Montreal by Night (2e)
Das bislang einzige Black-Dog-Buch über die vom Sabbat regierte Stadt zeigt auf 126 Seiten¸ wie ein Städtebuch zu sein hat. Das Black-Dog-Emblem trägt es auch zu recht¸ denn neben Sex¸ Drugs and Rock´n´Roll bewiesen die Autoren einen sehr schwarzen¸ dreckigen Humor.
Aber der Reihe nach - ein schöner Brief eines unbekannten Kainiten¸ an Kardinal Kyle Strathcona gerichtet¸ gibt einen schönen Vorgeschmack¸ was Spielersabbatvampire in der Stadt erwartet. In der darauffolgenden Erklärung erfahren wir auch¸ warum dieses Buch erst (nach amerikanischen Maßstäben) einer volljährigen Spielergemeinschaft zugänglich gemacht werden sollte.
Stellvertretend für alle folgenden Texte sage ich¸ dass die Autoren sich wirklich in ihre Arbeit hineingekniet haben und dass das Ergebnis sich mehr als sehen lassen kann¸ denn alle Texte sind stimmig¸ informativ und vor allem ohne große Umschweife.
Das zweite Kapitel widmet sich der Geschichte Montreals¸ wobei die Geschichte der Kainiten von der der Stadt selbst deutlich getrennt wurde. Zusammen mit dem dritten Kapitel¸ welches sich mit der Geographie Montreals befasst¸ bildet es jenen Nährboden¸ auf dem das Herz des Buches¸ das Kapitel "Undead Life"¸ wächst und gedeiht.
Schon allein die Sabbatspielchen zeigen¸ dass die Autoren eine Ader für schwarzen Humor haben. Neben einer pervertierten Version eines legendären und indizierten Prügelspiels wird der arm- und beinlose wie auch geisteskranke Samedi Toy in etliche Unterhaltungen miteingebaut. Ob sie ihn an einem Seil in einem Getreidesilo nach Menschen angeln oder Passanten in einem Kinderwagen präsentieren lassen¸ lustig wird es mit ihm immer - für die Vampire... Andere nennens-wie auch lesenswerte Absätze dieses Kapitels befassen sich mit den Intrigen¸ Treffen und Gesetzen des Sabbat sowie den verschiedenen Pfaden. Der "Path Of Nocturnal Redemption" wird hier (und nur hier) vorgestellt¸ welcher sich vor allem mit dem Konzept der Erlösung befasst.
Im fünften Kapitel werden die Kainiten selbst vorgestellt. Das Who´s Who jeder Stadt ist je nach Anschauung gut oder schlecht zu lesen. Dieses hier ist eines der besseren Sorte¸ wenn nicht gar das beste. Angenehm fällt auf¸ dass sich in Montreal keine wirklichen Brecher wie zum Beispiel in Chicago finden. Alles bewegt sich stets auf einem auch für Spielercharaktere zugänglichem Niveau¸ und die NSCs erscheinen nicht übermächtig. Jeder einzelne ist sehr interessant zu lesen. Hier habe ich wirklich das Gefühl¸ dass hier (nicht so wie in Chicago By Night) tatsächlich Vampire beschrieben werden¸ was unter anderem auch an den Zeichnungen liegt¸ denn jedem haftet etwas Unnatürliches¸ Unmenschliches an. Immerhin fand sich ein einziger Camarilla-Vampir (dem Tremere Valois Sang) in die Auflistung ein.
Eine kurze Chronik und ein Appendix über die Sabbat-Inquisition (welcher jedoch nach dem Erscheinen des Sabbat Handbuches ein wenig überholt ist) komplettieren dieses rundum gelungene Buch¸ neben Charnel Houses auch gleichzeitig das beste aus der Black-Dog-Reihe.
Wie eigentlich bei jeder älteren Publikation muß ich auch hier sagen¸ dass Montreal By Night ein wenig in seiner Akutalität eingebüßt hat. Aber Erzähler sollten eigentlich keine Schwierigkeiten haben¸ es an die neuen Regeln anpassen zu können (zumal in Nights Of Prophecy die Stadt mit all seinen nächtlichen Bewohnern Schauplatz einer Geschichte ist).
Wer Montreal By Night aus dem Jahre ´97 noch nicht im Schrank stehen hat¸ sollte zulangen¸ solange es das Buch noch gibt.
Eine Rezension von: Rosztavili (Schreck-Net)