Envoyer 09/2005
Mit freundlicher Genehmigung von: |
Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Im Vorwort macht Chefredakteur Christian Fischer deutlich, an was es den Cons heutzutage mangelt. Zumindest gibt es jetzt wohl einen mehr, den nach 107 Ausgaben Envoyer, also knapp neun Jahren, hat er nun seine Spielleiterpremiere gegeben...
Hauptaugenmerk dieser Ausgabe ist die im Envoyer promotete Fantasywelt Paliomêl. Hier wird die Region 16 vorgestellt, die von Sumpf und Dschungel bedeckt ist. Bei der Beschreibung wird diesmal weniger Wert auf die Geografie gelegt, als vielmehr beide Völker in den Mittelpunkt gestellt, die teils auch intime beschrieben werden.
Den Dschungel bevölkern Egmar, kleine menschenartige Wesen mit filigranen Flügeln, die einen harten Kampf gegen die Raubkatzen führen. Ähnlichkeiten zu D&D-Pixies oder den Windlingen Earthdawns sind vorhanden, auch wenn sie fledermausartiger sind. Sie leben in großen, gut geschützen Gemeinschaften, die durch ihre Vielzahl Egmars auch gegen die viel größeren Räuber des Dschungels bestehen können.
Der Sumpf hingegen wird von Sumpfmenschen bewohnt, welche das harte Los des kargen Dahinvegetierens akzeptiert haben. Einst haben auch sie im Dchungel gelebt, bevor sie vertrieben wurden. In den Sümpfen wächst ein Rauschkraut namens Kruul, das weithin in Paliomêl bekannt ist und der eigentliche Grund ist, warum die Außenwelt Kontakt mit den Sumpfmenschen aufnimmt.
Beide Völker sind stimmungsvoll anhand einer Kurzgeschichte beschrieben, welche dann von allgemeinen Informationen unterbrochen wird. Abschließend werden die besonderen Zauber der Völker vorgestellt. Stimmig und phantasievoll, eindeutig gehobener Durchschnitt.
"Böse ist, wer Böses tut" stellt zwei Szenarien für Superhelden-Rollenspiele vor. Eigentlich geht es weniger um die Handlung, als das man sich auf den bösen Gegner konzentriert. Zum einen "Gaia", eine Art Ökoterroristin, die durchaus ehrenwerte Ziele jedoch auf falschen Pfaden verfolgt. Das zweite Szenario sieht erst nach einem Amoklauf in einer Schule aus, entpuppt sich aber als eine Art "Coming Out eines Erzschurken". Beide sind recht originell, so dass sie durchaus Verwendung finden könnten.
Der Beitrag "Urheberrecht im Rollenspiel-Sektor" gibt Aufschluß über die Rechte als Käufer, Fan-Autor und Homepage-Macher. An letztere beiden wendet sich der Artikel im wesentlichen, denn die Rechte als Käufer sind schnell abgehakt. Darf ich Bilder kopieren, dürfen Ausschnitte aus Regelwerken kopiert werden und was passiert, wenn meine Publikation dem Verlag auf einmal gefällt? Diese Fragen beantwortet der Artikel.
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Abgerundet wird das Heft von News und Rezis sowie der Serie "Guter Rat aus Envoria" und dem Weltenretter-Comic. Die rund zehn Seiten Rezis sind bunt gemischt und durchaus sachlich geführt, allein die letzte Rezi über eine DSA-CD sticht negativ hervor. Kurz und knapp wird sie verrissen, doch der Artikel befasst sich mehr mit der Werbung für das Produkt als mit dem Produkt selbst. Vor allem fehlen aber der Name des verantwortlichen Rezensenten und der Wertungsblock.
Fazit: Diesmal ist der Envoyer deutlich dünner, das fehlende Abenteuer macht sich bemerkbar. Der Artikel übers Urheberrecht ist durchaus für Fanautoren empfehlenswert und wer Paliomêl sammelt, wird um diese Ausgabe nicht herum kommen. Ansonsten bleibt es dünn.
Eine Rezension von: Ingo 'Greifenklaue' Schulze https://greifenklaue.wordpress.com/