Ravenhorst (16)
Mit dem Ravenhorst Nr.16 hält ein altgedientes Traditions-Fanzine Einzug in meine Zeitschriftenecke. Irgendwann war mir mal zu Ohren gekommen¸ daß die Macher aufgehört hätten... scheinbar habe ich mich geirrt¸ denn die Nr.16 ist brandaktuell.
Das österreichische Fanzine ist zwar laut Titelzeile für alle Fantasy-Systeme offen¸ jedoch bedeutet das auch hier (wie so oft) eine verhältnismäßig hohe Ausrichtung auf DSA-Inhalte¸ was am starken Zusammenwirken mit der DSA-lastigen Halle der Helden.
Das bedeutet jedoch nicht¸ daß nicht auch Spieler anderer Systeme dem Ravenhorst etwas abgewinnen können¸ ganz im Gegenteil¸ nur Hassen sollte man das DSA-System besser nicht.
Eine Zusammenfassung des Inhalts gleich voran: Das Fanzine glänzt mit offensichtlich liebevoll gestalteten Beiträgen. Ein besonders großes Gewicht haben die mwehr oder weniger systemspezifischen Abenteuer¸ Geschichten und Specials. Die meisten Seiten weisen ordentliche¸ offenbar selbstgemachte Illustrationen auf. Ein besonderer Leckerbissen sind die Line-Art-Comics¸ deren Umfang zwischen Strip und mehreren Seiten variiert.
Aber es gibt auch journalistische Inhalte¸ wie den Artikel über die Spielemesse'99 in Essen und einige recht aktuelle Rezensionen kommerzieller Rsp-Produkte und anderer Fanzines.
- Nach gelungenem und auf das Special abgestimmtem Titelbild¸ folgen in aller Kürze Inhalt¸ Impressum und Vorwort. Noch mit auf Seite 3 bekommt man dann auch den ersten Raben-Comic (Witz) zu sehen.
- Ordentlich erarbeitet und angenehm umgesetzt ist das Special Ritualplätze und Kultstätten mit immerhin 5 ansehnlich illustrierten Seiten.
- Dem schließt sich die DSA-konforme garetische Saga Die Galgeneiche an (1 Seite).
- Der Artikel über die Spiel'99 in Essen nimmt ebenfalls nur eine Seite ein und liefert demnach erwartungsgemäß auch nur einen winzigen Rückblick und Daten.
- Sehr gelungen finde ich den 10. Teil des Ein Ring sie zu knechten-Comics. Eine tolle und vor allem witzige Umsetzung der Herr der Ringe-Thematik (2 S.).
- Die Höhle der Drachen ist ein universaler Fantasy-Schauplatz (Szenario). Der Artikel beschreibt die Kultstätte auf zwei Seiten in Wort und Bild. Die mitgelieferte Karte hätte schöner sein können.
- Der Hauptteil des Ravenhorst 16 ist Das Geheimnis der Schalensteine (Stufe 4-8). DSA-Fans werden ob der "Titelseite im Heft" bereits juchzen¸ denn die ist den typischen DSA-Modulen nachempfunden. Es sei gleich angemerkt¸ daß damit die Ähnlichkeiten zum offiziellen Material auch enden - zumindest was die Aufbereitung des Textes angeht. Die typische DSA-Module-Aufmachung (Trennung der Infos¸ schwarze Balken) sucht man vergebens. Dafür gibt es aber ein- oder zweispaltig gelayouteten Text¸ übersichtliches Kartenmaterial und eher durchschnittliche Charakterportraits. Zumindest passen die Illustrationen zum Inhalt.
Ingesamt ist das Abenteuer ordentlich¸ man merkt das sich hier jemand Mühe gegeben hat. Eine nette Idee sind die Charakterportrait-Karten mit Falzkante¸ zum Aufhängen am Spielleiterschirm. - Eher zum guten Ton gehören ein Verweis auf weitere Abenteuer von D.G.Didi (einem der Hauptakteure des vorliegenden RH16) und die Kleinanzeigen für andere Fan-Publikationen. Insgesamt 1½ Seiten Sponsoren-Werbung lassen sich ausmachen.
- Weiter geht's mit einer DSA-Kurzgeschichte: Die Wahrheit (3 Seiten).
- Kurz vorm Schluß gibt es noch 4 Seiten Rezensionen - zur Hälfte für kommerzielle Produkte (für DSA¸ Cthulhu¸ MERS) und für Fanzines.
- Ein Hochlicht stellt der 5. (und letzte) Teil des DSA-Comics Der Wolf von Winhall dar. Gelungen¸ obwohl nur Besitzer der vorangegangenen Ausgaben hiermit wirklich was anfangen können.
- Sozusagen Das Ende stellen zwei Versrätsel und Rastagiers Rat (ebenfalls ein Rätsel) dar. Besonders fies: die Lösung gibt es erst im RH17 !
Wie schon gesagt¸ hat mir der Inhalt des aktuellen Ravenhorst sehr gut gefallen¸ auch wenn der Großteil nur für DSA war. In diesem Zusammenhang zweifelte ich schon an der Aussage 'Das große Fanzine für alle Fantasy-Rollenspiele'. Betrachtet man jedoch auch bereits erschienene und geplante Ausgaben¸ so zeigt sich¸ daß es jedesmal ein anderes System (z.B. MERS¸ Cthulhu) trifft. Die vorliegende Konzentration kann man daher vielleicht doch eher als zufällig bezeichnen. RH17 wird sich übrigens mit dem Schwerpunktthema Horror beschäftigen und passend dazu das Cthulhu-Abenteuer Harvest Home enthalten. Wer dahingehend schon mal sein Interesse bekunden möchte¸ findet die EMail oben.
Technisches
So gut mir die Inhalte gefallen haben¸ so schade fand ich teilweise die nur durchschnittliche Druckqualität. Tatsache ist¸ daß zwar die überwiegende Zahl der Line-Arts recht problemlos erkennbar ist - Fotomaterial oder Graustufen jedoch einen eher grausigen Eindruck machen (wovon allerdings nicht das Spielmaterial betroffen ist!). Vielleicht sollte man solche Bild-Beiträge in Zukunft vermeiden¸ bzw. vorher am PC den Bedürfnissen durch SW-Konvertierung anpassen.
Mittelklammerung¸ nicht geschnittene Lesekante und das 90g-Papier-Cover verstärken den typisch fanischen Eindruck.
Fazit:
Der Ravenhorst Nr. 16 ist optisch ein typisch fanisches Rollenspiel-Magazin. Die Inhalte sind klasse und man merkt¸ daß die Autoren mit Liebe bei der Sache waren. Begeistern konnten mich auch die Comics¸ deren Reiz nur durch den vorangeschrittenen Verlauf geschwächt wurde. Technisch darf man leider keine Wunder erwarten - prinzipiell hätte diese Ausgabe des Rabenhorst auch von 1989 stammen können.
Den Preis von 5.-DM halte ich für hoch angesetzt - zumindest für ein Fanzine in dieser Aufmachung. Wer jedoch den DSA-lastigen Inhalt schätzt¸ kann sich natürlich glücklich heißen¸ überhaupt in den Besitz einer Ausgabe zu kommen. Die Auflage liegt bei nur 300 Stück.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de