Mirakel (1)
Es gibt ein neues Fanzine¸ das nähere Betrachtung verdient: mit Mirakel hält ein Fanzine Einzug in die Szene¸ das für eine Erstlingsnummer bleibenden Eindruck hinterläßt.
Die 64 Seiten sind wohlgefüllt mit Artikeln¸ ein kleiner Schriftgrad bring viel¸ viel lesbares unter¸ will heißen¸ der Platz ist überall genutzt¸ um dem Leser viel Material zu bieten. Dabei wurde auf Textwüsten weitgehendst verzichtet¸ es findet sich fast auf jeder Seite wenigstens eine Illustration oder zumindest ein Info-Kasten oder Ähnliches. Das macht das Lesen angenehm und gibt einen positiven Gesamteindruck. Die Illustrationen selbst könnten ein wenig kontrastreicher sein¸ aber für eine Erstausgabe wollen wir hier keine so hohen Maßstäbe setzen: immerhin sind die mehreren derer gut gelungen. Lediglich das Titelbild ist schwer zu erkennen: hier sollte man beim nächsten mal eine Grafik mit mehr Line-Art-Elementen verwenden¸ damit sie klarer herüberkommt.
Zum Inhalt selbst: hier findet man eine erfreuliche Mischung aus viel verwertbarem Spielmaterial. Für DSA wird der Heldentyp des Dunkelelfen eingeführt: gut gelungen¸ auch wenn die eingefleischten DSA-Puristen wohl dieses AD&D-Imitat rundweg ablehnen werden¸ zu wenig paßt er in das offizielle Aventurien. Dann folgt das Cthulhu-Abenteuer 'Der weinende Brunnen': ein 1:1-Abenteuer mit nicht sehr hohem Schwierigkeitsgrad¸ aber gerade recht als Einführungsabenteuer¸ und gut ausgearbeitet mit stimmiger Handlung.
'Steinblut' schließlich ist eine gute Kurzgeschichte¸ während die 'Globen der Macht' ein etwas ungewöhnliches Magiekonzept vorstellen. 'Die schwarze Sonne' ist eine Cthulhu-Kurzgeschichte¸ die sich um Lovecraftschen Stil bemüht: mit vorhersehbarem Ende¸ aber trotzdem nicht schlecht gemacht. Dann werden die DSA-Spieler wieder bedacht: Regelergänzungen zum Kampfsystem führen Trefferzonen ein¸ auch keine schlechte Sache¸ wer das zusätzlich nutzen will.
Ein großer Teil des Heftes ist den Rezensionen gewidmet: Fanzines¸ Bücher (darunter eine längere Vorstellung von Kiesows 'Das zerbrochene Rad') und auch die neuere Comic-Serie Witchblade werden betrachtet¸ durchaus kompetent und objektiv (soweit dies überhaupt möglich ist versteht sich).
Damit nicht genug¸ es folgt als Abschluß noch unter dem Titel 'Die blaue Mappe' ein eigenes Rollenspielkonzept¸ mit Weltkarte¸ mit groben Umrissen des Systems sowie mit der Entsteheungsgeschichte dieses Systems¸ wo man verfolgen kann¸ wie die Entwicklung eines Rollenspiels in der Fanszene verläuft. Sehr interessant zu lesen auf jeden Fall.
Und nochmal eine Kurzgeschichte¸ 'Das Geheimnis der sieben Schlüssel'¸ weiters ein Shadowrun-Bericht und Berühmte 'Last Worlds'¸ auch das findet sich im Mirakel 1.
Wie man sieht¸ besitzt der Mirakel eine ausgewogene Mischung¸ die viele Rollenspielsysteme anspricht. Die Qualität der Artikel und Kurzgeschichten recht gut¸ und es findet sich viel¸ viel Lesbares¸ Spielbares und Kurzweiliges in dem Heft. Für eine Erstlingsnummer hat der Mirakel auf jeden Fall Beachtliches geleistet. Und da auch der Preis voll in Ordnung ist¸ kann man dieses junge Zine eigentlich jedem Rollenspieler ohne Vorbehalt empfehlen. Wenn die folgenden Hefte dieses Niveau halten¸ kann man sich endlich wieder auf eine Belebung der Fanszene freuen.
Eine Rezension von: Halle der Helden http://www.halle-der-helden.at