Konstantinopel bei Nacht (Städtebuch)
Rein optisch besteht dieser Quellenband aus fünf Kapiteln sowie einer allgemeinen Einführung und wurde reich bebildert¸ wobei die Illustrationen ihren Teil zu der ohnehin schon dichten Atmosphäre dieses Buches beitragen.
Das erste Kapitel beschreibt die Geschichte Konstantinopels¸ beginnend noch vor der Entstehung dieser gewaltigen Stadt¸ und schließt seine geschichtliche Abhandlung mit dem Erreichen der Jahreszahl 1197 - dies geschieht jedoch nicht in einem gänzlich historischen Zusammenhang; vielmehr werden die Unleben der wichtigsten für die Gründung¸ den langen Erhalt und schließlich den Untergang Konstantinopels verantwortlichen Vampire und ihre Clans sowie ihre Beziehungen untereinander in den rein geschichtlichen Kontext hineingewoben und somit die unerschöpfliche offenkundige Macht und den weitreichenden Einflu߸ den die Blutsauger im Mittelalter besaßen¸ gezeigt. Zusätzlich finden sich noch vom Text losgelöste vertiefende Beschreibungen wichtiger Persönlichkeiten und Ereignisse sowie eine auf mehrere Seiten verteilte Zeittafel. Die letzten drei Seiten dieser 21seitigen Abhandlung befassen sich schließlich mit der Gegenwart und der Zukunft¸ und damit mit dem drohenden Untergang Konstantinopels. Sehr schön wird jedoch darauf hingewiesen¸ daß es durchaus in der Möglichkeit der Spieler liegt¸ den Zerfall der Stadt¸ durch sowohl äußere als auch innere Kräfte ausgelöst und vorangetrieben¸ zu verlangsamen oder gar aufzuhalten.
Das zweite Kapitel¸ welches in etwa 23 Seiten beansprucht¸ bezieht sich auf die Geographie Konstantinopels sowie der unmittelbaren Umgebung und seiner Provinzen. Es wird vom Elendsviertel bis hin zu den Gegenden der Reichen mit all ihren imposanten Bauten und wichtigen Gebäuden alles Berichtenswerte beschrieben. Besonders interessant ist sicherlich der Abschnitt über die unterirdischen Bereiche der Stadt¸ die nur von bestimmten Vampiren genutzt werden. Auf der letzten Seite dieses Quellenbuches befindet sich im übrigen eine hilfreiche Karte von Konstantinopel¸ in der alle wichtigen Orte eingezeichnet wurden; somit dürfte das Zurechtfinden in dieser Metropole nicht mehr allzu schwierig sein.
Dem Kapitel 3¸ treffenderweise Bündnisse tituliert¸ hingegen kann entnommen werden¸ wie die einzelnen Vampirgruppen zueinander stehen¸ welche Politik sie verfolgen¸ nach welchen Regeln sie handeln sowie welchen Gebräuchen und Ritualen sie sich verschrieben haben. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf die sogenannte Trinität¸ einer Verbindung von den Oberhäuptern dreier Vampirclans¸ die als Drahtzieher der Macht in Konstantinopel agieren¸ und ihre als Vasallen bezeichnete und ihnen untergeordnete Vampirfamilien gerichtet.
Das vorletzte Kapitel behandelt im einzelnen die wichtigsten Vertreter und Persönlichkeiten der verschiedenen Vampirgruppen¸ die den Spielercharakteren im Konstantinopel des Jahres 1197 über den Weg laufen könnten. Diese nach Clans geordneten Beschreibungen umfassen die Lebensgeschichte¸ das zukünftige Schicksal und die Rollenspieldaten der vorgestellten Untoten.
Das fünfte und somit letzte Kapitel schließlich legt dem Erzähler einige brauchbare bis sehr gute¸ allerdings kurz gehaltene¸ in drei Themenbereiche unterteilte Szenariovorschläge in die Hand.
Mir als bisherigem Vampire-Unkundigen hat die Lektüre dieses Quellenband eine ganze Menge Unterhaltung geboten. Gefesselt war ich vor allem von der Beschreibung und Ausarbeitung einiger sehr mächtiger Kainiten¸ die trotz ihrer immensen Kräfte mehr als einen Hauch von Traurigkeit hinterließen. Für Spieler von Vampire: Die Alte Welt ist diese erste Städtebeschreibung sicherlich eine äußerst lohnende Anschaffung. Doch das eine oder andere Element dieser Publikation könnte meines Erachtens auch in herkömmlichen Fantasy-Rollenspielen verwendet werden.
Natürlich gibt es auch einiges zu bemängeln¸ so die wirklich schlecht zu lesende Schrift am Anfang jeden Kapitels¸ aber das sind Kleinigkeiten¸ die der Qualität dieses Bandes keinen Abbruch tun.
Eine Rezension von: Kai Grashoff http://www.fantasy-rollenspiel.de/Sphinx.html