Maid¸ Mutter und Crone¸ die auch Einfluß auf die erlernbaren Gaben haben. In diesem kapitel bringen uns die Autoren auch den zahlreichen Lagern des Stammes näher¸ unter anderem die kriegerischen Amazonen der Diana und den rächenden Bacchanten (die neben Vergewaltigern¸ Serienmördern und Umweltverschmutzern auch Klonforscher jagen). Neben Symon melden sich auch andere Furien bei den Ansichten zu den Gesetzen der Litanei (sowie weiteren Gesetzen der Schwarzen Furien). Nach einem Überblick über den Stamm in aller Welt (mit Schwerpunkt Griechenland und dem Balkan) mündet das Kapitel in die Ansichten über die anderen Stämme¸ Fera und Übernatürlichen. Zu den anderen Stämmen melden sich mindestens zwei Furien mit verschiedenen Ansichten zu Wort.
Es geht hervor¸ dass die Furien immer noch nicht gut auf die Nachfahren des Fenris zu sprechen sind (was jedoch nicht aus der Stammesgeschichte hervorgeht) und dass vor allem die Kinder Gaias und die Stillen Wanderer ihre wichtigsten Verbündeten sind. Etwas knapper diskutieren die Furien dann über die Fera und die anderen Übernatürlichen.
Kapitel Drei¸ "From Maiden To Crone"¸ geht nun wieder auf den Regelteil ein. Neu im Vergleich zu den alten Stammesbüchern ist¸ dass man nun näher auf die Hintergründe bzw. auf die Lager und die einzelnen Hintergründe eingeht. Danach findet man zahlreiche neue¸ teilweise nur bestimmten Lagern zugängliche Gaben und Riten wieder- alle mit den entsprechenden MET-Regeln für ein Werwolf-LARP. Allein die Riten machen siebeneinhalb Seiten des Buches aus! Neue Totems (unter anderem die einzelnen fünf Gorgonen)¸ neue Fetische (wo vor allem die Labrys¸ eine Doppelaxt¸ sich als typische Waffe der Furien herausstellt) und neue Vorzüge und Schwächen (zum Beispiel "Unfruchtbar") runden dieses Kapitel ab.
Fünf Beispielcharaktere werden dann im vierten Teil¸ "Sisters¸ Mothers and Grandmothers" vorgestellt. Die geniale "Warsinger" aus dem alten Stammesbuch fehlt zwar¸ aber dafür entschädigen mich die "Omega Female" und das Orakel. Überhaupt konzipiert White Wolf glaubwürdigere und interessantere Beispielcharaktere¸ und ich hoffe¸ dass der Trend nicht abreißt. Dann werden einige Heroinnen der Furien vorgestellt: von Heldinnen der Vergangenheit¸ wie Leukippes (welche Werwolfkenner noch aus "Garou Saga" kennen) bis zu den modernen Furien wie Mari Cabrah (welche nun den Rang einer Ältesten inne hat und immer noch so beinhart wie eh und je ist)¸ aber auch zu gefürchteten Stammesmitgliedern wie der "Manslayer"¸ welche über hundertfünfzig Männer getötet haben soll - von denen aber die wenigsten Verbrecher in den Augen des Restes des Stammes waren.
Den Schwarzen Furien wurde ein hervorragendes Stammesbuch beschert¸ welches klarmacht¸ dass sie mehr als nur "Machoweiber" sind - sie sind eine Schwesternschaft von Kriegerinnen¸ Müttern¸ Heilerinnen und Verteidigerinnen¸ mehr als die stereotype Männermörderin. Für 15 Dollar erhält man sehr viel Neues für sein Geld¸ da kann der Vorgänger beim besten Willen nicht mehr mithalten.
Wenn White Wolf dieses Niveau bei den Stammesbüchern hält¸ toppen sie in meinen Augen noch die neuaufgelegten Clanbücher. Wer vorher nicht wusste¸ was es mit den Furien auf sich hat¸ wird hier fündig¸ und wer kein Freund dieses Stammes ist¸ wird es werden - oder kann hoffen¸ dass seinem favorisierten Stamm ebenfalls ein solch gelungenes Hintergrundbuch beschert wird.
Eine Rezension von: Rosztavili (Schreck-Net)