Mephisto 32
Das Mephisto-Magazin ist zweifellos eines der renommiertesten deutschen Rollenspielmagazine¸ das mit der ersten Ausgabe des Jahres (Nummer 32 insgesamt) einige lose Fäden beendet. So ist zum Einen der zweite Teil der Cthulhu-Kampgane "Der gläserne Tod" im Heft zu finden¸ zum anderen eine Shadowrun-Kampagne¸ die den Übergang von SR3 zu SR4 und den damit verbundenen Zeitsprung ermöglicht. Außerdem gibt es Abenteuer für Engel¸ Unknown Armies und Degenesis und ein Szenario für Warhammer. Shadowrun 4 wird mit einer ausführlichen Rezension gewürdigt¸ und Confrontation (ein neues Tabletop-System) sehr ausführlich vorgestellt. Für die Welt der Dunkelheit werden Ghule als mögliche Gegner vorgestellt. Zwar gibt es bereits die Diener der Vampire¸ aber bei den hier vorgestellten Kreaturen handelt es sich um kannibalistische Monster¸ die dem bekannten Ghul aus dem Shadowrun-Universum ähneln.
Da ich mich nicht mit allen im Heft mit Beiträgen versehenen Systemen auskenne¸ werde ich nur zu Shadowrun und Cthulhu etwas sagen. Das Abenteuer für Degenesis gefiel mir beim Lesen sehr gut¸ allerdings habe ich in dem System zu wenig erfahren¸ um es einschätzen zu können.
Die Shadowrun-Kampagne "Am Ende der Ewigkeit" dreht sich wieder einmal um den Nosferatu Cherkov¸ der aus dem Roman "Nachtstreife" und einigen Ausgaben der Wunderwelten und Mephisto bekannt sein könnte (mir sagte er nichts). Er hat sich auch nach einigen Rückschlägen nicht von seinem Ziel abbringen lassen: der Erlangung echter Unsterblichkeit¸ ohne den vampirischen Makel. Zu diesem Zweck hat er einen komplizierten Plan ersonnen¸ für dessen Erfolg er viele Komponenten benötigt. Hier kommen die Charaktere ins Spiel¸ denn natürlich sind sie es¸ die Cherkov dabei helfen sollen und immer tiefer in seine Machenschaften verstrickt werden. am Ende der Kampagne werden sie sich entscheiden müssen¸ ob sie wirklich auf Cherkovs Seite stehen¸ von dem vorher sehr viel Geld¸ Cyberware und magische Ausrüstung bekommen haben¸ oder ob sie sich auf die Seite der Opposition schlagen. Wie auch immer sich die Charaktere entscheiden¸ am Ende werden sie entweder tot sein oder den Schatten den Rücken kehren¸ denn mit den Nuyen¸ die sie in der Kampagne gesammelt haben¸ lässt sich das endgültig bewerkstelligen. So können Spieler ihre lieb gewonnen SR3-Charaktere in den Ruhestand schicken und die neue Edition mit neuen Charakteren beginnen. Mir hat die Kampagne allerdings nicht komplett gefallen¸ da an einigen Stellen die Auswahlmöglichkeiten für die Charaktere sehr begrenzt sind¸ die NPCs teilweise übermächtig erscheinen und das Ende sehr klischeehaft ist.
"Der gläserne Tod"¸ das Abenteuer für Cthulhu¸ findet ebenfalls seinen Abschluss. Die Charaktere erfahren endlich alle Hintergründe des Mordes aus Teil 1 und sehen sich in Londons Chinatown des Jahres 1921 mit einer uralten Macht und skrupellosen Magiern konfrontiert. Auch wenn das Abenteuer sehr gradlinig aufgebaut ist¸ werden die Spieler vor Überraschungen nicht gefeit sein und die Pläne der schillernden NPCs nur mit Mühe durchkreuzen können. Durch die Konzentration auf Chinatown und chinesische Magie wirkt es außerdem sehr exotisch und paßt gleichzeitig sehr gut zu Cthulhu. Der Werkstattbericht über Degenesis¸ Unknown Armies und Aera ist zwar etwas knapp¸ aber sehr informativ - ich hätte mir nur ein paar Bilder gewünscht. Die Idee¸ Ghule in die Welt der Dunkelheit zu bringen¸ hat mir sehr gut gefallen und passen gut in jede WoD-Kampagne¸ die einmal mit dem Zombie-Thema spielen will.
Die Rezensionen sind zwar nicht immer brandaktuell¸ aber gut geschrieben und nachvollziehbar. Zwar könnten manche etwas ausführlicher sein (z.B. Degenesis)¸ aber das ist nun einmal das Problem von Printmedien. Genug Platz ist nie da. Und nicht nur inhaltlich ist die Mephisto erstklassig¸ auch bei der Aufmachung gibt es nichts zu meckern. Die verschiedenen Szenarien und Abenteuer bieten für jeden Geschmack etwas¸ auch wenn es wohl niemanden geben wird¸ der alle System kennt. Man bekommt auf sehr angenehm zu lesende Art und Weise einen Überblick über die Rollenspiel- und Tabletop-Szene und weiß seine 7¸95 Euro gut angelegt.
Eine Rezension von: Lars Heitmann