Envoyer 03/2005
Mit freundlicher Genehmigung von: |
Das universelle Rollenspiel-Fanzine Greifenklaue wurde bereits 1997 von Mitgliedern der Pfadfindergruppe Mantikore als gedrucktes A4-Heft ins Leben gerufen und eroberte ab 2005 auch das Internet. Neben dem gedruckten Fanzine betrieb Ingo aka "Greifenklaue" vor allem einen Blog, einen Podcast und ein eigenes Forum. Zur großen Bestürzung der Rollenspiel-Szene verstarb Ingo Schulze am Freitag den 26.11.2021. |
Die erste Ausgabe nach dem großen dreistelligen Jubiläum wird beherrscht von den drei Titelthemen.
Mit Paliomêl veröffentlicht der Envoyer seine eigene Spielwelt, die sich über 18 Regionen erstreckt. Jeder hatte die Chance, sich als Autor zu bewerben und schnell waren alle Autoren beisammen. Mittlerweile werden "Untermieter" gesucht, welche die Regionen beleben.
Felix Grasseggers Chagan ist nun die vierte Region, die veröffentlicht wurde. Angelehnt an den fernöstlichen Kulturkreis wird Meridian-artig von dem Land berichtet, ohne das wirklich Leben reinkommt. Der Beschreibung mangelt es an Farbigkeit und Kreativität.
"Gloriels Geschenk" hingegen ist ein wirklich exzellentes Engel-Einstiegsabenteuer. Es liefert den Hintergrund für eine gemeinsame Schar und lässt diese erste Schritte in der Welt der Engel machen. Allerdings geht das Abenteuer teilweise sehr offensiv mit Engel-Hintergrundwissen um, man erfährt mehr als in zwei Quellenbüchern. Ein Spielleiter sollte also genau wissen, ob er es 1:1 umsetzt, gerade wenn seine Spieler die Welt noch nicht kennen. Gelungen sind dabei auch die Hinweise zum Spiel mit den Arkana-Karten, das manchem Engel-Spielleiter noch nicht so richtig im Blut liegt und diese daher auf d20 zurückgreifen.
Das Interview mit Sandy Peterson dreht sich leider mehr um Computerspiele als mir lieb ist. Den neben einigen Computerklassikern (Civilization, Doom) ist der Herr immerhin der Cthulhu-Schöpfer, was leider zu kurz kommt. Für ein Rollenspielmagazin zu wenig.
Die Serie "Hinter den Kulissen" will Jungautoren Tipps geben über Marketingstrategien. Dabei wird am Beispiel von DSA, Degenesis und dem verlagseigenen Lodland gezeigt, wie eine Promotion funktionieren kann. Für den Fan-Autoren, auf den der Artikel zugeschnitten sein soll, werden aber nicht die Möglichkeiten im Kleinen aufgezeigt, vielleicht hätte hier das Beispiel eines erfolgreicheren Fan-Rollenspiels gut getan.
Der letzte Artikel ist dann eher für Online-Spieler interessant. Ein "Dark Age of Camelot"-Mitarbeiter zeigt auf, wie Metaplots und Massenquests organisiert und gestaltet werden. Insgesamt ein interessanter Einblick in die "moderne" Version des Rollenspiels.
Daneben gibt es natürlich noch einiges anderes, eine Stärke des Envoyer sind sicherlich seine bunt gewürfelten News und Rezensionen, obwohl letztere diesmal sehr in der Qualität variieren. Das Layout des Heftes ist leider weiterhin als Bleiwüste zu bezeichnen. Beide Hauptartikel auf immerhin 42 Seiten bieten vier Zeichnungen, wovon zwei Handouts sind...
Fazit:
Für 1,80 Euro kann man dank des Engel-Abenteuers wenig falsch machen, ansonsten bietet die Ausgabe wenig Kaufanreize für Rollenspieler.
Eine Rezension von: Ingo 'Greifenklaue' Schulze https://greifenklaue.wordpress.com/