Giovanni Chroniken 1: Das letzte Mahl
Für die Freunde der englischsprachigen White Wolf Produkte sicherlich längst ein Begriff: The Last Supper (von '97). Jetzt hat sich auch Feder & Schwert an die Arbeit gemacht und den ersten Teil der Giovanni-Chroniken als Das Letzte Mahl ins Deutsche übersetzt.
Diese Chronik führt weit in die Geschichte der Vampire zurück (Anno 1444) und beschreibt wichtige Geschehen vor der Bildung der Camarilla - dem Bund der wichtigsten Vampire-Clane. Das Elementare an dieser Kampagne ist¸ meiner Ansicht nach¸ die Verknüpfung zwischen dem modernen Vampire: Die Maskerade und dem mittelalterlich angehauchten Vampire: Aus der Alten Welt¸ aber auch der wahrlich umfassende Einblick in die Gründungsphase der Vampir-Gesellschaft¸ in der moderne Vampire leben.
Die Charaktere starten - wie es bei einem vernünftigen Vampire-Charakter in einer Kampagne stets sein sollte - als Sterbliche¸ die ihre Neugeburt noch vor sich haben. Und für den "Kuß" haben sich die Autoren wirklich attraktive Szenarios einfallen lassen. Je nach Clan ein eigenes¸ herrliches Beispiel für einen Erschaffer¸ der mit seiner Menschlichkeit wahrlich kurz vorm Abgrund steht.
Doch auch für machtvolle Vampire läuft nicht immer alles nach Plan und so finden sich die jungen Vampire rasch in Feindeshand. Wie lange die Charaktere es hier Durchhalten - oder ob sie es überhaupt Durchhalten¸ hängt von vielen Faktoren ab. Hier stellt sich bald sehr schön die Frage¸ wer überhaupt Feind und wer Freund ist - oder ob bei Vampiren diese Frage überhaupt noch beantwortet werden kann.
Das Letzte Mahl ist für die Charaktere ein ständiger Spießrutenlauf. Hier lernen sie die historische Variante der Dunklen Welt wirklich auf eine sehr interessante Weise kennen. Sicherlich ein Highlight kann (unter optimalen Bedingungen) ein Gespräch mit dem legendären Kappadozius werden. Wer die Encyclopædia Vampyrica besitzt¸ kann ja mal unter diesem Begriff nachschlagen.
So¸ viel mehr möchte ich zu diesem Abenteuer gar nicht verraten. Das Letzte Mahl ist (wie jeder Teil der Giovanni-Chroniken) eine abgeschlossene Sache¸ die jedoch mit den anderen Teilen der Chronik einen Streifzug quer durch die interessantesten Punkte der Geschichte darstellt.
Technisches
Der Einband ist schlicht zweifarbig gehalten. Auch das Innere ist schlicht monochrom gehalten¸ weißt aber eine Vielzahl sehr schöner Illustrationen (u.a. viele Portraits) auf. Leider wurden ein paar Bilder etwas unfähig gescannt - und so weisen einige Illustrationen Moiré-Mustern auf.
Die Texte sind sehr spielleitergerecht geschrieben und es wird sehr viel wert auf Atmosphäre gelegt. Für Liverollenspieler wurden an den gut ausspielbaren Stellen entsprechende Passagen mit Hinweisen zur Umsetzung eingebaut.
Zum Stil der Übersetzung selbst kann ich mangels der Originalausgabe nicht viel sagen¸ allerdings erscheint mir der vorliegende Text atmosphärisch und gut lesbar.
Wider der Ankündigung im Vorwort¸ findet man im Anhang des Abenteuers kein Charakterblatt für Vampire aus der alten Welt. Wer das V:aW-Regelwerk nicht besitzt¸ kann sich aber ein Charakterblatt auf den offiziellen Homepages im Internet besorgen.
Fazit:
Das Letzte Mahl ein wahres Who is Who? der Vampire-Geschichte. Jeder Spielleiter der sich weiter in die Geschichte der Vampire einlesen will¸ sollte sich die Giovanni-Chroniken nicht entgehen lassen. Abgesehen davon ist die Menge der 'vorgefertigten Abenteuer' für Vampire auch nicht so riesig¸ so daß man die gelieferten Spielideen (zum Beispiel zum Thema Vampir-Werdung) auch sehr gut als Anregung für modernere Kampagnen verwenden kann.
Der Preis ist für ein Abenteuer - trotz der guten Qualität - recht überteuert. Aber da gab es ja noch das Gesetzt von Angebot und Nachfrage...
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de