Blood and Silk
'The Year is 1197. It is the Fourth Age of the World¸ and much that is beautiful or holy is dying. Cainites and other monsters take new steps along the Silk Road¸ while in the Midle Kingdom¸ the Wan Kuei rage againt the heavens. It is the time of majesty and fear¸ of magic and blood - and it beckons you.'
So ist es im Klappentext von World of Darkness: Blood and Silk zu lesen. Es ist ein Quellenbuch für Vampire: The Dark Ages und Kindred of the East. Wobei man den Dark Ages Aspekt durchaus vergessen kann. China und die umliegenden Länder sind kulturell nicht mit dem mittelalterlichen Europa vergleichbar. Der Besitz des Kindred of the East-Regelwerks ist jedoch vonnöten.
Und obwohl es als World of Darkness-Buch betitelt wurde stehen doch die Wan Kuei¸ die Vampire des Ostens im Vordergrund. Anhand des Hintergrunds und weiterführenden Informationen ist es jedoch durchaus möglich auch andere Shen in diesem Zeitalter zu spielen.
Auf eine einleitende Geschichte oder einem Pseudomanga wurde verzichtet¸ knallhart wird man in das vierte Zeitalter geschleudert¸ denn anders als in der modernen Ausgabe des Spiels hat das fünfte Zeitalter noch nicht begonnen.
Das gewöhnliche How to use this book ist hier zufinden¸ ebenso wie eine kurze Zeittafel zum besseren Verständnis der folgenden Seiten (das 12 Jahr der Song-Dynastie wäre demnach das Jahr 972)¸ ein Lexikon und inspirierende Filme und Bücher beenden die kurze Einleitung.
Kapitel eins: Hungry Dead of the Middle Kingdom ist eines der wichtigsten Kapitel des Buches. Anhand verschiedener Texte (geschrieben von Wan Kuei aber auch anderen Shen des Reichs der Mitte) wird die Geschichte des Landes bis zum heutigen Jahr (1197) beschrieben. Man erfährt sowohl von den Shen als auch über die Lebensweisen der gewöhnlichen Menschen¸ in meinen Augen durchaus wichtig¸ will man die richtige Stimmung in seiner Chronik erzeugen. Der geographische Teil des Kapitels umfasst neben China und andere bedeutende Länder wie etwa Nihon (Japan)¸ Koryo (Korea) oder Indien auch die Welten des Yang¸ des Yin und natürlich auch die Yomihöllen.
Dieses Kapitel ist sehr gut geschrieben und der Leser taucht ohne grössere Schwierigkeiten in eine völlig fremde Welt ein. Durch dieses Kapitel jedoch macht es Spass in dieser Zeit zu spielen¸ vor allem da sie sich so grundlegend von der gweohnten Welt aus Vampire - The Dark Ages unterscheidet. Und selbst wenn man¸ wie ich¸ von China nicht allzu begeistert ist¸ hier wird ein ungewöhnliches und sehr faszinierendes Land beschrieben.
Kapitel zwei: Many Roads back¸ beschreibt die fünf bekannten Dharmas. Auf einige der heretischen Dharams wird nur kurz eingegangen¸ aber ich denke dass es nicht geschadet hätte wären diese Dharmas ebenfalls beschrieben worden. Die paar Seiten mehr....
Kapitel drei Taking the second breath beinhaltet die Charaktererschaffung. Die eigentliche Erschaffung¸ sprich das Punktesystem¸ nimmt nur einen winzigen Teil ein¸ allerdings ist man ohne Kindred of the East-Regelwerk ziemlich aufgeschmissen (aber das dürfte ja selbstverständlich sein). Einen viel gröseren Teil nehmen eine Menge an Tips und Fragen ein¸ welche helfen dem Charakter mehr Tiefe zu verleihen. Besonders wichtig für diese Zeit und diese Region. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einigen Konzepten inclusive vorgeschlagener Dharma (wobei ein Konzept durchaus für mehrere Dharma verwendet werden kann. So kann ein Artist sowohl Trashing Dragon¸ als auch Song of Shadow oder Devil Tiger sein). Ein durchaus sehr gelungenes Kapitel welches sich wohltuend von den meisten der vergleichbaren Kapitel in anderen Büchern abhebt¸ da es sich nicht auf neue Fähigkeiten¸ Hintergründe und dergleichen festlegt sondern versucht einem Charakter wirklichen Tiefgang zui verleihen. Und das gelingt. Kapitel vier Ways under heaven könnte man als Charaktererschaffung Teil zwei bezeichnen. Hier werden die Disziplinen besprochen¸ zumindest soweit sie sich vom Regelwerk unterscheiden¸ was für die Shintai zutrifft welche als Godbodys bekannt sind¸ neue P'o-Wesen¸ Fähigkeiten und alles was man zur Erschaffung eines Wan Kuei (sprich das Punktesystem) braucht¸ inclusive Rituale für jedes Dharma. Abgeschlossen wird das Kapitel mit verschiedenen Systemen¸ welche für das Spiel von Wichtigkeit sind. Auf einer Doppelseite sind die wichtigsten Virtue-Würfe zusammengefasst¸ unerlässlich für den Erzähler. Daneben finden sich zahlreiche Vorschläge für Würfelwürfe des 'alltäglichen' lebens. Nicht unbedingt notwendig¸ aber an sich eine nette Idee. Eine kurze Einführung in Rüszung und KAmpfsport runden das Kapitel ab.
Kapitel fünf¸ Tales of Silk ist das Storyteller-Kapitel mit zahlreichen Ideen für Geschichten rund um die Wan Kuei. Ein sehr kurzes Kapitel¸ aber als Ideenfundgrube durchaus geeignet¸ und durchaus auch für andere Shen geeignet.
Mit den anderen Shen befasst sich Barbarians and Shen. Die Hengeyokai (oder Xiong Ren) werden ausführlich beschriben¸ genauso wie die Hsien (und endlich erfährt man mehr über die Kura Sau und die Daitya¸ etwas was ich in Lands of Eight Million Dreams vermisst habe). Die Magier kommen etwas zu kurz¸ aber anscheinend sind die Wu Lung einfach zu einflusreich als dass andere Magiergruppen eine Chance hätten sich im Reich der Mitte irgendwie auszubreiten. Obwohl ich mir hier und da durchaus den ein oder anderen Dremaspeaker vorstellen hätte können. Natürlich kommen auch die Kuei nicht zu kurz¸ auf deren Verbindung mit den Wan Kuei tiefer eingegangen wird. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einer kurzen Beschreibung der 'Shen' aus dem Osten. Im Jahre 1197 dürfte der Kontakt beider Welten eher weniger an der Tagsordnung sein¸ da Marco Polo und seine Vorgänger bzw. Nachfolger erst noch auf sich warten lassen¸ aber dennoch wird eine Geschichte des Kontakts gegeben¸ auch wenn er nicht zur Zeit des eigentlichen Spiels (1197) stattfindet. Und was die im Klappentext erwähnten Kainiten anbelangt so wird ihnen nicht sehr viel mehr Platz eingeräumt als em Rest der Barbaren¸ auch über die Wu Zao erfährt man wenig (allerdings erfährt man einiges über Salubri welche aus dem Osten nach Asien fliehen).
Der Appendix Cities of the Dead bietet kurze Beschreibungen einiger Städte welche durchaus als Ausgangspunkt einer eigenen Chronik dienen könnten. Ein sehr interessanter Anhang¸ welcher in meinen Augen durchaus noch grösser hätte sein können¸ aber das hätte den Rahmen des Bandes gesprengt.
Abgeschlossen wird Blood and Silk mit einem mehrseitigen Charkterbogen für Wan Kuei.
Im Grossen und Ganzen ist Blood and Silk eins seehr empfehlenswertes Buch welches auch dem Erzähler einer neuzeitlichen KotE-Chronik genügend Anregungen bietet. Das einzige was mich doch etwas gestört hat war der doch sehr hohe Preis¸ aber über 160 spannende Seiten trösten darüber hinweg.
Eine Rezension von: Martin