Mephisto 09
Es lebt¸ es gedeiht und die Anfangspanik scheint überwunden. Die Mephisto kann nach ihrem Neustart im Letzten Jahr auf eine regelmäßige zweimonatliche Erscheinungsweise und eine stetig wachsende Leserschaft zurückblicken¸ so daß mittlerweile tatsächlich viele Ausgaben schlichtweg vergriffen sind.
Bei der anvisierten Zielgruppe - die Spieler aus den Reihen der World of Darkness¸ Shadowrun¸ Cthulhu und anderen düsteren Genres abdeckt - herrschte seit jeher ein Vakuum an geeigneter Lektüre¸ was für die Macher wohl auch der entscheidende Punkt war.
Anders als die meisten Rollenspiel-Magazine protzt die Mephisto mit einer großen Zahl Farbseiten¸ die zudem nicht nur für die Werbung genutzt werden. Der Luxus schlägt sich natürlich im Preis nieder¸ der jedoch mit knapp 9¸ bzw. 7¸50 DM (Abo) pro Ausgabe gerade noch im Rahmen liegt.
Unter Werbeallergie sollte man allerdings auch nicht gerade leiden¸ denn selbst wenn man die Produktinformationen wie Ankündigungen und Rezensionen wegläßt¸ kommt man immer noch auf 15 Seiten (von 84). Dazu kommen noch mal 23 Seiten mit News/Produktinformation (Rollenspiele¸ PC-Games¸ Romane) - wie man diese wahrnimmt ist natürlich Geschmackssache.
Aber selbst¸ wenn ich mit all dem noch nichts anfangen konnte¸ wird es jetzt richtig interessant und wenn ich interessant sage¸ funkelt bei der zweiten Hälfte des Inhalts ein kleines Sternchen meine Pupillen entlang...
- Der Mitternachts Zirkel
Ab ins Shadowrun-Universum. Die acht farbigen Seiten bringt reichlich Gerüchte und Shadowtalk über eine Verschwörung im Kirchenstaat Westphalen. Wie immer bleiben alle Aussagen je nach Spielleiter im Bereich zwischen reiner Lüge und absoluter Wahrheit. Schöne Illus und dank Björn Lippold auch gute Texte.Die V-Akten - das Rollenspiel als Serie
Ein kompletter Kampagnenhintergrund (Serie) für Projekt: EOS¸ quasi eine Mischung aus WoD¸ Hunter¸ Akte X usw. - Voernthorn - Ebene der Dornengardisten
Langsam beginne ich mich an diese Serie zu gewöhnen und auch den Sinn dahinter zu erkennen. Der vorliegende Teil liefert wirklich schaurig schöne Beschreibungen und gute Karten der Festung Voernthorn für das Rollenspiel Angeli. - Ein ziemlicher Volltreffer ist Sarnath - Die Kirche der leuchtenden Weisheit
Was allgemein als Discothek mit schrillem Kirchenoutfit durchgeht¸ entpuppt sich als Treffpunkt der Manhattan-Sabbat-Szene. Wer schon ein wenig von der kranken Natur der Sabbat-Vampire mitbekommen hat¸ weiss¸ daß hier allerlei Geschmacklosigkeiten auf den Leser warten. Der Text wartete mit sehr atmosphärischen Texten¸ Charakterbeschreibungen und nicht zuletzt einer passenden Getränkeliste auf. Raumpläne und teils heiße Illustrationen verbildlichen die Unkultur. Insgesamt ein ziemlich stimmiger Artikel (11 Seiten¸ für Vampire: die Maskerade). - Recht und Gesetz in Shadowrun
ist so ein typischer Artikel der in kein Regelwerk paßt. Wer sich gerade den Unterwelt-Quellenband durchließt bekommt hiermit vielleicht noch ein paar nette Anregungen (3 Seiten). - Cthulhu: Von Magie und alten Büchern
Der Artikel behandelt einen sehr wichtigen Aspekt¸ wie man bei Cthulhu zu Macht kommen kann¸ aber auch seinen Verstand ruiniert: Bücher. Hierbei geht es weniger um eine Aufzählung von Artefakten¸ sondern um einen Leitfaden¸ wie man neue Bücherideen kreiert.
Technisches:
Die Mephisto ist eines der am besten illustrierten Magazine im deutschen Rollenspielsektor. Die Farbseiten machen eine Menge aus¸ aber vor allem die Fähigkeit der Künstler und Layouter¸ diese zu füllen ist ein Kompliment wert. Die Text sind ganz ordentlich¸ allerdings versagt scheinbar der Lektor öfter. Aber kaum eine Rollenspiel-Publikation kann sich rühmen keine Rechtschreib-Fehler zu machen¸ schon gar keine zweimonatlich erscheinende.
Fazit:
Die Mephisto Nr. 9 bietet ein paar echte Schätze¸ die die Spieler der betreffenden Systeme erfreuen wird. Wer sich nach einem Rundumschlag sehnt und sich auch für Romane und PC-Games interessiert¸ wird die Mephisto wahrscheinlich in einem Stück verschlingen. Alle anderen bekommen für ihr Geld etwa 40 Seiten sehr gutes Material - was ich mehr als gerecht finde.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de