Clanbuch: Toreador
Was besonders auffällt¸ ist - neben einem verdrehten Bild - der Abschnitt über Blutkulte¸ der im englischen Original vergebens gesucht wird. Ob er aus einem anderen Quellenbuch hier eingefügt wurde oder aus deutscher (Schwert und) Feder stammt¸ ist nicht gewiß - sonderlich inspirierend ist er aber nicht.
Aber der Reihe nach. Wir finden in diesem Clanbuch erstaunlich wenige Regelerweiterungen. Genaugenommen wird nur ein Wert eingeführt¸ die Kreativität¸ mittels der ermittelt werden kann¸ wie gut oder schlecht ein Kunstwerk ist. Es ist ein akzeptables Hilfsmittel¸ die Kunst durch Würfel zu simulieren¸ befreit aber natürlich den Spieler in guter alter White Wolf Tradition zum Glück nicht von der Pflicht des Beschreibens.
Ansonsten wird natürlich der Hintergrund des Clans in der Welt beschrieben und die Kunst der Kriegsführung a lá Toreador wird präsentiert - mit Intrigen und Gerüchten nämlich. Wie man so schön sagt: Die Rose sticht. Der Unterschied und ewige Wettstreit zwischen Artiste (den Kunstschaffenden) und den Poseur (den Kritikern) wird erläutert. Unter dem Punkt Dunkle Seite des Clans finden wir dann die im deutschen wundersam erschienen Blutkulte¸ also eine Klassifizierung der verschiedenen Kulte¸ die Toreadore und einige andere Clans um sich scharen¸ um sie als Herde zu benutzen. Die Einteilung bleibt aber zu sehr an der Oberfläche¸ die Beispiele sind zu stereotyp¸ um wirklich inspirierend zu sein.
Schön hingegen wieder die neuen Disziplinen und die Vor- und Nachteile¸ die sehr stimmig auf die Toreador abgestimmt sind - und auch nur einem künstlerischen Charakter nützen. Zum Beispiel die doppelzüngige Rede bei der man eine Sache sagt¸ aber eine andere zum Hörer transportiert¸ paßt hervorragend zu den Toreador.
Die typischen Toreador¸ die aber ganz im Gegenteil zu einem Großteil als sehr untypische Toreador gesehen werden können¸ erweitern das Bild des Clans von den blasierten Malern und Musikern zu lebensnäheren Charakteren. Der Kampfkünstler z. B. ist eine interessante Idee¸ aber auch der Tätowierer oder Speed Metal Gittarist wissen zu begeistern. (Allerdings ist mir aufgefallen¸ daß jeder Künstler mit einer Schußwaffe im Gepäck reist - egal ob Schönheitschirurgin oder Horror-Autor - eine amerikanische Marotte?!)
Drei magere bedeutende Toreador beenden das Buch¸ von denen keiner an einen bedeutenden historischen Künstler angelehnt ist¸ da man die Entscheidung¸ welcher dieser Künstler geküßt wurde¸ weise dem Spielleiter überlassen wollte. Danach folgt nur noch der obligatorische Charakterbogen.
Alles in allem ist das Clanbuch Toreador inhaltlich etwas dünn und somit wohl nur für den fanatischen Toreador-Spieler wirklich zu empfehlen. Die Disziplinen sind ohnehin erst ab der 7. Generation zu erlernen¸ die ein Spielercharakter nicht unbedingt schnell erreicht und sind alleine auch kein Grund¸ das Buch zu kaufen¸ zumal der Preis mir - wie bei allen Schwert und Feder-WoD Sachen - zu hoch erscheint.
Eine Rezension von: André Wiesler