Krieg der Spinnenkönigin 4: Zerstörung
"Zerstörung"¸ der vierte Teil der von Drizzt-Do'Urden-Schöpfer R.A. Salvatore inspirierten D&D-Saga "Der Krieg der Spinnenkönigin"¸ entführt den Leser einmal mehr ins Unterreich - die Heimat der abgrundtief bösen und verschlagenen Dunkelelfen.
Lolth¸ die Spinnenkönigin der Drow¸ ist verstummt und hat ihre Priesterinnen machtlos zurückgelassen. Während in Menzoberranzan der Krieg gegen die Duergar und ihre dämonischen Verbündeten tobt¸ sind Quentel Baenre und ihre Gefährten unterwegs zum Schattensee. Sie hörten Gerüchte von einem Dämonenschiff¸ mit dem man bis in den Abyss segeln kann. Quenthel möchte dorthin zurückkehren¸ um ihre Göttin aufzusuchen und von ihr endlich die Antworten zu erhalten¸ die ihr und den anderen Drow schon so lange auf der Seele brennen.
Ryld und Halisstra¸ die von der Gruppe getrennt worden sind¸ haben ganz andere Probleme: Sie befinden sich an der Oberfläche¸ in deren gleißendem Licht sich kein Drow wirklich wohlfühlt. Bald wird Halisstra von anderen Drow¸ die sich dort angesiedelt haben¸ gefangen genommen. Die Priesterinnen der Dunklen Maid Eilistraee wissen¸ dass die ehemalige Lolth-Klerikerin eine der ihren ermordet hat. Um ihr Leben zu retten¸ gibt Halisstra vor¸ sich Eilistraee anschließen zu wollen. Bald merkt sie jedoch¸ dass ihr anfänglicher Betrug sich immer mehr in Überzeugung wandelt. Schließlich ist Lolth endgültig tot - oder?
Im vierten Band liegt der Fokus erneut auf Halisstra¸ der nicht ganz so abgrundtief bösen ehemaligen Lolth-Klerikerin¸ die sich langsam (vielleicht) doch zum Guten bekehren lässt¸ sowie auf dem Waffenmeister Ryld¸ der für Halisstra mit der Zeit sehr drow-untypische Gefühle entwickelt. Die bis zum dritten Band etwas ungewöhnliche Geschichte (ungewöhnlich für Fantasy¸ da alle Charaktere böse waren) scheint sich nun doch in eine etwas konventionellere Richtung zu entwickeln. Ob man das gut findet oder eher die "Fieslinge" mag -von denen es mit Quenthel Baenre¸ Jeggred & Co aber auch weiterhin genug gibt-¸ ist sicherlich Geschmackssache. Ich persönlich fand die Entwicklung im dritten Teil schon sehr interessant und wartete daraufhin voller Spannung auf den vierten. Leider hielt dieser nicht ganz¸ was er versprach. Die Entwicklung Halisstras von der bösen Drow zur immer überzeugteren Eilistraee-Anhängerin und die beginnende Liebesgeschichte mit Ryld hätten sehr viele Möglichkeiten zur Tiefe und intensiven Charakterdarstellung geboten¸ werden hier aber leider zugunsten von Action- und Kampfszenen relativ schnell abgehandelt. Schade¸ aber hier merkt man wieder¸ dass es sich eben doch um einen D&D-Roman ist handelt... Wie auch schon in den drei Teilen vorher hätte man ohne wesentlichen Storyverlust 50 bis 100 Seiten Kampfszenen aus dem Roman kürzen können. Diese sind nur langatmig und ich habe teilweise ein halbes dutzend Seiten übersprungen¸ um wieder an eine interessante Stelle zu kommen. Zudem wirkt die Handlung immer mehr wie eine stereotype D&D-Quest ("Finde die XY-Klinge¸ die einst von Z geschmiedet wurde und mit der du dieses und jenes tun kannst..."). Nicht sehr originell. Prinzipiell ist Lisa Smedman gar keine schlechte Autorin. Was ihren Schreibstil angeht¸ ist sie um einiges stärker als der Autor des dritten Teils¸ Richard Baker¸ aber Plot und Dramaturgie schwächeln vor sich hin. Nicht einmal das Wiederauftauchen von Gromph aus seiner Versenkung (im wahrsten Sinne des Wortes) bietet eine interessante Abwechslung. Wenn Band 4 als eine Art "Ruhe vor dem Sturm" anzusehen ist¸ werden Band 5 und 6 sicherlich ziemlich spannend. Aber warten wir es mal ab.
Fazit:
Band 4 ist nicht wirklich schlecht¸ er hat durchaus seine lichten Momente¸ insgesamt konnte er mich allerdings nicht überzeugen. Ich hätte mir mehr Handlung und weniger seitenfüllende Kämpfchen gewünscht und eine weniger farblose Charakterdarstellung. So ist "Zerstörung" also eher Mittelmaß und bildet einen vorläufigen Tiefpunkt in einer ansonsten ziemlich unterhaltsamen Reihe.
Eine Rezension von: Maja