Fantastic Adventure (1 und 2)
Wenn Rollenspiel-Verlage Rollenspiel-Magazin machen¸ dann kannst Du was erleben ...
Was man dabei erlebt ist klar¸ denn die 'Großen' der Branche haben es vorgemacht: wenn ein Rollenspiel-Verlag ein Magazin herausbringt¸ kann man sich ziemlich sicher sein¸ dort nur Support für die verlagseigenen Systeme zu finden. Für die Fans bedeutet der Support durch ein Magazin jedoch in vielen Fällen auch eine beachtliche Steigerung der Attraktivität des eigentlichen Rollenspielsystems selbst - der Verkauf gut versorgter Systeme steigt dem entsprechend. Klar¸ daß 'kleinere' Verlage ohne eigenes Magazin¸ da häufig im Regen stehen blieben und vor sich hin versauerten.
Aus dem Vorwort der ersten Ausgabe von Fantastic Adventure (das Mario Truant selbst verfaßt hat) geht klar hervor¸ daß ihm dieser Umstand seit dem bedauerlichen Untergang von Spielwelt und Challange an die Nieren ging und die Entstehung dieses Magazins seine Antwort darauf darstellt. Natürlich findet Truants eigener Systeme-Pool in vielen Artikeln Support... Aber eben nicht nur ! Andere Verlage haben sich offensichtlich ebenfalls aktiv ins Zeug gelegt und 'ihr(e)' Systeme im eigenen typischen Stil vertreten.
Support ...
Die Produkte aus dem Truant-Verlag¸ das sind z.B.: Ars Magica¸ Blood Race¸ Castle Falkenstein¸ Fading Suns¸ Hyperboria und In Nomine (Satanis) / In Magna Veritas werden also automatisch immer wieder mal vorgestellt oder in Form von Abenteuern¸ Szenarien oder Spieltips unterstützt werden.
Noch mehr Support ...
Mit der scheinbar anderenorts üblichen 'egozentrischen Verlagsphilosophie' brechend¸ präsentieren sich bereits in den ersten beiden Ausgaben auch noch folgende Systeme: AD&D¸ Cyberpunk¸ Deadlands¸ Fearless¸ Ruf des Warlock¸ Space Gothic¸ Vampire: Die Maskerade¸ Warhammer: Das Rollenspiel¸ Wasteworld.
Zusammenfassend gesagt ist das Fantastic Adventure bislang eine Art Gemeinschaftsproduktion der folgenden Verlage: Schwarzes Einhorn¸ Feder & Schwert¸ Excalibur¸ Fantastische Spiele¸ Games In Verlag und natürlich Truant.
Bemerkenswert erscheint mir dabei¸ daß versucht wird¸ alle Artikel so zu layouten¸ wie es für die Originalprodukte üblich ist (z.B. typisches Vampire-Layout beim V:dM-Artikel). Das schließt Schrifttyp¸ Schreibstil und Illustrationen mit ein¸ denn diese Idee scheint im Interesse aller Verlage zu sein (Gewöhnungseffekt) und sorgt natürlich für ein 'Vertrautheitsgefühl' beim Leser.
Ein nicht zu verachtender Nebeneffekt ist¸ daß die Eigenbeiträge der Verlage natürlich auch eine Art 'offiziellen Charakter' haben und in Einklang mit den restlichen Produkten ist.
Wie es aussieht werden aber auch Fan-Erzeugnisse hier ihr Forum finden - durch welche (Verlags-)Hände es jedoch letztendlich zum Magazin gelangt¸ bleibt bislang ungeklärt.
News & Rezensionen
Zwar gibt es auch am Anfang jeder Ausgabe eine News-Sektion¸ aber Mario Truant hat es offensichtlich eingesehen¸ daß man mit einem niederfrequenten Erscheinen niemals wirklich aktuell sein kann. Als ergänzenden Service bietet er daher seine entsprechende Online-News-Sektion an (truant.de).
Auch mit Rezensionen [in der laut Truant 'Verrissen und gelobhudelt' wird - so sieht man konstruktive Kritik also auf der 'anderen' Seite ! Aha ... :-) ] will das Magazin nichts zu tun haben. Stattdessen soll eine 'Vorstellung von Produktlinien' erfolgen¸ um die Aufmerksamkeit des Lesers auf bestimmte Produkte zu lenken (aber es spricht von Intelligenz¸ daß er seine Vorstellungen nicht wie manch anderes Magazin 'Rezensionen' nennt).
Nun gut¸ kommen wir zum ...
'Verreißen und Lobhudeln' - Schlag rein !
Als Spieler der oben aufgezählten Systeme¸ wäre man wahrscheinlich schon mit einem DIN-A5-Heftchen und SW-Seiten zufrieden gewesen¸ solange der Inhalt stimmt... Das Konsortium der großen Verlage und die sich dahinter verbergende Professionalität machten es jedoch möglich¸ daß die gut 80 Seiten von einem farbigen Softcover mit ansprechendem Fantasy-Motiv zusammengehalten werden. Der niedrige Preis von 6¸80 DM tut sein übriges - sollte jedoch vielleicht ein wenig mehr Platz auf dem Titel bekommen.
Aus dem Vorwort der ersten Ausgabe¸ die übrigens bereits Mitte '98 erschien¸ habe ich bereits eingangs berichtet¸ die zwei Seiten News sind inzwischen veraltet und auf den Inhalt der ordentlichen - aber dennoch recht unübersichtlichen (unangenehm gleichförmig) Inhaltsangabe - werde ich jetzt ohnehin eingehen.
Den Auftakt macht eine Zusammenfassung über den Assamiten-Clan aus Vampire:dM. Die Jungs von F&S haben ihr Wissen über die bereits erschienenen Produkte zusammengefaßt und geben einen Überblick über die wichtigen Clanmitglieder. Ergänzt wird dies durch ein kopierbares leeres Assamiten-Charakterblatt. In einem fort folgt das Vampire-Kurzabenteuer Das blutige Kreuz¸ inkl NSC-Angaben (insg. 5 Seiten im V:dM-Design).
Für Space Gothic findet sich ein Artikel über das SCPD Red (Silicon-City-Police-Department)¸ der den ersten Teil einer ganzen Serie darstellt. Die erste Folge bringt allgemeine Informationen über Silicon City und spezielle Infos über SCPD Red. Zwar entgeht mir der Sinn¸ warum eine Tabelle um 90 Grad gedreht wurde¸ aber ansonsten ist der Artikel ganz ordentlich aufgemacht. Neben einer Übersichtskarte (Umgebung Silicon City) gibt es auch eine SG-Leserbrief-Sektion (insg. 6 S.).
Castel di Romera ist eine Ars Magica-Saga im Jahre 1459 in 4 Teilen. Der Artikel entpuppt sich als stimmungsvolle A.M.-Einführung¸ die allgemein über Zeit (Renaissance)¸ Land und Leute referiert und auch nicht mit Daten (Preise¸ etc.) geizt. Anschließend geht der Artikel näher auf den Hermes-Orden und seine 12 Häuser ein (8 Seiten).
Ebenfalls als 'Einführung' in die Materie¸ zeigt sich der Fearless-Artikel. Aufgelockert durch 'Söldner-News'¸ 'Galagtic-News' und 'Fragen und Antworten' erfährt man auf 6 Seiten vor allem¸ wie das Spiel gespielt wird und welche neuen Produkte dafür erschienen sind.
'Raumstation Cumulus' ist wieder was brauchbares: nämliche deren Beschreibung in Wort¸ Bild und technischen Daten (7 Seiten). Eignet sich speziell für Fading Suns¸ aber wohl auch alle anderen Space-Rollenspiele
Das Abenteuer für das Warhammmer-Rollenspiel 'Der dritte Schacht' verteilt sich auf 8 Seiten und eignet sich auch für andere Fantasy-Rollenspiele.
Ich staune immer wieder¸ wenn ich etwas über den Exoten Ruf des Warlock lese¸ denn dieses Rollenspiel ist im Internet eher selten vertreten¸ noch bot sich mir bislang eine Möglichkeit zum Mitspielen - Hier gibt es gleich eine ganze Ortsbeschreibung namens 'Das Theater von Karnery' (6 Seiten).
Das man 'Castle Falkenstein Live' spielen kann¸ haben wohl bislang nur wenige gewußt. Wie so etwas aussehen kann wird dem Leser hier auf 9 Seiten vermittelt. Übrigens so gut aufgezogen¸ daß er sich problemlos als Universal-Artikel für viktorianische Settings eignet.
Für In Nomine gibt es diesmal nur zwei Nichtspielercharaktere: je einen Dämonenprinzen des Meeres¸ bzw. der Diebe (2 Seiten).
Nett und witzig finde ich den Abdruck zweier Fallen aus dem 'Grimmzahns Fallenbuch Nr. 3'. Wie immer: Tödlich aber unfair. Themen: Hüpfende Kettensägen und Die Korbit-Peitsche.
Die Spielvorstellung hat diesmal WasteWorld von Manticor 'erwischt'. Der Artikel umfaßt das Grundregelwerk und das Shogunate Quellenbuch.
Das war's auch bereits mit der ersten Ausgabe. Ich hatte beim Lesen der Artikel vereinzelt das Gefühl¸ daß dem Autor die Produktvermittlung wichtiger war als der Support mit Spielmaterial. Ok¸ bei einer 'Nr. 1' kann man das noch mal durchgehen lassen. Artikel die ich als 'getarnte Werbung' empfand¸ habe ich zusammen mit den (sofort als solches erkennbaren) Werbeseiten und der 'Spielvorstellung' auf 25 Seiten hochgezählt. Bei einer Gesamtseitenzahl von 84¸ folgt daraus ein Werbeaufkommen von knapp 30%. Buh !
Aber immerhin freut es mich¸ daß demzufolge immerhin knapp 70% reines Spielmaterial zu finden ist - frei von vielen Rezensionen und Neuigkeiten / Produktvorstellungen.
Ebenfalls farbenfroh und hochglänzend lädt die zweite Ausgabe zum Kauf ein. Vorwort¸ Inhalt und News finden sich auf den ersten drei Seiten.
Den Auftakt macht SCPD Red-Teil 2 für Space Gothic. Diesmal gehts (auf 10 Seiten) um Silicon-City. Die Bereiche der Stadt werden anhand einer einfachen Karte und passenden Textblöcken aufgelistet.
Für das Warhammmer-Rollenspiel gibt es diesmal mit 'Hexenjäger und Hinterwäldler' ein interessantes Szenario (7 Seiten).
Zu Fearless gibt es Berichte über Helios III¸ die Spezies der Cysionen (läßt sich vielleicht auch universell einsetzen) und einen Kurzbericht über einige Teams der Fearless-Arenen (6 Seiten).
Klasse fand ich den 9 Seiten langen Bericht über das Strafkommandos (Killer-Teams aus Häftlingen) bei Cyberpunk. Eine allgemeine Einführung¸ gefolgt von einer Auflistung einiger Gruppen. Abgerundet wird der Artikel durch das Interview mit dem erfolgreichen Chef der 'Predators'.
AD&D (bzw. Amigo) läßt ein 'Classic-Dungeon' Ein todsicherer Einbruch springen. 12 - auch universell - brauchbare Seiten Fantasy-Abenteuer¸ wenn auch wie gesagt 'Classic'¸ d.h. pures Dungeon-Crawl.
Castel di Romera¸ Teil 2 ist die versprochene Fortsetzung der Ars Magica-Saga. Diesmal wird das Italien des Jahres 1459 und das römische Tribunal beschrieben (8 Seiten).
Spielevorstellungen gibt es über Blood Race¸ Deadlands und Hyperborea.
Den Abschluß bilden zwei 'neue' Fallen aus Grimmzahns Vorrat (Tödlich aber unfair) namens 'Greif nach dem Ring' und 'Die Hieroglyphenfalle'. Die Warnung vor dem Nachbau dieser Fallen scheint mir diesmal allerdings etwas übervorsichtig :-)
Auch die zweite Ausgabe beinhaltet wieder ein breites Spektrum an Systemen. Die Werbedichte ('getarnte Werbung'¸ Werbeseiten und 'Spielvorstellungen') liegt bei eleganten 33% (28 von 84 Seiten) - und schlägt damit sogar dir Nr. 1. Aber wie auch dort¸ gilt hier: Der Rest ist Spielmaterial - und damit sieht's für die Fantastic Adventure insgesamt gar nicht so schlecht aus.
Fazit:
Das Konzept mit dem 'passenden Layout' finde ich klasse - jeder Verlag stylt seine eigenen Seiten und am Ende fügt man es zu einem Magazin zusammen¸ daß eine große Breite an Systemen abdeckt und weitere durch oftmals universell verwendbares Material mit abdeckt.
Ich hoffe¸ daß die Verlage in Zukunft ihren Raum noch weniger für direkte Produktwerbung verschwenden¸ sondern bedenken¸ daß die Systeme für die Leser vor allem durch guten Materialsupport interessant werden.
Wer sich von der breiten Themen-¸ bzw. Systeme-Auswahl angesprochen fühlt¸ sollte zugreifen - für den Preis bekommt man sonst wohl nirgends so gutes Material - schon gar nicht für ein paar der Exoten-Systeme.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de