Wolves of the Sea
Wikinger und Vampire haben eines gemeinsam ‐ sie haben beide ihre feste Fangemeinschaft¸ und diese beiden werden hier auf 101 Seiten regelrecht verwöhnt¸ was Informationen angeht. Nach der guten¸ stimmigen Geschichte "Trail Of Frozen Blood: Hautala´s Saga" sowie einer Einleitung¸ welche neben Begriffserklärungen und einigen weiteren Quellenangaben auch eine Zeittafel¸ von 793 bis 1018 reichend¸ beinhaltet¸ geht es im ersten Kapitel dann ans Eingemachte ‐ auf knapp dreißig Seiten erhält man Informationen über die Kultur¸ die Lebensweise und den Glauben der Wikinger. Für diejenigen mit Geschichtsstudium natürlich nicht viel Neues ‐ aber der Rest wird begeistert sein.
Nach den allgemeinen Informationen über die Wikinger geht es in "Customs And The Dark Ages" nunmehr um die besonderen ‐ sprich: wie das Unleben als Vampir unter den Wikingern ablief. Das Leben ist schon als Wikinger rau gewesen ‐ aber als Einherjar¸ wie sich die Kainiten hier nennen¸ muß man mit noch größeren Gefahren rechnen. Zum Beispiel die Vargr¸ die Wolflinge (wo man geographisch gesehen eigentlich auch gleich von den Fenrir hätte reden können). Das Setup des Buches widmet sich ohnehin der Blütezeit¸ und die Einherjar schwelgen im Heidentum¸ welches ihnen mehr zusagt als das Christentum. Unter anderem hat dieses Kapitel eine geographische Aufschlüsselung der einzelnen Länder (Dänemark¸ Schweden¸ Norwegen und Island) zu bieten¸ und man kann sich denken¸ dass die Gangrel dieses Gebiet dominieren¸ was in der Aufzählung der einzelnen Clans auch klar wird. Dennoch finden sich zahlreiche andere Clans in Skandinavien¸ wie die Brujah oder die Toreador. Dieses Kapitel rundet ein kurzes Anschneiden zu einigen möglichen Geschichten¸ die sich in dieser Region abspielen können¸ ab ‐ und da kann man sowohl zu den Einheimischen wie zu den christlichen "Eindringlingen" gehören.
Schade eigentlich¸ dass der Regelteil schon nach 70 Seiten kommt¸ aber wer sich mit der "Character Creation"¸ so der Titel des dritten Kapitels¸ widmen will¸ kommt hier nicht vorbei. Nach einigen Ideen¸ wie denn nun ein Vampirklüngel hier aussehen könnte¸ widmet man sich der Erschaffung von Wikingercharakteren. Und da bietet das Buch neben einer Namensliste (denn "Joe der Wikinger" wirkt nicht sehr überzeugend) wieder Altbekanntes¸ dafür aber wissen diese zu beeindrucken. So gibt es einige klasse Disziplinskombinationen¸ die man sich als Einherjar zulegen kann ‐ wie etwa Fenrirs Klauen (Seelenstärke und Gestaltwandel je 2¸ plus 12 Erfahrungspunkte)¸ die sich durch nahezu alles schneiden und auch sechsmal so lang sind wie üblichen Klauen! Und zwei neue Wege¸ den Via Einherjar (welcher sich vor allem mit der Ehre und dem Recht des Stärkeren widmet) und Via Aesirgard (welcher sich mehr mit der Wikingermythologie befasst) sorgen dafür¸ dass ein standesgemäßer Wikingerkainit nicht in arge Gewissenskrisen rutscht. Unter den Vorzügen und Schwächen (inklusive einer Empfehlung¸ welche aus dem Grundregelwerk sich besonders oder gar nicht eignen würden) gab es einiges¸ was mir gefiel ‐ zum Beispiel "Rune-Wise" (5 Pkt.¸ ermöglicht¸ dass der Wikinger sich der in "Sorcerer" vorgestellten Zauberei widmen kann) oder "True Berserk" (5 Pkt.¸ und dann können die anderen die Beine in die Hand nehmen¸ wenn man der Raserei verfällt....).
Kapitel Vier widmet sich wiederum den allgemeinen Systemen ‐ zum Beispiel welchen regeltechnischen Einfluss der Winter auf einen Vampir kann oder wie eine Seereise vonstatten geht¸ unter anderem mit Navigations- und Seekampfregeln. Und natürlich darf man nicht vergessen¸ wie man seine Mannschaft zusammensetzt ‐ denn zu viele Ghule oder zu viele Mitvampire machen das Unleben auf hoher See nicht wirklich leichter...
Den Abschluß des Buches machen drei Beispielcharaktere (wobei der Seewolf¸ ein Gangrel¸ fast schon klassisch ist) und die Beschreibung dreier nennenswerter Einherjar des Nordens. Insgesamt ist "Wolves Of The Sea" ein gelungenes Buch¸ und definitiv ist es sein Geld für mich wert gewesen. Wer nach einem alternativen Szenario für seine Dark Ages Gruppe sucht¸ wird hier bestens fündig.
Eine Rezension von: Rosztavili (Schreck-Net)